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Tierstimmen

HÖREN SIE DIE STIMMEN DER WILDTIERE

Die Stimmen der Wildtiere sind oft geheimnisvoll und faszinierend. In der Stille der Nacht dringen sie durch den dichten Wald und lassen unsere Sinne aufhorchen. Das lautstarke Röhren der Hirsche, das melodische Singen der Vögel oder das schrille Heulen des Fuchses,  – jede Tierart hat ihre eigene einzigartige Stimme. Diese Stimmen sind nicht nur Ausdruck ihrer Kommunikation, sondern auch ein Zeichen für ihre Präsenz und ihr Überleben in der Wildnis. Wenn man die Stimmen der Wildtiere hört, spürt man die Verbundenheit mit der Natur und wird daran erinnert, wie wichtig es ist, diese wertvolle Vielfalt zu schützen und zu respektieren.

 

REHE RICHTIG ANSPRECHEN

Wenn zum Monatswechsel März-April die ersten warmen Tage das Grün sprießen lassen, kommt Bewegung in unser Rehwild. Schon nach wenigen Tagen lösen sich die Sprünge, zu denen sich das Rehwild in der vegetationsarmen Zeit zusammengeschlossen hatte, auf.
Die frische Vegetation und die Sonneneinstrahlung aktivieren die Hormone. Die alten Böcke beginnen zu fegen und sind die ersten, die die besten Standorte besetzen.
Auch die Ricken, mittlerweile sichtbar hochbeschlagen, dulden die Kitze des Vorjahres nicht mehr in ihrer Nähe und suchen geschützte Einstände für den heranwachsenden Nachwuchs.
Diese zu Schmalrehen und Jährlingen mutierenden Jungrehe ziehen nun orientierungslos durch die Flur. Der Jährling wird ständig von seinen älteren Geschlechtsgenossen herumgestoßen. Kaum hat er einen Einstand gefunden, bringen ihn die älteren Böcke auf die Läufe und er wird verjagt.
Einzig das zarte Schmalreh wird nicht nur geduldet, sondern ist bereits jetzt begehrt. Gerne sucht es nach dem Verlust der Führung durch die Ricke eine neue Führung. Was bietet sich da besser an, als sich einem alten erfahrenen Bock anzuschließen, schließlich weiß er, wo es lang geht.
Geht es um das Ansprechen, berührt man bei den meisten Jägern eine – ja eigentlich die   – jagdliche Tabuzone. Schon wenn ein Jäger mit dem Fernglas das Alter eines Rehbockes, Gams oder Hirsch aufs Jahr bestimmt.

Ansprechen muß von Ehrlichkeit und Realität getragen werden, darf sich weder in Mystik, “Wichtigtuerei” noch in reine Zweckspekulationen verlieren. Gewiß, es gibt Kriterien, die wir Jäger beachten müssen und auch können. So ist es eigentlich selbstverständlich, daß wir den Kitzen nicht die Geiß wegschießen – gerade hier erlebte ich von selbsternannten Ansprechskünstlern, gerade bei Gamswild manche Enttäuschung.  Es sollte selbstverständlich – einfach logisch sein, daß wir ein erkennbar schwaches Reh schießen.  Nicht selten wird sich das optisch schwache Reh nach dem Schuß aber trotz aller Ansprechskunst als stärkere erweisen.

Woran erkennen wir das Alter unserer Rehböcke?

Fangen wir bei den Jährlingen an, denn die sind in der Tat noch am sichersten anzusprechen. Noch immer spukt in vielen Jägerhirnen das Vorurteil, Jährlinge hätten in der Regel rosenlose Stangen, und Jähringsstangen seien grundsätzlich auf schwache Veranlagung zurückzuführen! Ein 18 kg Jährling trägt unter Umständen nur Knöpfe: für seine spätere 2 Laufbahn” scheint aber das Körpergewicht wichtiger zu sein als das seines Geweihs . Aus dem Jahrlingsknopfer – ist er ansonsten gesund und stark – kann er schon im nächsten Jahr einer der besten Zweijährigen werden.  In erster Linie ist auf den gesamten Körperbau zu achten, zu erlegen sind körperlich entsprechend schwach entwickelte Jahrlingsböcke bzw. C-Böcke.
Im Gegensatz zu Körperformen scheinen Verhaltungsmuster auch Altershinweise zu liefern.  Jährlinge werden von älteren Böcken verjagt, unterdrückt und sind nicht territorial.  Junge Böcke sind eher übermütig und treten häufiger mit Artgenossen zum äsen aus.   Jährlinge sind manchmal zu Beginn der Jagdzeit noch im Bast. Wenn sie sonst körperlich gut veranlagt sind, ist dies kein Erlegungsgrund! Ein Bock, der schon im März verfegt, aber noch im Juni nicht verfärbt ist, kann nicht der Jüngste sein.Ein anderer, der erst Anfang Mai verfegt und gleichzeitig schon den Haarwechsel fast abgeschlossen hat, ist bestimmt nicht alt, und wenn sein Geweih noch so stark ist.

Ältere Böcke:

Wie schon erwähnt, ist es verdammt schwierig das Alter eines Rehbockes, hauptsächlich in der Mittelklasse zu bestimmen.  Es bleibt festzustellen, daß einzelne ältere Böcke bereits rot sind, während die meisten Jährlinge noch nicht voll verfärbt haben.

Beim Rehwild ist die „Zahnschliffmethode“ zur Altersbestimmung bekannt, eine exakte Alterbestimmung ist aber nicht möglich.

Der Muffelfleck ist eben auch nicht das typische Kennzeichen, obwohl er schon zu beachten ist. Der Fegetermin scheidet als Altersmerkmal fast völlig aus. Richtig ist nur, daß die Jährlinge meist nach dem Haarwechsel fegen und damit gut sechs bis sieben Wochen später als die älteren Böcke.
Wie ist es nun mit dem Abwurftermin? Er hat auch auf den Bockabschuß keinen Einfluss mehr, es sei denn insoweit, als er die Schußzeit beendet. Trotzdem hält sich hartnäckig der durch ganze Lehrbuch Generation nachgebetete Lehrsatz:” Der alte Bock wirft zuerst ab, der junge zuletzt!” Wer nun tatsächlich wann abwirft ist schwer festzustellen.
Wann immer wir ein Reh erlegen, das offensichtlich älter als ein Jahr ist und wo immer über ein erlegtes Reh diskutiert wird, der Unterkiefer wird zum Kronzeugen gemacht. An diesem Stück Knochen, besser an den in ihm steckenden Zähnen hängen wir jedes Urteil auf. Fast jedes Jungjägerlehrbuch und wohl die meisten bisher über Rehwild erschienenen Werke enthalten eine “Unterkiefer-Tafel”. Den Zahnabschliff bekommen wir schon vor der Jägerprüfung eingebleut; wir müssen die auf dem Prüftisch liegenden Unterkiefer nach Jahren genau einordnen.
Der Unterkiefer eines Dreijährigen Bockes kann dem eines Fünfjährigen absolut gleich sein. Ebenso kann der Fünfjährige seine Zähne genau so abgenutzt haben wie ein Dreijähriger Mit einiger Sicherheit sagt uns der Unterkiefer nur bis zum 20. Lebensmonat das Alter an. So um die Weihnachtszeit des zweiten Lebensjahres wird es schon etwas unsicher.  Eine  sichere Altersbestimmung beziehungsweise Unterscheidung zwischen Rehen im dritten und vierten Lebensjahr ist nicht möglich. Denn die Abnützung der Zähne ist auch vielfach den unterschiedlichen Boden- und Äsungsverhältnissen, Gesundheitszustand und Veranlagung  zurückzuführen.

Wildtiere im Frühjahr besonders aktiv

Falscher Umgang gefährden das Leben von Wildtieren und Menschen

Im Frühjahr erwacht die Natur zu neuem Leben. Die Tage werden länger, die Temperaturen steigen und die Wildtiere werden besonders aktiv. Dies mag für viele Menschen eine erfreuliche Zeit sein, doch es birgt auch eine grosse Gefahren. Der Morgensport in der heimischen Natur hat eine ganz besondere Bedeutung bekommen auch jetzt zu Beginn des Frühlings zeigt sich die Natur von seiner schönsten Seite.  “Die Natur erwacht, frisches Grün bietet Nahrung für viele Tiere. Gleichzeitig verwandeln sich Wiese, Feld und Wald in eine große Kinderstube, übrigens auch in der unmittelbaren Nähe von Siedlungen, denn die Brut und Setzzeit beginnt.  Viele Wildarten wechseln von ihren Winterlebensräumen in die Gebiete, wo es reichlich Nahrung gibt und die besten Voraussetzungen für die kommende Generation geboten sind. Daher ist gerade jetzt rücksichtsvolles Verhalten besonders wichtig.”

Die Begegnung mit Wildtieren auf der Strasse kann zu gefährlichen Situationen führen. Autofahrer müssen besonders wachsam sein und ihre Geschwindigkeit anpassen, um rechtzeitig reagieren zu können. Ein plötzlich auftauchendes Reh oder ein über die Strasse huschendes Eichhörnchen können zu schweren Unfällen führen, sowohl für die Tiere als auch für die Menschen im Fahrzeug.

Die vermehrte Aktivität der Wildtiere im Frühjahr führt dazu, dass sie vermehrt auf Nahrungssuche gehen und ihre Reviere erkunden. Besonders in den frühen Morgen- und Abendstunden sowie in der Dämmerung sind sie unterwegs. Dies stellt eine grosse Herausforderung für den Strassenverkehr dar, da Wildtiere oft unvorhersehbar agieren und plötzlich auf die Strasse laufen können.
Es ist daher wichtig, dass Autofahrer im Frühjahr besonders vorsichtig sind und auf Warnschilder achten, die auf Wildwechsel hinweisen. Zudem sollten sie in Waldgebieten und ländlichen Gegenden ihre Geschwindigkeit reduzieren und stets damit rechnen, dass ein Tier die Strasse überqueren könnte.
Insgesamt zeigt sich, dass die erhöhte Aktivität der Wildtiere im Frühjahr eine grosse Gefahr im Strassenverkehr darstellt. Es liegt in der Verantwortung jedes Einzelnen, durch umsichtiges Verhalten und Vorsicht dazu beizutragen, Unfälle zu vermeiden und die Natur zu schützen.
“Gerade jetzt im Frühjahr besteht eine besonders hohe Gefahr für Auto- und Motorradfahrer, in einen Unfall mit einem Wildtier verwickelt zu werden”. Grund hierfür sei die regelmäßig mit dem Beginn des Frühjahrs sprunghaft ansteigende Aktivität vieler heimischer Wildtierarten. Während das betroffene Wildtier den Wildunfall häufig mit seinem Leben bezahlt, sind für den Menschen in der Regel Sachschäden die Folge. Allerdings seien auch bei Unfällen mit größeren Wildtieren Personenschäden nicht auszuschließen. Besonders für Motorradfahrer würden Wildunfälle oft tragisch enden.
Besonders hoch sei die Gefahr für Wildunfälle vor allem dort, wo die typischen Lebensräume des Wildes von Verkehrswegen durchschnitten werden. “Vor allem in großen geschlossenen Waldgebieten, aber auch in abwechslungsreichen Landstrichen mit Wiesen, Feldern und Waldinseln finden die meisten Wildtiere ideale Lebensbedingungen. Bei Fahrten durch solche Abschnitte ist eine erhöhte Aufmerksamkeit geboten”.  Das Verkehrszeichen ‘Wildwechsel’ sei unbedingt zu beachten und das Tempo deutlich zu drosseln. Besonders gefährlich seien Fahrten in den Zeiträumen der morgendlichen oder der abendlichen Dämmerung.
“Hauptgründe für die spürbare Zunahme der Wildtieraktivitäten sind nicht etwa Frühlingsgefühle, sondern Futtersuche und Revierabgrenzung. Vor allem das männliche Rehwild, die Rehböcke, sind jetzt unterwegs. Jungtiere suchen nach Revieren, mit möglichen Rivalen werden Einstandskämpfe geführt, die bis zum Sommer ihren Höhepunkt erreichen”. Das Frühjahr bilde deshalb neben den Paarungszeiten, die in der Regel in den Sommermonaten oder im Herbst liegen, einen Zeitraum mit erhöhter Aktivität des heimischen Wildes. Der Bewegungsradius werde dabei deutlich ausgedehnt. Dagegen werde in den Wintermonaten bei den meisten heimischen Wildarten der Stoffwechsel und damit die Bewegungsaktivität deutlich reduziert. Diese Reduktion kann bis zu 50 Prozent gegenüber den Sommermonaten betragen.

Gefahren für Wildtiere

Keine Wildtiere berühren oder mitnehmen: “Bitte halten sie gebührenden Abstand, um dieses natürliche Verhalten nicht zu stören, und bitte berühren sie Wildtiere nicht, auch wenn sie augenscheinlich allein und hilflos scheinen.

Der Jagdinstinkt von Katzen ist tief in ihrer Natur verwurzelt. Als Nachkommen von Wildkatzen haben sie eine angeborene Fähigkeit, Beute zu jagen und zu fangen. Diese Fähigkeit war für ihre survival entscheidend, als sie noch in freier Wildbahn lebten.

Wildernde Hunde sind domestizierte Haustiere, die sich in freier Wildbahn befinden und Jagd auf Wildtiere betreiben. Ihr Verhalten ist oft geprägt von Instinkten, die auf das Jagen und Töten von Beute ausgerichtet sind. Dies stellt eine ernsthafte Bedrohung für die heimische Tierwelt dar, da wildernde Hunde eine Vielzahl von Wildtieren angreifen und töten können. Besonders gefährdet sind kleine und schutzbedürftige Arten, die sich nicht effektiv gegen die Angriffe der Hunde verteidigen können.

Um dem Tier- und Artenschutz zu genügen, bittet die Jägerschaft deshalb alle Naturfreunden, im Frühjahr auf den Wegen zu bleiben: “Damit stören Sie die Wildtiere am wenigsten. Menschen und auch Hunde, die auf den Wegen bleiben, werden von Wildtieren oft nicht als Bedrohung wahrgenommen, und man hat als Spaziergänger eine gute Möglichkeit, unsere heimischen Wildtiere in ihrer natürlichen Umgebung zu beobachten.”

Tarnen und Täuschen; Dabei sei es nicht einfach, unsere Wildtiere ohne weiteres zu entdecken. Die meisten Tiere seien sehr gut getarnt. Junghasen, Rehkitze und Entenküken sind durch ihre Fellzeichnung oder Federkleid fast unsichtbar, wenn sie sich bei Gefahr nahezu reglos ins Gras oder die Feldmulde drücken. “Dieses Verhalten und die gute Tarnung ist eine natürliche Feindvermeidung!” “Damit wollen sich die Tiere vor ihren Fressfeinden verstecken.” Dass die Jungtiere oft allein anzufinden sind, habe nichts damit zu tun, dass diese von den Elterntieren verlassen wurden, sondern sei auch Teil der Strategie, nicht gefressen zu werden: “Meist sind die Elterntiere nicht weit und wachen über ihren Nachwuchs.”

Wildtiere sind keine Rabenmütter: Rehkitze und kleine Hasen kommen nahezu ohne eigenen Körpergeruch auf die Welt. Tiermütter, die das Leben ihres Nachwuchses schützen wollen, legen die Kleinen in Wiesen oder im Wald alleine ab und suchen es nur zum Füttern auf, um das Versteck durch ihre eigene Witterung nicht an Fressfeinde wie Fuchs und Marder, Dachs oder Greifvogel zu verraten. Feldhasenmütter zum Beispiel suchen ihre Jungen nur zweimal am Tag auf, um sie mit zwei kräftigen Portionen fettreicher Milch zu füttern.

Falscher Umgang gefährdet Leben von Wildtierjungen: Beim Frühlingsspaziergang oder bei der Gartenarbeit entdecken wir oftmals den Wildtier-Nachwuchs: „Leider kommt es da oft zu Missverständnissen, die für Jungtiere tragisch enden, weil Spaziergänger auf scheinbar hilflose oder verlassene Jungtiere treffen und falsch reagieren“. Tatsächlich ist das eine ganz natürliche Situation! Nur ganz selten sind junge Wildtiere tatsächlich von den Eltern verlassen worden. Die wirkliche Gefahr entsteht oft erst durch menschliche „Rettungsversuche“!

 Jungtiere selten hilflos: Junge Hasen oder Rehkitze werden nur einmal bis zweimal pro Tag von der Mutter aufgesucht, es ist für sie völlig natürlich, auf die elterliche Pflege zu warten. Und Jungvögel starten ihre ersten Flugversuche zwar meist alleine, sind aber trotzdem nicht verlassen. Sie sind ständig mit den Eltern durch Rufe in Kontakt. „Sollten Sie also auf Jungtiere treffen, bitte entfernen Sie Sich rasch wieder, denn sonst halten Sie die Eltern davon ab, ihre Jungen zu versorgen.“

Jungvögel in Ruhe lassen: Aufgefundene Jungvögel brauchen meist gar keine Hilfe, aber ausgerechnet Jungvögel haben es den Menschen angetan. „Der Vogelnachwuchs braucht in aller Regel keine menschliche Hilfe. Ganz im Gegenteil, oft entsteht erst infolge der Mitnahme durch den Menschen für die Jungtiere Lebensgefahr! Tierschutz bzw. Naturschutz  bedeutet hier, Tiere einfach in der Natur zu belassen“.

Was man tun kann; Wichtig ist zuerst die Unterscheidung zwischen Nestling und Ästling zu kennen. Nestlinge sind noch weitgehend unbefiedert, können nicht alleine stehen. Beim Fund eines Nestlings sollte man versuchen, das Nest zu finden und ihn wieder zurück in das Nest zu setzen. Bitte keine eigenen Aufzuchtversuche starten! Ästlinge wirken nur „hilflos”. Die Jungvögel sind bereits befiedert, sie können alleine stehen. Sie hüpfen meist auf dem Boden, so lernen sie fliegen. Sie halten durch Rufen Kontakt zu ihren Eltern. Die Eltern kümmern sich auch noch außerhalb des Nestes um ihre Jungen. Das ist vollkommen normal! Ein Ästling braucht die Hilfe des Menschen nicht, außer, er hüpft gerade mitten auf einer Straße herum. Dann kann man ihn vorsichtig auf einem geschützten Platz in der unmittelbaren Nähe setzen, so können ihn seine Eltern wieder finden. Jungvögel dürfen auch mit der bloßen Hand angegriffen werden, denn Vögel erkennen ihre Jungen nicht am Geruch, anders ist dies bei Rehen, Hasen etc. Sie werden nach menschlichem Kontakt von den Muttertieren verstoßen.

**Katzen und Hunde als Gefahr für Wildtiere**

Katzen und Hunde sind beliebte Haustiere, die in vielen Haushalten als treue Begleiter gelten. Jedoch wird oft übersehen, dass Katzen und Hunde auch eine ernsthafte Bedrohung für die heimische Tierwelt darstellen. Durch ihr Jagdverhalten und ihren Einfluss auf die Umwelt gefährden sie das Gleichgewicht und die Artenvielfalt der Wildtiere.
Insbesondere Katzen sind bekannt für ihr Jagdverhalten, das sie auch ausleben, wenn sie als Haustiere gehalten werden. Freilaufende Katzen jagen Vögel, Nagetiere und andere Kleintiere, die wichtige Bestandteile des Ökosystems sind. Dies führt zu einem Rückgang der Populationen von Wildvögeln und anderen Tierarten, die bereits durch Lebensraumverlust und Umweltverschmutzung bedroht sind.
Auch Hunde können eine Gefahr für Wildtiere darstellen, insbesondere wenn sie unbeaufsichtigt im Freien herumlaufen. Hunde können Wildtiere wie Rehe, Hasen oder Vögel hetzen und sie in Stress versetzen oder sogar verletzen. Dadurch werden die natürlichen Lebensräume der Wildtiere gestört und ihr Überleben gefährdet.
Es ist wichtig, dass Haustierbesitzer sich der Auswirkungen ihrer Tiere auf die Umwelt bewusst sind und Maßnahmen ergreifen, um Wildtiere zu schützen. Dazu gehört es, Katzen drinnen zu halten oder sie mit speziellen Halsbändern auszustatten, die das Jagen von Vögeln verhindern. Hunde sollten immer angeleint sein, wenn sie in der Nähe von Wildtierlebensräumen spazieren gehen.
Insgesamt ist es unerlässlich, dass wir als Gesellschaft Verantwortung für unsere Haustiere übernehmen und sicherstellen, dass sie keinen Schaden an der natürlichen Tierwelt anrichten. Nur durch ein bewusstes Verhalten gegenüber unseren Haustieren können wir das Gleichgewicht in der Natur erhalten und die Vielfalt der Wildtiere schützen.

Fatale Folgen für die Jungtiere durch menschliche Eingriffe; Jedes Jahr werden durch eine vermeintliche Rettung viele Jungtiere unnötigerweise der tierelterlichen Pflege entrissen und in vielen Fällen dadurch leider auch eines wildtiergerechten Lebens beraubt. Denn oft ist nach der „Rettung“ von jungen Wildtieren nur mehr ein Leben in menschlicher Obhut möglich. Jungtiere lernen die Verhaltens- und Ernährungsweise von ihren Eltern. Das kann der Mensch nicht bieten! „Bitte greifen Sie daher aufgefundene Jungtiere nicht an, belassen Sie die Tiere an der Fundstelle und entfernen Sie sich von den Jungtieren. So hilft man Wildtieren am meisten!“.

Richtiges Verhalten gegenüber Jungwildtieren

  • Hände weg, menschliche Rettungsversuche bedeuten viel Stress für die Tiere und bringen viele Jungtiere in Lebensgefahr!
  • Im Zweifelsfall ist das Tier versorgt und benötigt keine menschliche Hilfe.
  • Nach der Entdeckung sollte man sich schnell wieder entfernen, sonst hält man die Eltern von der Versorgung des Kleinen ab.
  • Beobachtungen nur aus sehr großer Entfernung.
  • Nur verletzte junge Wildtiere und Jungtiere in unmittelbarer Nähe des verunglückten Muttertiers benötigen Hilfe!
  • Keine Versorgung durch Laien, schon falsches Futter endet für die meisten Jungtiere tödlich.
  • Hunde in der Natur nur mit Leine oder im kontrollierten Freilauf mit Maulkorb führen

Zitat: Für den Menschen heiße das: “Bitte halten sie gebührenden Abstand, um dieses natürliche Verhalten nicht zu stören, und bitte berühren sie Wildtiere nicht, auch wenn sie augenscheinlich allein und hilflos scheinen. Haben die Jungtiere den Geruch des Menschen erst angenommen, besteht die Möglichkeit, dass die Muttertiere ihre Jungen nicht mehr versorgen”. Im Zweifelsfall sollten Naturliebhaber den ortsansässigen Jäger informieren. Der Jäger kann den Zustand des Tieres einschätzen und gegebenenfalls handeln. In der Regel hilft sich die Natur aber selbst.
Vom Dackel bis Dobermann: Hunde haben einen natürlichen Jagdinstinkt. Deshalb appellieren wir an das Verantwortungsbewusstsein der Haustierbesitzer: “Bleiben Sie in der Brut- und Setzzeit grundsätzlich auf den ausgewiesenen Wegen und führen sie ihre Vierbeiner an der Leine, wenn sie nicht auf Ruf oder Pfiff reagieren. Denn die Jungtiere sind trotz guter Tarnung freilaufenden Hunden schutzlos ausgeliefert.

Die heimische Natur genießen: Gerade im Frühling ist die Natur und die Kulturlandschaft besonders interessant. “Genießen Sie vor dem Hintergrund der aktuellen gesetzlichen Bestimmungen die Zeit draußen” “und bitte bedenken sie dabei, dass wir uns alle in der Kinderstube unserer Wildtiere aufhalten.”

Gamswild heute

Erfahrung mit Bejagungsregeln aus dem Grossrevier

 

GAMS IM WINTR Foto von Peter Unterhofer

Gamsbock im Winter – Foto und © Peter Unterhofer

Gemessen am Naturerlebnis und an den Spannungen bei der Jagd verblaßt jede Bewertung von Trophäen. Als Teil  erfüllten Jagens sind sie nur eine bleibende Erinnerung. Von der Natur  sind sie nicht als Wandschmuck  für Jäger vorgesehen. Der  Jagdgast kann sie beim Gams nicht erhegen, ja es gibt Zweifel ob beim Gams die Trophäenmerkmale erblich sind. Ein gut ernährter Bock. der eine gesunde Mutter mit guter Milchleistung hatte, war für Berufsjäger  seit jeher das Ziel seiner Wünsche, wenn er richtig alt war. Bei einer alten Gams nahm der Jäger den natürlichen  Tod, der nahe schien, vorweg. „Waidgerecht” wäre  damit:  als Jäger so zu jagen,  wie auch die Natur jagen würde. Formwert und Stellung der Stangen,  die wir  bei der Trophäenbewertung heranziehen und nach unseren Vorstellungen zu züchten versuchten,  sagen doch über die Lebens- und Überlebensfähigkeit im Hochgebirge  gar nichts aus.  Wir wissen nicht einmal, ob eine enge oder weite Stellung der Schläuche, das gut oder weniger gut Gehakelte, überhaupt erblich sind. Ganz sicher ist es, daß in dem langen und rauhen Bergwinter  nur sehr starkes und körperlich gesundes Wild übersteht. Dabei nutzt dem Gams die gut gehakelte Krucke, die weit ausgestellte Trophäe, der dicke und pechige Schlauch  herzlich wenig.
Unsere Bewertungsmerkmale sagen auch nichts aus über die soziale Stellung des Trophäenträgers innerhalb der Wildgemeinschaft.  Doch sind die  Tiere mit dem besten Bart,  zugleich auch die mit dem  gesündesten Haarkleid  und für die Art die erhaltungswürdigsten. Man schiesst nicht kerngesunde mittelalte Böcken, nur weil sie die besten Bärte haben.!

Die zauberhaften und anmutigen Gazellen der Berge sind keine Ansammlung von Trophäenträgern, sondern Lebensgemeinschaften, die in  echter Harmonie mit der Umwelt, der sie umgebenden Natur leben.  Natürlich sollen bevorzugt die Besseren von ihnen die volle Reife erreichen, da die Ernährungskapazität nun einmal im Winter begrenzt ist.  Denn genau genommen brauchen Gams den Menschen nicht um zu leben und auch nicht um zu sterben. Wann darf der Mensch sie überhaupt töten?
Wer glaubt daß er den Reduktionsabschuß dem Wald zuliebe braucht, könnte dabei natürlich schon   nach Trophäengesichts- punkten ausscheiden. Weil  er dann ohnehin  in die Jugendklasse regulierend eingreifen muß. Um jene  Übervermehrung zu vermeiden, kann  er  genauso gut in dieser  Jugendklasse das ausscheiden, was er später in der Altersklasse nicht haben will.
Alle Geißen ab 4. Jahr und alle Böcke ab 5. Jahr sind die Träger der Population, und es wäre zu wünschen, wenn sie wenigstens 50% des Gesamtbestandes ausmachten. Abschüsse in diesem Lebensalter sollten die seltene Ausnahme sein und nur bei schlechter Verfärbung und kranker Konstitution erfolgen. Die bisherige Bejagungspraxis ab 5. Lebensjahr hat zwangsläufig zu desorganisierten Beständen geführt, also zu “Waldfressern” durch unser unbiologisches jagen.
Gamsjagd ersetzt keine Beutegreifer, vergessen wir ruhig den  Ersatzwolf Jäger, denn das Raubwild profitiert allenfalls vom Fallwild. Reguliert hat zu allen Zeiten nur der Winter. Dass die Selbstregulation funktioniert, zeigt sich im Gran Paradiso, wo man seit 80 Jahren ohne Jäger auskommt und wo auch der Lärchen-Berg-Wald  nicht aufgefressen wurde. Allerdings ist das kein Wirtschaftswald. Wenn wir aber bei der Jagd in den Bergen vor allem das Naturerlebnis suchen, die Gams eine Regulierung aber nicht brauchen, dann bleibt die Frage, wieviel des Zuwachses wir entnehmen dürfen. Meist gingt man von einer Wilddichte bei Gams von ca. 8 Tieren auf 100 ha aus. Das hat sich in den Großrevieren bewährt. In den  Wirtschaftswaldgebieten strebt man wegen der bei Gams recht erheblichen Verbissbelastung eine geringere Dichte an.  Eine biologisch tragbare Wilddichte gibt es aus Menschensicht nicht, allenfalls eine dem Wirtschaftswald angepaßte.  Die Entscheidung über Leben und Tod ist schwer- wiegend und sollte als Revier oder Hegegemeinschaft auf 20-30000 ha überall gleich sein. Die Jährlinge sind eine gute Kontrolle für den tatsächlichen Zuwachs. Er dürfte selten über 25% bis 45% aller fortpflanzungsfähigen Geißen oder 15% des Gesamtbestandes liegen. Die fortpflanzungsfähigen Geißen nehmen meist ab 3 1/2 Jahre (42. Lebensmonate) an der Brunft teil und setzen mit  4 Jahren (48 Monaten) erstmals. Es gibt aber auch frühreife Jährlingsgeissen, die schon erfolgreich an der Brunft teilnehmen.
Böcke nehmen mit ca. 4  Jahren (48 Monaten) erstmals an der Brunft  teil. Das deckt sich mit der Altersgrenze und der Faustregel, dass ein Bock, dessen  Pinsel  zu erkennen ist, älter als 5 Jahre sei. Ausnahmen bestätigen bei beiden Geschlechtern alle diese Regeln. Da auch bei einem ausgeglichenen Geschlechterverhältnis die Lebenserwartung der Geißen höher ist, kann bei dieser Wildart ein Verhältnis Bock:Geiß von 1 : 1,2 bis 1 : 1,3 sinnvoll sein. Ein höherer Geißenanteil führt während der Brunft zwangsläufig zu einer Schwächung der Böcke und damit zu   Winterverlusten, die sich vermeiden liessen.

Klasse 3. Jugendklasse
Böcke mit 1 bis 4 vollendeten Jahren                    20-30 % Abschuss
(in der Brunft also 4 1/2 Jahre)
Geißen mit    1 bis 3 vollendeten Jahren                20-30 % Abschuss
(in der Brunft also 3 1/2 Jahre)

Klasse  2.  Mittelklasse=Schonklasse
Abschuß nur in Ausnahmefällen, alleine durch Krankheit oder schlechte Konstitution veranlaßt. Bestandsanteil sollte 50 % des Gesamtbestandes bleiben!!!
Böcke mit 5-9 vollendeten Jahren allenfalls: 20bis 30% Abschuß
In der Brunft also  min. 9 1/2 Jahre alt. Geissen mit 4-11 vollendeten Jahren, allenfalls 10-30 % Abschuß In der Brunft also mind. 11 1/2 Jahre

Klasse 1.  Ernteklasse oder Altersklasse
Böcke 10 Jahre und älter                                                         50 – 70 %
Geissen 12 Jahr und älter                                                        50-70 %
Fehlabschuß immer zu Lasten der begehrten Klasse I.

Gamsgais im Sommer – Foto: Peter Unterhofer

Mit wachsendem Anteil der über 10-jährigen Böcke wächst auch die Chance dass Einzelne eigenmächtig  noch älter werden und damit als Jagdbeute für den Jäger noch  begehrter sind.  Es sei nochmals betont, daß Geißen zwischen dem 4. und 12. Jahr und Böcke zwischen dem 5. und 9. Jahr auf Grund ihrer sozialen Reife und körperlichen Hochform die eigentlichen Träger der Population und Garanten der Arterhaltung sind. Sie sollten mindestens 50% des Wildstandes ausmachen.  Reduktionsabschuß der Kitze wird für bedenklich gehalten, „Gelt”-Geißen unter dem vorgesehenen Höchstalter sollte man nicht  schießen da sie selten wirklich gelt sind, meist nur ihr Kitz verloren  haben, oder ein Jahr aussetzen um dann wieder  ein besonders starkes  Kitz zu führen.
Bei den gemeinsamen Hegeschauen könnte es hilfreich sein den roten Punkt wieder einzuführen. Das soll keine Maßregelung sein, sondern ein Hilfsmittel der Belehrung für alle. In seiner Geschichte hat der Mensch wiederholt Wildtierarten systematisch ausgerottet. Selbst der edle “Wilde” hat häufig nicht so ökologisch gejagt wie man es heute darstellt. Ökologisches Bewusstsein ist eine Sache der Ethik und des Verstandes. Es ist nicht Sache des Jägers Gams zu vernichten, wenn sie sich am Bergwald vergreifen. Denn ein Bergwald ohne Gams wäre ein armer Bergwald. Der Jäger des Hochgebirges will sich an allem freuen. Er will die Gämsen (wie die neue Rechtschreibung sagt) auch für kommende Generationen erhalten und dazu gehört die angeregte naturnähere Bejagung. In vielen Revieren des privaten Großgrundbesitzes ist niemals anders auf Gämsen gejagt worden.

Bericht und Fotos von Wolfgang Alexander Bajohr

 

 

 

 

Überwinterung unseres Schalenwildes

Können Wildtiere in einer immer dichter besiedelten und vom Outdoor-Sport genutzten Kulturlandschaft den Winter noch selbständig überleben?

Die Schutzwirkung von Wäldern gewinnt aufgrund der expandierenden Siedlungs- und Infrastruktur im Alpenraum zunehmend an Bedeutung. Rotwild, Rehwild und andere Schalenwildarten haben das Potential, die von ihnen beanspruchten Lebensräume durch ihr Äsungsverhalten massiv zu beeinflussen und zu verändern. Schwankungen der Populationsgrößen nach oben und unten sind in einer Wildtierpopulation durchaus natürlich. Wetterextreme in der Natur, wie zum Beispiel enorme Schneemengen, können derartige Schwankungen nach unten verursachen, die bei leicht beobachtbaren Arten wie Rotwild und Rehwild von der Bevölkerung in einer Kulturlandschaft allerdings nicht toleriert werden. Im Winter wanderte das Rotwild ehemals in klimatisch günstigere Bereiche in den Tallagen. In vielen Alpentälern reichte auch einfach der Wechsel von der Schatt- zur Sonnseite. Diese natürlichen jahreszeitlichen Wanderungsbewegungen sind heute in vielen Fällen unmöglich. Klimatisch begünstigte Lagen werden für Landwirtschaft und als Siedlungsraum benutzt. Wintertourismus führt heute bis in die Gipfelregionen, sodass gut geeignete Ruhe- und Rückzugszonen immer weniger werden. Es stellt sich die Frage, ob das Schalenwild auch heute noch ohne Hilfe des Menschen in der Kulturlandschaft überwintern kann. Natürliche Anpassung an den Winter Grundsätzlich sind Wildtiere an den Nahrungsengpass im Winter gut angepasst. Im Winter steht nur ein Bruchteil der in der Vegetationszeit vorhandenen natürlichen Nahrung in Quantität und Qualität zur Verfügung. Das Schalenwild muss dann von seinen Fettreserven zehren, die es in der Vegetationsperiode anlegt. Eine erfolgreiche Überwinterung des Schalenwildes beginnt somit mit ausreichender Nahrungsverfügbarkeit während der gesamten Vegetationsperiode. Zusätzlich sind folgende physiologischen Eigenschaften des Schalenwilds für die Überwinterung wichtig:

  • Schalenwild benötigt im Winter weniger energiereiches und vor allem weniger eiweißreiches Futter als im Frühjahr und Sommer während der Jungenaufzucht. Das Verdauungssystem ist daran angepasst. Presseinformation des Forst & Jagd Dialogs
  • Die Tiere reduzieren ihren Stoffwechsel und Energiehaushalt im Winter deutlich. Die Herzschlagfrequenz sinkt, die Wildtiere sparen gezielt Energie und reduzieren dazu auch ihren Aktionsradius. Dafür sind Bereiche mit lokal günstigen Schnee- und Klimaverhältnissen und vor allem Ruhe notwendig.
  • Die Wildtiere wechseln ins Winterhaar, um Energieverluste durch die Abgabe von Körperwärme zu minimieren. Ruhe ist wichtigster Überwinterungsfaktor Das Schalenwild hat sich im Laufe

    Tiere suchen Schutz bei Häusern und Siedlungen und wandern immer mehr in die Tallagen

    seiner Evolution an die Bedingungen im Winter angepasst. Nur durch ausreichend Ruhe kann aber der Energieverbrauch so weit gesenkt werden, dass ein Überleben im Winter möglich ist. Extremsituationen, wie z.B. außergewöhnlich hohe Schneelagen, tiefe Temperaturen oder längere Perioden mit Harschschnee verschärfen die Situation zusätzlich. Wildtiere folgen ihrem natürlichen Instinkt in klimatisch günstigere Bereiche und können dadurch vermehrt in Siedlungsnähe oder an Verkehrswegen auftauchen und erlangen damit besondere Aufmerksamkeit in der Gesellschaft. Gerade in Wintersportgebieten, wo Outdoor-Sportarten abseits von gekennzeichneten Pisten ausgeübt werden, ist die Überwinterung von Hirsch und Co. eine große Herausforderung. Durch Störungen ausgelöste Flucht- und Ausweichbewegungen können mittelfristig durch körperliche Erschöpfung zum Tod der Wildtiere führen und sind daher tunlichst zu vermeiden. Auf Basis einer regionalen Raumplanung, die insbesondere die Bedürfnisse der Wildtiere berücksichtigt, sollten zumindest abseits von Wegen und abgestimmt mit Tourenrouten temporäre Wildruhezonen ausgewiesen werden. Diese sollten zum Schutz der Wildtiere vom Menschen vor allem im Winterhalbjahr auch nicht betreten werden dürfen. Wildlenkung gezielt verstärken In zahlreichen Regionen Österreichs erfolgt die alljährliche winterliche Fütterung unabhängig von der Strenge des Winters, weil ihre nachhaltige Lenkungswirkung von großer Bedeutung ist. Es ist Ziel, die Tiere von Siedlungen, Verkehrswegen und Waldgebieten mit hohem Konfliktpotential durch mögliche auftretende Wildschäden, fern zu halten. Der artgerechten und gewissenhaft durchgeführten Fütterung des Schalenwildes kommt im Hinblick auf das Wohlbefinden des Wildes und die Vorbeugung von Wildschäden wesentliche Bedeutung zu. Die Fütterung soll die verlorengegangenen Winterlebensräume des Rotwildes, so gut es geht, ersetzen und damit Schäden am verbliebenen Lebensraum und insbesondere am Wald möglichst verhindern. Entscheidungen, wo, wie lange und womit gefüttert wird, erfordern ein hohes Maß an Fachwissen, Erfahrung und Verantwortung sowie die Berücksichtigung gesicherter wildbiologischer und jagdwissenschaftlicher Erkenntnisse. Bei artgerechter Fütterung wird die Vitalität des Schalenwildes verbessert. Um in der Folge ein Ansteigen der Schalenwildbestände und damit der Wildschäden zu vermeiden, müssen erforderlichenfalls die Abschüsse rechtzeitig angepasst werden. Das Nahrungsangebot für die Wildwiederkäuer kann in Waldgebieten auch durch Waldpflegemaßnahmen und der damit verbundenen Auflockerung des Kronendachs positiv beeinflusst werden. Durch die Förderung einer reichen Kraut- und Strauchschicht wird eine natürliche Nahrungsquelle geschaffen. Diese waldbaulichen Maßnahmen wirken lenkend, weil das Wild sich bevorzugt dort aufhalten wird, wo es auch ausreichend Nahrung findet. In winterlichen Extremsituationen kann eine ausschließlich zeitlich befristete „Notfütterung“ notwendig werden. Dabei werden natürliche Futterquellen bevorzugt, wie rechtzeitigt geschlagenes Prossholz (Knospen von Zweigen, Misteln und Flechten). Ergänzend wird qualitativ bestes Heu vorgelegt, weil dies die geringste ernährungsphysiologische Umstellung für Wiederkäufer erfordert. Regionale Überwinterungskonzepte berücksichtigen alle Bedürfnisse Die regional unterschiedlichen Nutzungsansprüche an den Naturraum erfordern einen aktiven Interessenausgleich. Beim Ausgleich der Vielfalt dieser Interessen und Erwartungen werden zum Wohle des Schalenwildes folgende Punkte bedacht:

  • Wild und Mensch gehören gelenkt, aber in unterschiedliche Richtungen. Kooperationen zur Lenkung aller Naturnutzer sind unumgänglich und werden daher forciert. Ein lösungsorientierter Austausch mit Alpinvereinen wird aktiv gesucht. Über Informationskampagnen werden Naturnutzer für die Bedürfnisse der Wildtiere sensibilisiert. Weitgehend störungsfreie Gebiete (Wildruhezonen) bieten dem Wild die Möglichkeit, sich für eine naturnahe und artgerechte Überwinterung zurückzuziehen.
  • Die Integration von Rotwild in einer intensiv genutzten Kulturlandschaft erfordert vor allem für Regionen mit hohem Schutzwaldanteil besondere Anstrengungen, da die natürlichen Wintereinstände in den Tallagen oft gestört oder nicht mehr erreichbar sind.
  • Eine allfällige Fütterung zu Lenkungszwecken dient daher auch der Vermeidung von Wildschäden am Wald. Voraussetzungen für einen weitestgehenden Verzicht auf die Winterfütterung sind Rückzugsgebiete in lokalklimatisch günstige Lagen mit ausreichend natürlichem Nahrungsangebot und Ruhe.
  • Gerade in der heutigen Kulturlandschaft sind die natürlichen Wildlebensräume oft stark beeinflusst und verändert, womit die Wilddichten auch an den jeweiligen Lebensraum angepasst werden müssen. Die nachhaltige Regulierung des Schalenwildes orientiert sich sowohl an der Gesunderhaltung des Wildes als auch an der Tragfähigkeit der Winterlebensräume.
  • Überwinterungskonzepte ohne Fütterung sind aus wildökologischer Sicht zu bevorzugen, jedoch in der vom Menschen intensiv genutzten Kulturlandschaft nicht immer möglich. Eine Winterfütterung an fixen Standorten dient als Lenkungsinstrument dort, wo dies notwendig ist. Diese erfolgt zur Aufrechterhaltung des Lenkungseffektes ohne Unterbrechung während des gesamten Winters. Eine allenfalls erforderliche Verlegung oder Auflassung von Futterplätzen erfolgt unter behördlicher Begleitung. Eine Anpassung der Wilddichte durch jagdliche Maßnahmen wird in der Regel notwendig sein.
  • Während witterungsbedingter Extremsituationen können ergänzend zu einer allfälligen Lenkungsfütterung Sondermaßnahmen, wie z.B. Notfütterungen, gesetzt werden. Dazu ist es zweckmäßig, im Rahmen eines regionalen Überwinterungskonzeptes für eine zeitlich befristete, zwischen den Akteuren abgestimmte „Notfütterung“ von Rot[1]und Rehwild ebenfalls auf vordefinierten Standorten zu sorgen. Auf die Verwendung von artgerechtem Futter wird besonderer Wert gelegt.
  • Alle forstlichen Maßnahmen, die mehr Licht auf den Waldboden bringen, fördern die Waldverjüngung und die Bodenvegetation. Dadurch wird das Nahrungsangebot für die Pflanzenfresser auf naturnahe Weise verbessert, die Tragfähigkeit der Lebensräume erhöht und auch das Wildschadensrisiko gesenkt

Quelle; Presseinformation des Forst & Jagd Dialogs

Kuscheln ist  lebenswichtig – Murmeltiere im Königstal belauscht

Wenn es unten im Tal schon lange Frühling ist, leuchtet die Alm im Königstal noch weiß. Aber Ende April bis spätestens Anfang Mai graben sich schon die Murmeltiere durch den meterdicken Schnee. Ihr Winterschlaf ist vorbei, und sie sitzen vor den Löchern in der wärmenden Lenzsonne, obwohl es noch 6 bis 7 Wochen dauern wird, ehe sie rundum grüne Nahrung finden werden. Ihr frühes Erscheinen hat einen Grund: der Sommer ist kurz, und sie müssen so früh es geht Hochzeit halten. Denn je eher die Jungen geboren werden, desto größer und runder werden sie in den Herbst gehen, wenn die Zeit der nächsten Schlummer-Runde naht. Es ist für alle lebenswichtig, wenn ihre Konstitution gut ist. Es profitiert die ganze Familie davon, denn ein Murmeltier hält es im Winter alleine nicht aus. Spätestens Anfang Oktober geht es ab ins Kuschelbett, dann beginnen 7-8 Monate Winterschlaf. Je fetter und gesünder sie sind und je mehr sich zusammenkuscheln, desto besser ist die Überlebenschance für die ganze Familie. Darum mühen sich alle redlich, sich die nötige Speckschicht für die nächste Schlummerrunde anzufressen. Zu kleine Familien haben aber auch dann noch Probleme, heil über den Winter zu kommen. Der Großfamilie geht es am allerbesten.

Foto; Holg Schmiedt

Schlecht ergeht es oft den 5-jährigen, die abgewandert sind, um neue Reviere zu besiedeln und eigene Familien zu gründen. Solange es keine Jungen und Enkel im eigenen Bau gibt, können sie nicht kuscheln, und da kann es im Winter schon ekelhaft kalt sein, falls die wärmende Schneedecke dünn bleibt. Schlecht ergeht es aber auch den Senioren, die ausgezogen sind, um ihr Altenteil in einem abseitigen Bau alleine zu beziehen. Oft sind sie mit Parasiten verseucht, oder sie wollen ohne Gesellschaft sein, weil es ihnen nicht besonders gut geht. Der erfahrene Bergbauernjäger kennt solche Baue, und er weiß, dass die alten Murmeltiere wenig Chance haben, lebend über den Winter zu kommen, wenn sie niemand zum Kuscheln haben. Er jagt bevorzugt dort, denn hier richtet seine Jagd für den Gesamtbestand keinen Schaden an. Auch Fuchs und Steinadler kennen diese Altersbaue und wissen, dass die alten Herrschaften oft unvorsichtig sind und dass man Chancen hat, dort nicht nur zu jagen, sondern auch zu fangen. Murmeltierjagd, wie in der Schweiz, Südtirol und Österreich, ist bei Bergsteigern unbeliebt. Viele reagieren mit Emotionen darauf. Sie haben auch irgendwie Recht, denn starke und gesunde Tiere aus einer Großfamilie herauszuschießen, ist unwaidgerecht, weil jedes fehlende alte, gesunde und starke Tier eine ganze Murmeltiergemeinschaft gefährden kann. Denn jedes einzelne Tier wird für ihre Überlebensstrategie gebraucht. Die Jungtiere haben ohne ältere Onkel, Tanten und Eltern wenig Chancen durch den Winter zu kommen, aber auch die Jugend wird gebraucht, damit die alten Murmeltiere kuscheln können. So hat „Zimmeter“ bis zu 15 Murmeltiere in einem Bau friedlich schlafend, zusammengerollt und kuschelnd angetroffen. Der Biologe Walter Arnold hat die Erkenntnis vom kuschelnden Murmeltier bekannt gemacht, aber die alten Bergbauernjäger haben das auch schon gewusst, nur haben sie sich nicht so gut ausdrücken können wie er als Akademiker, und über die Zusammenhänge haben sie auch noch nicht nachgedacht. Aber sie wären nicht auf die Idee gekommen wie ein Stadtjäger, der kaltlächelnd aus einer intakten Murmeltiergroßfamilie die wichtigsten herausschießt und damit in Kauf nimmt, dass eine kleine Familie dem Kältetod geweiht ist. Wer in Harmonie mit sich und der Natur lebt, der kennt seine Murmeltiere und jagt am Austragsstüberl oder gar nicht. In Deutschland erübrigt sich diese Warnung, denn Murmeltiere haben das ganze Jahr Schonzeit. Für den Bergwanderer gehören sie zu den liebenswertesten Geschöpfen der Alpen und man kann sich an ihren Spielen und Treiben nicht satt sehen und viele Stunden und Tage beobachtend vor ihrem Bau verbringen. Mir ergeht das nicht anders, und obwohl ich schon Hunderte guter Fotos habe, finde ich immer wieder etwas, das ich noch fotografieren muss, denn man kann ja nicht zugeben, das es einfach Freude macht, vor ihrem  Bau auf dem Bauch zu liegen und ihnen nur zuzuschauen. So bin ich wieder einmal mit allerschwerstem Fotogepäck in das Königstal unter dem Schneibstein gestiegen, am Rande im Nationalpark Berchtesgaden. Ich weiß noch nicht, ob es noch lohnt. Dass sie kaum noch fressen, erschwert die Sache. Sie sind schon dick und rund auf den Winter vorbereitet, und nur einige 100 Meter höher ist es schon Winter. Ich liebe diese kühleren Tage, weil ich beim Steigen nicht schwitze, und auch die Murmeltiere halten diese Temperatur in ihrem dicken Pelz besser aus. Im Sommer fliehen sie oft bei zu großer Hitze in den Keller ihrer Baue unter die kühlende Erde und stellen sogar dafür das Futtern ein. Aber in größeren Höhen oder jetzt im Herbst genießen sie sichtlich auch noch die letzten Strahlen der tief stehenden Sonne, die auf den Heidelbeerhängen das Herbstlaub der Blätter rot aufglühen lässt. Am Bau läuten Schwalbenwurzenziane und violette Herbstenziane, aber sonst ist die Blütenpracht vergangen. Dunkle Fichten rahmen das Königstal ein, über dem bergwärts schroff und verwittert die Felskulissen der Schneibsteinwände hängen. Talwärts ist grandioser Abschluss das mächtige Watzmannmassiv, in dessen Senken schon vielfach Schnee die Mulden füllt. Haufenwolken türmen sich, mit Gewittern drohend darüber, und ein eiskalter Wind drückt Nebelbänke in den Königsee. In der Bärenwand pfeift zischend ein alter Gamsbock, aber neugierig bleibt er stehen. Ein Chor zwitschernder Alpendohlen fällt ein, rennt über die Grashänge, stochert mit gelben Schnäbeln, und dann lassen sie sich nacheinander ohne einen Flügelschlag hinauftragen über schroffe Steilwände bis zum Gipfel. Wispernd ziehen auf dem Weg in den Süden Riesenscharen Kleinvögeln durch. Jetzt sind es Buchfinken oder Goldammern, denen ein Wanderfalke glücklos nachjagt. Vielleicht hat er auch keinen Hunger. “Rabrab” hallt es von den Wänden und “klong klong” segelt ein Kolkrabenpaar über den blauen Himmel zwischen den weißen und grauen Wolkenbänken. Man sieht sie immer zu zweit. Nur auf die Murmeltiere hoffe ich heute bei dem unsicheren Wetter vergebens, weil sie vorher wissen, dass es nachts regnen wird, wie es die blauschwarze Wand vor König Watze am Himmel verspricht. Auch im Sommer bleiben sie zuweilen selbst an schönen Tagen im Bau. Nicht nur der Hitze wegen, wohl auch, weil sie den Wetterwechsel voraussagen können. Im September aber sind sie fett und haben den Ausflug gar nicht mehr nötig. Allerdings lieben sie jetzt die Sonne, vor der sie in der Hochsommerhitze an den sonst so gerne bewohnten Süd-Hängen fliehen. Darum wohl wachsen auch die Jungtiere in den Hochlagen um 2500 m schneller, weil es kühler ist und sie den ganzen Tag zum Futtern nutzen können. Die sonst so beliebte Höhe um 1500 m an Süd- und Südosthängen, lässt dagegen das Weiden nur in den kühlen Morgen- und Abendstunden zu. Je seltener sie Besuch von Menschen und Tieren erhalten, umso vorsichtiger sind sie, je häufiger ein Gelände begangen wird, desto vertrauter. Die Murmeltierstadt im Königstal hat ganzen Heerscharen von Diplomanden und Doktoranden als Übungsgelände gedient. Man hat Murmel in Fallen gefangen, hat ihnen mit Farbe große Nummern aufgemalt, die sie erst beim Haarwechsel wieder losgeworden sind.

Man hat ihnen Sender umgeschnallt und unter Narkose Temperatursonden mit Funkmeldung unter die Haut gepflanzt, hat sie gewogen, hat Zähne und Haare ausgezupft, gerade dass man
nicht noch schlafend mit ihnen gekuschelt hat. Sicher waren sie nicht ganz glücklich darüber, aber jetzt sind sie die am besten erforschten Murmeltiere der Alpen. Besonders jene, die neben dem Trampelpfad wohnen, sind es gewohnt, dass immer wieder mal ein Mensch vorbeimarschiert. Während es sonst vernünftiger ist, sich in Deckung hinter einen Fels zu legen und notfalls auch ein Versteckzelt zu benutzen, ist das hier nicht nötig. Ich riskiere es, und es klappt, denn ich setze mich am kommenden Morgen, nach der Frühpirsch auf Gams, ganz offen in eine Mulde neben einem mächtigen Bau mit vielen Röhren. Viele Generationen Murmeltiere haben an dieser Burg gebaut, sie immer wieder ergänzt und ganze Halden aus dem Untergrund heraufgebuddelt, um sie den Ansprüchen neuer Generationen immer wieder anzupassen. Kot und Urin haben die Pflanzenwelt beeinflusst und rundum steht üppige nicht enden wollende Äsung von zeitigen Frühjahr bis in den Herbst. Etwa 50 m oberhalb am Steilhang ist der nächste Bau. Von dort aus hat mich ein dunkelgraues, fast schwarzes Murmeltier entdeckt, und ein schriller Pfiff hallt warnend über das ganze Tal. Es steht auf zwei Beinen, hoch aufgerichtet, um besser sichern zu können, wendet sich hier- und dorthin, reißt den Mund weit auf und schreit seinen schrillen Pfiff immer wieder warnend hinaus. Bei dem hätte ich so offen sitzend sicher kein Glück. Wenigstens habe ich erst einmal jemand zum Anschauen und die Hoffnung, dass es heute besser wird. Ein Tarnzelt habe ich noch nie zu den Murmeltieren mitgenommen, obwohl ich mir zuweilen eines gewünscht hätte, aber 25 kg Fotogepäck im Rucksack plus Essen, Trinken und Wäsche, sind genug. An meiner Röhre rührt sich etwas, und in einem der Löcher, 8 m vor mir, erscheint ein Bumskopf. Das Murmel bleibt in der Röhre sitzen und schiebt den Kopf nur bis zum Hals heraus. Die braune Wackelnase ist weiß umrahmt und auch das Gesicht ist so grau wie das beim eisgrauen Murmeltier in Alaska, also ist es wohl ein Bär. Durch das 5,6/600 mm Objektiv sehe ich die gelben Nagezähne und kann auf die Schnurrhaare scharf stellen. Kurz, wie abgeschnitten, sind die Öhrchen, und die dunklen Augen blitzen. Das Murmel lässt mich lange warten, ehe es weiter aus der Röhre kommt und sich umdreht, um zu dem oberhalb bellenden Artgenossen hinauf zu sichern. Dabei kommt es sehr langsam und ruckweise immer ein Stück weiter hervor, wendet sich wieder mir zu und mustert mich. Ich fotografiere mit der Pentax 645, abwechselnd mit dem 4/300 mm Objektiv auf Velvia-Film und dem 5,6/600 mm auf RDP100 und immer mit Einbeinstativ. Um ihm die letzte Angst zu nehmen, greife ich zu einem Trick, den ich bei Murmeltieren schon unendlich oft, aber auch schon bei Braunbären und anderen Tieren angewandt habe. Ich spreche mit ihm. Es ist nicht der Inhalt meiner Worte, sondern der Klang der Stimme, die es beruhigt, obwohl ich ihm allerhand Artigkeiten sage, was für ein nettes Puscheltier es sei, dass es keine Angst haben muss und derlei mehr. Es stellt den Kopf schief und lauscht, und ich rücke immer näher. Die kürzeste Distanz, die mir noch reizvoll erscheint, liegt bei 3-4 m. Da es sich überzeugen lässt, dass ihm keine Gefahr droht, kommen wir den ganzen langen Tag gut miteinander aus. Wenn jemand auf dem nahegelegenen Steig vorübermarschiert, macht es zuweilen Männchen oder hüpft auch mit schlagendem Schwanz zu einer anderen Röhre. Eine Art von Fuchsschwanz hat es, mit einer fast schwarzen Blume am Ende. An den unteren Röhren erscheinen Jungtiere zwischen den üppigen Pestwurzblättern und verblühter Goldrute. Man nennt die Jungen Mankei-Hasen, den Vater Bär und die Mutter Katz.

Die Hasen sind jetzt 3 Monate alt und noch recht klein. Jedes 4. von ihnen wird den Winterschlaf nicht überleben, denn sie wiegen nur 1/3 der Alten und speichern nicht genügend Fett. Mein Bär macht Männchen und schaut herab, der Hase nach oben und beide mustern sich. Aber sie kennen sich und wittern, dass sie aus dem gleichen Bau stammen. Mit den Drüsen hinter den Wangen ist das Revier markiert. Arnold nimmt an, dass der Alfabär eines Baues sein Territorium gegen fremde Männchen verteidigt und daß die ranghohe Katz es gegen andere Weibchen verteidigt. Sie sollen dabei brutale Kämpfer mit ihren messerscharfen Zähnen austragen und die gnadenlos einsetzen. Ich habe nun 40 Jahre lang Murmeltieren zugeschaut, aber noch nie Ernstkämpfe beobachtet. Ihr Tanzen zur Ranz-Zeit April/Mai macht eher den Eindruck eines spielerischen Reigens. Wenn sie den Mund weit aufreißen und mit den Zähnen drohen, muss das noch nicht ernsthaft sein, sondern es kann wie bei Eisbären eine Beschwichtigung bedeuten. Ich will nicht abstreiten, dass es einen Ernstkampf geben kann, aber ich habe Zweifel am gnadenlos verteidigten Revier. Mir fällt vielmehr auf, dass alle Murmeltiere eines Hanges einander besuchen und man kann einzelne Tiere auch ohne Nummer unterscheiden. Dabei fällt auf, dass solche Besuche oft über hunderte Meter weit zu Freunden und Verwandten führen, bei denen sie als Gast in den Bau schlüpfen. Schließlich kehren sie in den eigenen zurück. Es erscheint auch sinnvoll, daß sie bei solchen Ausflügen beim Nachbarn und in Notröhren miteinander Schutz suchen, wenn Gefahr von Fuchs oder Adler droht, der eigene Bau aber nicht erreichbar ist. Obwohl das ganze Tal durchlöchert ist, werden Feinde immer einzelne Mankei fangen, und besonders der Adler zieht seine Jungen mit ihnen auf. Er schlägt stets oberhalb seines Horstes, denn ein schweres erwachsenes Tier kann er nur im Sinkflug tragen, aber nicht bergauf. Gefährdet sind die auswandernden mittelalten Tiere, weil neue Siedlungsgebiete noch nicht so viele Löcher haben, wie die große Murmeltierstadt im Königstal. Man liest zuweilen, daß sie Wachen aufstellen, die warnen. Das stimmt nur bedingt, denn jedes warnt, wenn es Verdächtiges bemerkt und andere warnen dann mit, so daß ihr Gepfeife wie ein Lauffeuer über den Hang von Tier zu Tier eilt. Manchmal stehen sie auch nur wie Wichtelmännchen, um bessere Übersicht zu haben. Sie legen sich aber auch flach auf Felsplatten zum Sonnen, wobei sie wie Pfannkuchen auseinanderfließen. Meist aber sitzen sie da oder watscheln behende umher. Bären sind meist grauer als die brauneren Katzen, aber wirklich unterscheiden lassen sie sich nur an den Zitzen der säugenden Mutter. Jäger wollen meist Bären schießen, aber Fehler sind dabei vorprogrammiert. Vor allem ist es auch falsch, aus einem kleinen Familienverband die überlebenswichtigen großen Alttiere herauszuschießen und damit den Rest der Familie dem Kältetod preiszugeben. Auf der Alm blüht jetzt noch der Herbstenzian, aber sie äsen nur noch vom Feinsten. Kurz geschorenes auch jetzt noch frisch ausschlagendes Gras mähen sie millimeterfein als “Rasenmeckis”. Das schmeckt auch noch den Fettwämsten. Wenn sie stehen, wird deutlich, wie fett sie jetzt sind. Zeit, das Bett zu richten. Die Blätter der Blaubeeren leuchten rot in der Pracht des Indianersommers, und über den Hang kommt von hoch droben ein Murmel herab, mit einem Grasschnurrbart im Mund. Den braucht er nicht als Wintervorrat, sondern als Kuschelbett. Bei dieser eiligen Begegnung im Regen habe ich die EOS1 mit 2,8/300 Autofocus dabei. Vor einem anderen Bau habe ich eine vergleichbare Scene vor 25 Jahren im schon tief liegendem Schnee aufgenommen. Man kann die Heuernte eher beobachten, als daß man sie fotografieren kann, und darum gibt es wohl auch abenteuerliche Schilderungen davon. Auf den Hütten erzählt man sich, daß sie das Gras abknipsen und zum Trocknen breiten und wenden wie Bauern. Dann legt sich ein Murmel auf den Rücken und die übrigen laden das Heu auf den Bauch. Schließlich nimmt eines den Schwanz als Deichsel und hui, geht es ab in den Bau. Eine uralte Geschichte übrigens, die Sebastian Münster schon Anno 1588 aufgeschrieben hat. Er beschreibt die Tiere so: “Die Savoyarden nennen es Marmota, die Engadiner Marmotella, In Bern heißt es Murmeli, in Wallis Murmentli und Mistbelleri, in Graubünden Marbetle, in Glarus Munk, in Salzburg Murmele, in Bayern Mankei. Die Teutschen aber nennen es Murmelthier, vielleicht darum, daß es murret und korret, so es schlafft. Es sicht gleich wie ein groß Küngelin, hat aber abgeschnitten oren und einen Schwantz, der einer spannen lang ist, lang vorder Zen, beißt übel so es erzürnt wird, hat kurtz schenkel, die seind under dem Bauch gantz dick von Haar, gleich als hett es schlotterhosen angezogen, hat beerentappen und lang Klauwen daran, mit denen es gar unbilliglich tief in das Erdreich grept. So man ihm etwas zu essen gibt, nimmt es dasselbig in sein vorder Fuß, wie ein Eichhörnlin, sitzt auffgericht wie ein Aff. Kann auf zweyen hinderen Füßen gehen wie ein Beer……”

Eine zutreffende Beschreibung. Ein von mir untersuchter Bär wog mehr als 5 kg, war 52 cm lang und der buschige Schwanz hatte zusätzliche 17 cm. Der Brustumfang war 40 cm, das Herz wog 15 g. Ein weibliches Tier wog 4,5 kg, war 47 cm lang, der Schwanz 18 cm, Brustumfang 36 cm. Herzgewicht nur 10 g. Die Därme dieser beiden Tiere waren zum Platzen voll mit Murmeltierbandwürmern, 2-2,5 cm lang und o,5-1 cm breit, die wie Bandnudeln aussehen, rund 100 Stück beim Bären, 50 bei der Katz. Darum wohl sind sie auch schlecht verhärt und haben noch alte Winterwolle im Haar, und jedes der beiden Murmel stammte aus einem Senioren-Einzelbau. Goldrichtig bejagt, waren sie wahrscheinlich schon älter als 15 Jahre. Der Winterschlaf der Murmeltiere ist eines der großen noch ungenügend erforschten Phänomene. Während sie wach 1000 mg CO2 ausscheiden, ist es im Halbschlaf 400 mg und im tiefsten Schlaf nur noch 50-200 mg, denn die Zahl der Atemzüge sinkt von 50 auf 5 pro Minute, die der Herzschläge von 200 auf 15. Durch eingeschränkten Stoffwechsel sinkt die Körpertemperatur von 32 auf 2,2 bis 1,3 Grad C. (Nach Tratz) Sie sind dann in einem Starrezustand und fühlen sich schlaff an. Meist sind sie als Kugel eingerollt, mit der Schnauze zwischen den Hinterbeinen, um die Oberfläche zu verringern. In dieser Zeit verlieren sie 1/3 des Körpergewichtes, also bis ca. 1,5 kg und zehren vom Körperfett der Sommermast. Nach Arnold heizen sie den Körper alle 14 Tage etwa auf 37 Grad auf, um dann im Abortgang Harn abzusetzen. Nach etwa 24 Stunden fallen sie wieder in den Starrezustand des Winterschlafs. Jungtiere, die nur 1/3 der Alten wiegen, haben dafür weniger Fettreserven verfügbar. Darum ist es für sie lebenswichtig von der Wärmeproduktion der Alten zu profitieren. Je mehr Alttiere eine Gruppe hat, desto besser die Überlebenschance der Jungen. Fehlen durch Jagd oder Feinde zu viele Alttiere, können alle den Kältetod sterben, denn langsam kriecht der Frost immer tiefer in den Boden. Irgendwann wird die wärmende Schlummer-Rolle der Alten die nachrückende Jugend übernehmen und die überalterten Senioren ziehen aus. Es leben aber nachrückende Tiere bis zum 5. Jahr mit im Bau, die alle zur wärmenden Kuschelgemeinschaft gehören. Nach Arnold bleiben 80% der 2-jährigen und 1/3 der 3-4-jährigen in der Gruppe, aber alle 5-j. wandern ab, bis auf jene, die den Bau erben werden. Murmeltiere haben ein hoch entwickeltes Sozialleben und damit haben sie sich einen lange Zeit unwirtlichen Lebensraum erschlossen, eine Landschaft, in der sie nur als starke Kuschelgemeinschaft überleben können. Dem haben sie auch ihre Fortpflanzung angepaßt. Arnold meint, dass nur ranghohe Weibchen gedeckt werden und dass nur ein Weibchen der Familie begattet wird oder ein Schwangerschaftsabbruch durch Resorbierung der Ebryonen stattfindet. Möglicherweise hat der andere Gründe, denn die Brunft findet nach dem Winterschlaf in einer Zeit ohne Nahrung statt, so dass fehlende Fettreserven der Grund dafür sein können, denn auch erschöpfte Weibchen können eine Fortpflanzungsperiode aussetzen. Es kann in einem Bau in einem Jahr also auch gar keine Jungen geben, und ich habe gesehen, dass in einem Bau auch mehrere Katzen Junge führten. Das spricht gegen eine generelle Geburtenregelung. Schließlich gibt es in den Bergen auch noch reichlich unbesiedelte Lebensräume für sie. Da das Weibchen nur kurze Zeit empfangen kann, werden alle zum Handkuss zugelassen. Die übrigen schauen jeweils beim Gruppensex zu bis sie dran sind. Alle kommen dran und es gibt keine Eifersucht. Da die Bären also daheim Chancen haben, sich zu vererben, wandern sie auch weniger leicht als Katzen ab. Genetische Untersuchungen haben bewiesen, dass die Jungen eines Wurfes von verschiedenen Vätern stammen können. Wichtig ist wohl, dass zum Zeitpunkt des Eisprungs garantiert eine Befruchtung erreicht wird. Nach 32 Tagen Tragezeit werden im Schnitt 3 Junge (1-6) geboren. 40 Tage später, Anfang Juli, kommen sie heraus. Sie wiegen jetzt runde 500 g und stellen sich radikal von Milch auf Grünfutter um. Bis zum Winterschlaf müssen sie gute 1000 g bis auf 1500-1700 g zunehmen. Kein Problem, da es auf der Alm jetzt Nahrung in Hülle und Fülle gibt. Da haben sie meist auch reichlich Zeit zum Spielen. Ihre possierlichen Affenspiele sind Tänze, wie bei den Alten zur Hochzeit, Burgkönigspiele oder sie kugeln so blitzschnell herum, dass der Fotograf kaum eine Chance hat, sie scharf zu fotografieren, denn selbst mit Teleblitz sind die Zeiten nicht kurz genug. Ende September sind im Königstal schon viele Sommerbaue verlassen und Winterbaue verschlossen. Meist sind sie nicht identisch. Vor dem Winterschlaf werden sie mit meterdicken Stopfen aus Heu, Steinen und Erde zugemacht, damit weder Kälte und Nässe, noch Mäuse eindringen können. Für sie wäre ein Nest mit schlafenden Murmeltieren ein Schlaraffenland und ein grenzenloses fressbares Vorratslager. Bergwärts gabelt sich der Gang und er steigt bergan, damit kein Schmelzwasser sie ersäufen kann. Eine Sackgasse hat das Material für den Stopfen geliefert und dient zugleich als Klosettgang für die Schlafpausen. Der Hauptgang mündet in einen Kessel, der 1,5-3 m unter der Oberfläche liegt, aber 8-12 m tief in den Berg hineinführt. Da kuscheln sie dann eng zusammengeschmiegt in ihrem Heulager. Manchmal 10-20 Tiere.

Ein langer Winter ist da, vorbei ist das muntere Treiben im Königstal und zurück bleiben 7-8 Monate Einsamkeit

Bericht: Wolfgang Alexander Bajohr – D-Gilching