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Gamswild heute

Erfahrung mit Bejagungsregeln aus dem Grossrevier

 

GAMS IM WINTR Foto von Peter Unterhofer

Gamsbock im Winter – Foto und © Peter Unterhofer

Gemessen am Naturerlebnis und an den Spannungen bei der Jagd verblaßt jede Bewertung von Trophäen. Als Teil  erfüllten Jagens sind sie nur eine bleibende Erinnerung. Von der Natur  sind sie nicht als Wandschmuck  für Jäger vorgesehen. Der  Jagdgast kann sie beim Gams nicht erhegen, ja es gibt Zweifel ob beim Gams die Trophäenmerkmale erblich sind. Ein gut ernährter Bock. der eine gesunde Mutter mit guter Milchleistung hatte, war für Berufsjäger  seit jeher das Ziel seiner Wünsche, wenn er richtig alt war. Bei einer alten Gams nahm der Jäger den natürlichen  Tod, der nahe schien, vorweg. „Waidgerecht” wäre  damit:  als Jäger so zu jagen,  wie auch die Natur jagen würde. Formwert und Stellung der Stangen,  die wir  bei der Trophäenbewertung heranziehen und nach unseren Vorstellungen zu züchten versuchten,  sagen doch über die Lebens- und Überlebensfähigkeit im Hochgebirge  gar nichts aus.  Wir wissen nicht einmal, ob eine enge oder weite Stellung der Schläuche, das gut oder weniger gut Gehakelte, überhaupt erblich sind. Ganz sicher ist es, daß in dem langen und rauhen Bergwinter  nur sehr starkes und körperlich gesundes Wild übersteht. Dabei nutzt dem Gams die gut gehakelte Krucke, die weit ausgestellte Trophäe, der dicke und pechige Schlauch  herzlich wenig.
Unsere Bewertungsmerkmale sagen auch nichts aus über die soziale Stellung des Trophäenträgers innerhalb der Wildgemeinschaft.  Doch sind die  Tiere mit dem besten Bart,  zugleich auch die mit dem  gesündesten Haarkleid  und für die Art die erhaltungswürdigsten. Man schiesst nicht kerngesunde mittelalte Böcken, nur weil sie die besten Bärte haben.!

Die zauberhaften und anmutigen Gazellen der Berge sind keine Ansammlung von Trophäenträgern, sondern Lebensgemeinschaften, die in  echter Harmonie mit der Umwelt, der sie umgebenden Natur leben.  Natürlich sollen bevorzugt die Besseren von ihnen die volle Reife erreichen, da die Ernährungskapazität nun einmal im Winter begrenzt ist.  Denn genau genommen brauchen Gams den Menschen nicht um zu leben und auch nicht um zu sterben. Wann darf der Mensch sie überhaupt töten?
Wer glaubt daß er den Reduktionsabschuß dem Wald zuliebe braucht, könnte dabei natürlich schon   nach Trophäengesichts- punkten ausscheiden. Weil  er dann ohnehin  in die Jugendklasse regulierend eingreifen muß. Um jene  Übervermehrung zu vermeiden, kann  er  genauso gut in dieser  Jugendklasse das ausscheiden, was er später in der Altersklasse nicht haben will.
Alle Geißen ab 4. Jahr und alle Böcke ab 5. Jahr sind die Träger der Population, und es wäre zu wünschen, wenn sie wenigstens 50% des Gesamtbestandes ausmachten. Abschüsse in diesem Lebensalter sollten die seltene Ausnahme sein und nur bei schlechter Verfärbung und kranker Konstitution erfolgen. Die bisherige Bejagungspraxis ab 5. Lebensjahr hat zwangsläufig zu desorganisierten Beständen geführt, also zu “Waldfressern” durch unser unbiologisches jagen.
Gamsjagd ersetzt keine Beutegreifer, vergessen wir ruhig den  Ersatzwolf Jäger, denn das Raubwild profitiert allenfalls vom Fallwild. Reguliert hat zu allen Zeiten nur der Winter. Dass die Selbstregulation funktioniert, zeigt sich im Gran Paradiso, wo man seit 80 Jahren ohne Jäger auskommt und wo auch der Lärchen-Berg-Wald  nicht aufgefressen wurde. Allerdings ist das kein Wirtschaftswald. Wenn wir aber bei der Jagd in den Bergen vor allem das Naturerlebnis suchen, die Gams eine Regulierung aber nicht brauchen, dann bleibt die Frage, wieviel des Zuwachses wir entnehmen dürfen. Meist gingt man von einer Wilddichte bei Gams von ca. 8 Tieren auf 100 ha aus. Das hat sich in den Großrevieren bewährt. In den  Wirtschaftswaldgebieten strebt man wegen der bei Gams recht erheblichen Verbissbelastung eine geringere Dichte an.  Eine biologisch tragbare Wilddichte gibt es aus Menschensicht nicht, allenfalls eine dem Wirtschaftswald angepaßte.  Die Entscheidung über Leben und Tod ist schwer- wiegend und sollte als Revier oder Hegegemeinschaft auf 20-30000 ha überall gleich sein. Die Jährlinge sind eine gute Kontrolle für den tatsächlichen Zuwachs. Er dürfte selten über 25% bis 45% aller fortpflanzungsfähigen Geißen oder 15% des Gesamtbestandes liegen. Die fortpflanzungsfähigen Geißen nehmen meist ab 3 1/2 Jahre (42. Lebensmonate) an der Brunft teil und setzen mit  4 Jahren (48 Monaten) erstmals. Es gibt aber auch frühreife Jährlingsgeissen, die schon erfolgreich an der Brunft teilnehmen.
Böcke nehmen mit ca. 4  Jahren (48 Monaten) erstmals an der Brunft  teil. Das deckt sich mit der Altersgrenze und der Faustregel, dass ein Bock, dessen  Pinsel  zu erkennen ist, älter als 5 Jahre sei. Ausnahmen bestätigen bei beiden Geschlechtern alle diese Regeln. Da auch bei einem ausgeglichenen Geschlechterverhältnis die Lebenserwartung der Geißen höher ist, kann bei dieser Wildart ein Verhältnis Bock:Geiß von 1 : 1,2 bis 1 : 1,3 sinnvoll sein. Ein höherer Geißenanteil führt während der Brunft zwangsläufig zu einer Schwächung der Böcke und damit zu   Winterverlusten, die sich vermeiden liessen.

Klasse 3. Jugendklasse
Böcke mit 1 bis 4 vollendeten Jahren                    20-30 % Abschuss
(in der Brunft also 4 1/2 Jahre)
Geißen mit    1 bis 3 vollendeten Jahren                20-30 % Abschuss
(in der Brunft also 3 1/2 Jahre)

Klasse  2.  Mittelklasse=Schonklasse
Abschuß nur in Ausnahmefällen, alleine durch Krankheit oder schlechte Konstitution veranlaßt. Bestandsanteil sollte 50 % des Gesamtbestandes bleiben!!!
Böcke mit 5-9 vollendeten Jahren allenfalls: 20bis 30% Abschuß
In der Brunft also  min. 9 1/2 Jahre alt. Geissen mit 4-11 vollendeten Jahren, allenfalls 10-30 % Abschuß In der Brunft also mind. 11 1/2 Jahre

Klasse 1.  Ernteklasse oder Altersklasse
Böcke 10 Jahre und älter                                                         50 – 70 %
Geissen 12 Jahr und älter                                                        50-70 %
Fehlabschuß immer zu Lasten der begehrten Klasse I.

Gamsgais im Sommer – Foto: Peter Unterhofer

Mit wachsendem Anteil der über 10-jährigen Böcke wächst auch die Chance dass Einzelne eigenmächtig  noch älter werden und damit als Jagdbeute für den Jäger noch  begehrter sind.  Es sei nochmals betont, daß Geißen zwischen dem 4. und 12. Jahr und Böcke zwischen dem 5. und 9. Jahr auf Grund ihrer sozialen Reife und körperlichen Hochform die eigentlichen Träger der Population und Garanten der Arterhaltung sind. Sie sollten mindestens 50% des Wildstandes ausmachen.  Reduktionsabschuß der Kitze wird für bedenklich gehalten, „Gelt”-Geißen unter dem vorgesehenen Höchstalter sollte man nicht  schießen da sie selten wirklich gelt sind, meist nur ihr Kitz verloren  haben, oder ein Jahr aussetzen um dann wieder  ein besonders starkes  Kitz zu führen.
Bei den gemeinsamen Hegeschauen könnte es hilfreich sein den roten Punkt wieder einzuführen. Das soll keine Maßregelung sein, sondern ein Hilfsmittel der Belehrung für alle. In seiner Geschichte hat der Mensch wiederholt Wildtierarten systematisch ausgerottet. Selbst der edle “Wilde” hat häufig nicht so ökologisch gejagt wie man es heute darstellt. Ökologisches Bewusstsein ist eine Sache der Ethik und des Verstandes. Es ist nicht Sache des Jägers Gams zu vernichten, wenn sie sich am Bergwald vergreifen. Denn ein Bergwald ohne Gams wäre ein armer Bergwald. Der Jäger des Hochgebirges will sich an allem freuen. Er will die Gämsen (wie die neue Rechtschreibung sagt) auch für kommende Generationen erhalten und dazu gehört die angeregte naturnähere Bejagung. In vielen Revieren des privaten Großgrundbesitzes ist niemals anders auf Gämsen gejagt worden.

Bericht und Fotos von Wolfgang Alexander Bajohr

 

 

 

 

Gams

 

Die zoologische Bezeichnung des Gamswildes ist Rupicapra rupicapra. Es gehört zur Familie der Rinderartigen (Bovidae). Die Boviden kennzeichnen sich insbesondere dadurch aus das sie hochspezialisierte Wiederkäuer sind und eine große Anpassungsfähigkeit an ihre Lebensräume haben. Weiters sind sie Hornträger, wobei das Horn wohl verschiedene Formen hat jedoch sich nicht verzweigt und auch nicht abgeworfen wird. Das Horn sitzt fest auf einen Knochenzapfen.

Gamsbock

Gamsbock

Das Gamswild teilen wir ein in:
JAHRLINGE beiderlei Geschlechts, ((einjährige Gams)
GAISEN ( jung, reif, alt)
BÖCKE der Klasse 2 (das sind zwei- bis fünfjährige Böcke),
BÖCKE der Klasse 1,(das sind sechsjährige und ältere Böcke),
KITZE werden aber auf den Abschuss nicht angerechnet.

Lebensraum: Bei uns in Südtirol ist der typische Lebensraum der Gams das Hochgebirge, die Almen bis herunter in die Waldgrenze. Zur Winterszeit auch in den Bergwäldern. Es gibt auch so genannte Waldgams die Ihren Lebensraum das ganze Jahr über im Wald haben (es gibt Gebirge die niedere Höhenlagen aufweisen und dadurch bewaldet sind). Diese Waldgams kommen zumeist nur in geringen Beständen vor. Im Hochbebirge lebt das weibliche Wild mit den Kitzen in Rudeln zusammen. Auch die jüngeren Böcke bilden Rudel, nur die alten und reifen Böcke leben als Einzelgänger. Im Sommer bevorzugt das Gamswild die schattseitigen Lagen und im Winter ist es gerne auf der Sonnseite anzutreffen. Bei hoher Schneelage zieht das Gamswild auch in tiefere Lagen zur Äsungsaufnahme. Es trifft immer mehr zu, daß das Gamswild in seinem natürlichen Lebensraum durch verschiedene Sporttreibende z. B. Mountainbiker, Drachenflieger, Paragleiter, Schwammerlsucher, Tourenschifahrer, usw. gestört wird und deshalb ständig in tiefer gelegene Wälder flüchten muß und diese dann auch als Einstandsgebiete annimmt. Das Gamswild ist ein tagaktives Wild und nützt die frühen Morgen- und Vormittagsstunden sowie die Abendstunden zur Äsungsaufnahme. Die Gams ist ein hervorragender Kletterer im Fels und durch eine überdurchschnittlich große Lunge zu gewaltigen Leistungen fähig. Er vernimmt (hört) sehr gut, er windet (riechen) sehr gut, er äugt (sieht) ganz gut, wobei das erkennen von Bewegungen ausgezeichnet wahrgenommen wird.

Gamsgais im Winter

Geschlechts- und Altersunterschiede: Wir machen einen Unterschied zwischen Altersbestimmung und Altersschätzung: Altersbestimmung heißt, das Alter aufs Jahr genau zu ermitteln. Altersschätzung beschränkt sich auf die Aufgabe des ungefähren Alters. Die Gesichtsschädel des Jungwildes ist kurz und streckt sicher erst mit den Jahren. Deshalb ist der Kopf von Gamsjahrlingen kürzer als beim erwachsenen Wild. Jungwild ist leicht gebaut und schlank. Im Rudel haben Jungtiere nie eine führende Position. Beim richtigen Ansprechen einer Gams müssen Aussehen, Verhalten, Körperbau und Gamskrucke mit einbezogen werden. Das sicherste Merkmal (Bock oder Gais) ist, wenn sie die Gams beim “nässen beobachten können. Die Geschlechter kann man an der Krümmung der Schläuche erkennen, jedoch kann dies nicht immer einwandfrei behauptet werden, so gibt es bockgehakelte Geißen und geißgehakelte Böcke. Das Alter am erlegten Gamswild kann man an den Jahresringen abzählen. Diese entstehen durch den jährlichen tütenartigen Hornzuwachs. Die scharfe Abgrenzung der Gesichtsmaske und der schlanke Körperbau sind ein Zeichen für eine jüngere Gams. Die Zügel werden, je älter die Gams ist, umso verwaschener gegenüber dem hellen Haupt. Der Körper wirkt kantig und die Läufe wirken kürzer. Der Widerrist tritt stärker hervor, der Spiegel wird kleiner, der Träger wirkt kürzer und stärker.

Gamsjahrling (einjährige Gams) Auch Knochen können Hinweise auf das Alter geben. Das Gamskitz, bildet auf den Stirnzapfen bis zum Herbst keine hörnerne Haken. Die horntragenden Tiere besitzen ihre auf Knochenzapfen sitzende, aus Hornsubstanz bestehende Trophäe ihr Leben lang. Wie bei allen horntragenden Wildarten trägt auch die Gamsgeiß eine Krücke. Sie ist allerdings etwas dünner und oben nicht so stark nach hinten unten gekrümmt (gehakelt) als die des Bockes. Der Schlauchquerschnitt ist beim Bock eher kreisrund und bei der Geiß ist dieser eher oval. Die Schläuche wachsen jährlich tütenartig ineinander und sitzen auf verknöcherten Stirnzapfen.
Beim Ansprechen eines Gamsbockes muß man auch sein Verhalten gegenüber seinen Artgenossen während des Jahres und im besonderen beim Brunftgeschehen beobachten. Auch das Haarbüschel an der Austrittsöffnung der Brunftrute(Pinsel) wird als Hilfsmittel zur Altersbestimmung am lebenden Gamsbock herangezogen. Die alten Bocke besitzen meist einen längeren Pinsel als die Jungen. Mit Beginn der Vegetationsperiode im drauffolgenden Jahr wächst die Krucke weiter. Die junge Gams (JAHRLING genannt) macht den Jahringsschub, der etwa Mitte des Jahres (Juli/August) abgeschlossen wird. Die Krucke wächst erst wieder im nächsten Jahr weiter, und so fort. Beachte, die Krucke wächst nicht von Jahresmitte (etwa August) bis Frühjahr (etwa Mai) des darauffolgenden Jahres. In diesem Zeitraum sieht die Krucke also immer gleich aus, obwohl der Gams dabei fast ein Jahr älter wird. Die einzelnen Jahresschübe sind dadurch einen mehr oder weniger deutlichen Jahresring voneinander getrennt. Kaum erkennbar ist der Ring zwischen Kitz- und Jahrlingsschub. Er sitzt etwa in der Krümmung der Krucke. Der zweite, dritte und vierte Schub sind mehrere Zentimeter oder weniger. Der Kruckenschlauch schließt sich mit Abschluß des fünften Schubes eng um den Stirnzapfen. Nun werden nur noch die sogenannten Millimeterringe (genauer: Millimeterschübe) gebildet. Jeder steht für ein Lebensjahr.

Altersbestimmung: Wir zählen die vollendeten Lebensjahre. also zählen wir die Schübe.

Das richtige Ansprechen und das Alter einer Gams

Was zählt man? – Wir zählen die vollendeten Lebensjahre. also zählen wir die Schübe. Den letzten (untersten) dürfen wir aber nicht mitzählen, denn dessen Lebensjahr ist noch nicht vollendet. Haben wir beispielweise im Januar ein Kitz gefunden, so sehen wir nur einen Schub, den “letzten”: Das Kitz ist 0 vollendete Jahre alt- richtig! Erst der Jahrling ist ein vollendetes Jahr alt. Er hat zwei Schübe, und dazwischen einen Jahresring. Die Abnutzung der Backzähne ist beim Gamswild ein unsicheres Altersbestimmungsmerkmal. Es ist wohl Unerfahren oder nur “Wichtigtuerei” eines Jägers oder sogar eines Pirschführers, wenn er mit seinem Spektiv oder sogar mit seinem Fernglas auf eine Schussentfernung das Jahr einer Gamsgais oder eines Gamsbockes aufs Jahr bestimmen will. Die Regel lautet: JUNG, REIF oder ALT. “Ausnahme von der Regel: Finger gerade!” Wohl anders ist beim ansprechen eines Jahrling. Vor allen an der Höhe der Krucke und dem jugendlichen Aussehen kann man einen Jahrling ( 1 jährige Gams) richtig ansprechen.

Aussehen: Gemsen können bis zu 25 Jahre alt werden, erreichen durchschnittlich ein Alter von 15 Jahren. Eine Altersbestimmung durch das Gebiss ist nicht wirklich möglich, da die Zähne keine Abnützungserscheinungen zeigen. Ab dem zweiten Lebensjahr wird die Gams geschlechtsreif. Die Gais säugt ihr Junges bis in den Winter, kümmert sich aber insgesamt 1 ½ Jahre um das Kitz. Das Gamswild verfärbt seine Decke zweimal pro Jahr; im Frühjahr (Mai) und im Herbst (September). Die Sommerdecke besitzt kürzere, fahlgelb gefärbte Grannenhaare, der Aalstrich – vom Haupt über den Rücken bis zum Wedel – (siehe Foto Gams im Sommer), die Läufe, die Bauchseite und die Zügel am Haupt sind dunkel bis schwarz gefärbt. Die Zügel sind zwei vom Kruckenansatz über die Lichter bis zu den Äserwinkeln reichende schwarze Streifen. Pinselhaare weisen mit Sicherheit auf einen Bock hin. Die Länge der Haare gibt entgegen häufiger Meinung keinen sicheren Hinweis auf das Alter, aber ist ein guter “Ansprechsfaktor”. Verlassen Sie sich niemals nur auf die Krucke

Gamskitz im Winter

GAMS IM SOMMER GAMS IM WINTER: Im Winter sind die Grannenhaare schwarz gefärbt, nur die Maske am Haupt, die Bauchunterseite und der Spiegel sind weiß. Die langen Grannenhaare mit den weißen Spitzen (Reif am Aalstrich des Wintergamsbockes werden als Bart bezeichnet, sie werden nur im Frühjahr gewechselt. Will man aus diesen langen Haaren einen Bart binden lassen, so muß man sie im warmen Zustand vom frisch erlegten Gamsbock rupfen und in steifes Zeitungspapier verpacken, damit die bis ca. 20cm langen Haare nicht beschädigt werden. Die Hufe der Gämsen sind relativ lang und scharf. Die harten Schalenränder und die elastische Sohle erleichtern das Klettern: Im Sommer, wenn sich die Schalenränder am Fels abschleifen, findet die Gämse mit der weichen Sohle guten Halt. Im Winter hingegen verhilft die scharfe Kante zu sicherem Tritt auf vereisten Flächen. Durch seine spreizbaren, hartgummiartigen Schalen ist das Gamswild besonders gut für das Leben in der Felsregion ausgestattet. Die beiden Hufschalen sind gegeneinander sehr beweglich. Bei normalen Gang werden sie parallel zueinander aufgesetzt, bei Flucht, Schnee oder in steilem Gelände sind sie stark gespreizt. Die Afterklauen, zwei kleine zurückgebildete Zehen hinter den Hufen, werden vor allem beim Abwärtsgehen als Bremse eingesetzt; sie hinterlassen nur in weichem Boden einen Abdruck. Die Kotpillen sind fast kugelförmig und messen etwa 1.5 cm im Durchmesser.

Losung: besteht aus mehr oder minder losen dunkelbraunen bis schwarzen Zäpfchen. Die Gamslosung ist im Winter schwarz glänzend. Die Beeren sind ca. 8 mm stark und 1,2 cm lang. Im Sommer wird sie in zusammengedrückter Form abgesetzt. Zwischen Bock- und Geißenlosung gibt es keinen Unterschied.

Nahrung: Gämsen leben gemeinsam in Rudeln und sind hauptsächlich tagaktiv. Sie nutzen die frühen Morgen- und Vormittags- sowie die Abendstunden zur Nahrungsaufnahme. Als Nahrung nimmt das Gamswild Gräser, Kräuter, Flechten, Moose und im Winter Knospen und Triebe von Sträuchern, Laub und Nadelbäumen auf. Von einer Winterfütterung sollte man beim Gamswild absehen. Im Wald sind die Gämsen unerwünscht, da sie Forstpflanzen und Jungbäume verbeißen männliches Wild erlegt werden, und der Eingriff in die Jugend (Jahrlinge) darf ebenfalls nicht zu knapp ausfallen.

Besonders zu achten ist der Abschuss von Gamsgeisen, dass kein Muttertier erlegt wird. Kitze werden hauptsächlich während der Brunft vom Bock nicht geduldet und somit während der Liebeszeit beim Rudel zurückgelassen. Somit beobachtet man immer wieder Geisen ohne Kitze die in Wirklichkeit aber “Führend” sind. Wird eine Muttergais erlegt, schließen sich die Kitze auch anderen Gaisen oder dem Rudel an, so beobachtet man immer wieder Gamsgaise die zwei und mehrere Kitze führen. Nachdem aber die Kitze ohne Muttermilch auskommen müssen, überleben im Hochgebirge nur körperlich gesunde und starke Gamskitze den Winter. Als wichtigste Hegemaßnahme (siehe Bericht) beim Gamswild kann die Anlage von Salzlecken an von Feuchtigkeit geschützten und vom Gamswild beliebten Stellen genannt werden. Der Abschuß von schlecht verhaartem und kümmerndem Gamswild ist eine wichtige Hegemaßnahme. Ein Geschlechterverhältnis von 1:1 sollte angestrebt werden. Die Zuwachsrate beträgt beim Gamswild ca. 50 % der Geißen des Frühjahrstandes. Der Jäger soll stärker in die Jugendklasse (III) eingreifen. Die Mittelklasse sollte möglichst geschont werden, sie sollte ca. 60 % des Bestandes betragen.

Gamsgais und Gamskitz im Sommerkleid

Hege: Gamswild bringt verhältnismäßig wenig Nachwuchs, und viele Kitze kommen im Winter im Gebirge um. Die Bejagung muss daher vorsichtiger erfolgen als beim Rehwild. Um Alters und um das Geschlechtsverhältnis ausgewogen zu erhalten, muss insgesamt etwa mehr weibliches als männliches vorhanden sein. (siehe den Bericht über die Gamswildhege)

Reviermarkierung: Der Gamsbock markiert sein Revier besonders während der Brunft durch ein Sekret aus den hinter den Schläuchen sitzenden Brunftfeigen. Sollte ein Rivale in sein Revier gelangen werden Rangkämpfe ausgetragen und aus seinem Revier blitzartig durch das felsige Gelände Kilometerweit vertrieben. Brunftige Gamsböcke erkennt man auch durch das unruhige Verhalten, kaum Äsungsaufnahme und dauernd auf Suche nach einer Gamsgeis. Bewandert ständig sein markiertes Revier um auch Nebenbuhler von seinen Geisen fernzuhalten. Deutlich erkennbar sind das “Blädern” mit weit geöffneten Äser (Maul) und der wachelnde Bart bei älteren Böcken.
Lautäußerung Gamswild: (Reinhören): Bei Gefahr stößt das Gamswild durch den Windfang einen weithin hörbaren Pfiff aus. Die Geiß verständigt sich mit dem Kitz durch leises Meckern. Sehr ähnlich, nur wesentlich lauter, ist das Blädern des Bockes in der Brunftzeit.

Fortpflanzung: Die Gamsbrunft findet im November statt, die Brunft ist besonders lebhaft bei Schneelage und klarem, kaltem Wetter. Der Platzbock, der in der Brunftzeit zum Geißenrudel steht, beherrscht dieses. Nähert sich ein anderer Bock diesem Rudel, so vertreibt er ihn oft durch eine halsbrecherische Verfolgungsjagd über weite Strecken. Der Gamsbock treibt blädernd und öfters nässend die brunftige Geiß und beschlägt sie. Die Gamsgeiß geht ca. 26 Wochen beschlagen und setzt ihr Kitz (meist nur eines) Ende Mai bis Mitte Juni. Zum Setzen verläßt die Geiß das Rudel und kehrt erst nach einigen Tagen wieder mit dem Kitz zurück.

Krankheit: Gamsblindheit und die Gamsräude sind jene Krankheiten, die am häufigsten auftreten. Bestandes gefährdend können sich auch Krankheiten wie Gamsblindheit und Gamsräude auswirken, die epidemisch auftreten und zu einem “Massensterben” führen können.

Gamsblindheit

Gamsräude

Die Gamsblindheit (auch Gemsblindheit) ist eine hoch ansteckende Augenerkrankung der Schafe, Ziegen, Gämsen und Steinböcke (insbesondere Rupicapra r. rupicapra und Capra i. ibex). Sie wird durch den Erreger Mykoplasma conjunctivae (Mykoplasmen) hervorgerufen. Die Erkrankung ist auch als Infektiöse Keratokonjunktivitis IKK bzw IKC (infectious keratoconjunctivitis ) bekannt. Infektiöse Keratokonjunktividen können jedoch in der Veterinärmedizin auch Krankheiten bezeichnen, die nicht durch Mykoplasma c. hervorgerufen werden, die der Gemsblindheit jedoch ähneln. Mykoplasma conjunctivae ist bei Schafen verbreitet und diese Tiere stellen ein Erregerreservoir dar von dem aus Wildtiere infiziert werden können wenn diese sich in der Nähe von Schafherden aufhalten. Typisch für die Gemsblindheit ist das Auftreten von Eqidemien. Diese Erblindung hält einige Zeit an. In dieser Phase ist der Gams stark gefährdet umzukommen. Häufig überlebt die Gams auch die völlige Erblindung und das Sehvermögen stellt sich allmählich wieder ein.
Bei starken Befall wird Hornhaut und Netzhaut verletzt und führt somit zur totalen Erblindung. Als Erreger werden immer wieder Bakterien, Rickettsien und Viren genannt, den genauen Erreger kennt man jedoch noch nicht. In manchen Gebieten kommt auch der kleine Lungenwurm recht häufig vor. Er ist besonders für Jungtiere gefährlich während ihn ältere Stücke meist ohne äußerlich sichtbare Kennzeichen ertragen. Der Befall zeigt sich in schwacher Konstitution des betroffenen Stückes. Auch hüstelt es. Der Vollständigkeit wegen seien noch ein paar Krankheiten namentlich erwähnt: Papillomatose (Lippengrind) – Maul- u. Klauenseuche gehören wie die Gamsblindheit zur Gruppe der Infektionskrankheiten. Einige Invasionskrankheiten (Parasitosen) wie: Befall mit Haarlingen – Leberegelkrankheit – Bandwurmbefall und andere mehr.

Die Gamsräude und der Lungenwurm (kleiner und großer) gehören zur hier aufgeführten Gruppe. Bei der Gamsräude (siehe Bericht) handelt es sich um eine Grabmilbenart (Sarcoptes rupicapraer) die in einer Hautschicht des Gams Gänge frisst und auch ihre Exkremente dort hinterlässt. Dies führt beim Gams zu einen starken Juckreiz, Hautentzündung, Haarausfall – die Funktionen der Haut werden zerstört- schließlich erleidet das Gamswild einen qualvollen Tod. Die Krankheit ist von einen Tier auf ein Anderes übertragbar. Ganze Gamsbestände wurden auf diese Weise dahingerafft. Als Gegenmaßnahme hilft nur das frühzeitige erkennen der betroffenen Tiere und entnehmen derselben aus dem Bestand.

Stimme Gams

 

Jagd: In Südtirol wird die Jagd auf Gamswild vom 1. August bis zum 15. Dezember ausgeübt, wobei der eigentliche Reiz der Bejagung in den späten Herbsttagen liegt. Die Jagd wird, besonders während der Brunft in den Monaten Oktober bis Dezember, mit der Pirsch kombiniert. Gejagt wird Gamswild überwiegend im Gebirge auf Ansitzjagd. Bei der Jagd wird wenn notwendig zuerst das Kitz, dann die Gais erlegt. Die Jagdausübung auf Gamswild darf nur in Begleitung eines Pirschführers erfolgen. Bei der Bejagung von Gamswild ist Berg Erfahrung, eine gute Ausrüstung, eine genau schießende Waffe und eine rasante Patrone wie z.B. die 6,5 x 68 erforderlich.

Video: PW Jagdportal aufgenommen von einem Wanderer

Text:  Gams übernommen mit Zustimmung von www.jagdweb.at

Text:  Gamsblindheit mit Zustimmung von: Wildvet Projects Dr. Marco Giacometti, www.wildvet-projects.ch

SIEHE AUCH GAMSWILD HEUTE, ERFAHRUNG MIT BEJAGUNGSREGELN