Waffenkunde
In den Wildbezirken Südtirols können folgende Schußwaffen und Munitionsarten für Jagdzwecke benützt und mitgeführt werden:
- alle Doppel- und Bockdoppelflinten (Schrotgewehre) mit einer Laufweite nicht größer als Kaliber 12,
- alle Büchsen (Kugelgewehre) einschließlich der Repetierbüchse ab Kaliber 5,6 mm; die dazugehörigen Patronen müssen eine Hülsenlänge von mindestens 40 mm haben.
- kombinierte Gewehre, und zwar zwei- und dreiläufige Gewehre mit einem oder zwei Schrotläufen mit einer Laufweite nicht größer als Kaliber 12 sowie einem oder zwei Kugelläufen ab Kaliber 5,6 mm und einer Hülsenlänge von mindestens 40 mm.
(2) Die Verwendung von Prügel- oder Kastenfallen für die Jagd auf Raubwild kann unter Beachtung allfälliger von dem für die Jagd zuständigen Landesrat festgesetzter Zeiten und Auflagen ebenfalls erlaubt werden.
(3) Der Jagdausübungsberechtigte ist ermächtigt, während der Jagd außer den erlaubten Schußwaffen und Jagdhunden Jagdmesser und -stichwaffen mitzuführen.
Der Jäger hat die Aufgabe übernommen, die früher in unseren Breitgraden Wolf, Bär, Luchs hatten, nämlich die schwachen und kranken Tiere schnell und schmerzlos zu erlegen und so zur Gesundhaltung und Regulierung der Wildarten beizutragen.
Bei der Jagd hat der Jäger mit unterschiedlichen Schuss-Entfernungen zu tun. Das Wild kann 20 oder auch über 300 Meter entfernt stehen, das Ziel kann hasengroß oder aber auch hirschgroß sein. Die Jagdbüchse soll diesen Anforderungen gerecht werden. Eine moderne Jagdbüchse mit Zielfernrohr erfüllt diese Anforderungen. Wenn der Jäger seine Waffe auf „Fleckschuss“ einschießt, dann geht er davon aus, dass er eine gewünschte optimale Entfernung wählt (etwa bis 200 m).Im Jagdbetrieb, dort richtet sich die Schussentfernung nach dem Standort des Wildes, es kann auf 15 oder auf 400 Meter in Anblick kommen. Das ist variabel und vorher nicht planbar.
Wer am Berg jagd, wird deutlich andere Bedingungen vorfinden als reine Waldjäger. Der Jäger muss natürlich abwägen, ob der Schuss über eine bestimmte Entfernung noch vertretbar sicher ist. Besonders bei langsamen Geschossen (rasanzschwache Kaliber) wird Fleckschuss gewählt. Auch vor allem bei „Schonzeitbüchsen“, die bei der Raubwildjagd eingesetzt werden, wird oftmals der Fleckschuss vorgezogen. Dabei kommt erschwerend dazu, dass das Wild relativ klein ist und sich schon deshalb größere Entfernungen verbieten, wenn man waidgerecht jagen will.
Die Ausübung der Jagd ist zwangsläufig eng mit dem Umgang mit Waffen verbunden. Jeder, der unter bestimmten Umständen eine Waffe führen und benutzen darf, muss sich der Gefahren voll bewusst sein. Auf keinen Fall darf die ethische Verpflichtung vergessen werden, die der waidgerechte Jäger seinen Wild gegenüber hat.
Merke: Bei einem Schuss auf Wild muss genau und tödlich getroffen werden. Sogenannte „Kunstschüsse“ verbieten sich aus Gründen der Waidgerechtigkeit und des Tierschutzes! Dem Fach JAGDWAFFENKUNDE wird in der Jägerprüfung eine besondere Bedeutung beigemessen, die es auch für den schon oder bald aktiven Jäger nie verlieren wird.
Der Besitz einer, für jede Wildart passenden Büchse oder Flinte, muss für jeden Jäger selbstverständlich sein. Ein gute Ausrüstung, ein Rucksack, trittsicheres Schuhwerk, ein gutes Fernglas und ein Spektiv gehören ebenfalls dazu. Auch ein Erste Hilfe Paket gehört in jeden Rucksack. Ein Handy kann für Notfälle mitgeführt werden. Es ist besonders im Gebirge vorteilhaft, bei angeschweißten Wild sofort einen Hundeführer oder beim Abschuss von schwerem Wildtieren sofort Hilfe zur Bergung rufen zu können. Mit der Waffe fängt es an: Beginnen wir mit dem Handwerkszeug: Voraussetzung für das saubere Erlegen von Wild ist das hundertprozentige Vertrauen zur Waffe. Das Kontroll- beziehungsweise Einschießen der Büchse vor Beginn der Bockjagd ist für die meisten von uns selbstverständlich geworden, aber das war es dann häufig auch schon für den Rest des Jagdjahres. Doch, wenn wir ehrlich sind, das reicht nicht. Kaum einer von uns erlegt so viel Wild, dass er ausreichend Routine bei allen Jagdarten hat.
Es sollte daher selbstverständlich sein, dass zumindest bei unerklärbaren schlechten Schüssen oder Fehlschüssen die Waffe auf ihre Treffpunktlage hin kontrolliert wird.
Wie gesagt, schießen hat auch etwas mit Psychologie zu tun, und das Vertrauen zur Waffe darf keinesfalls gestört sein.
Darüber hinaus sollte jeder von uns einige Male im Jahr die üblichen DJV-Disziplinen mit seiner „Alltagswaffe“ schießen, und diejenigen, die Drückjagd-Gelegenheiten haben, sollten einige Packungen Patronen mit ihrer Drückjagdwaffe auf den laufenden Keiler, besser noch im Schießkino „verbrauchen“. Man weiß dann ziemlich genau, was man sich im Jagdbetrieb zutrauen kann und wann man besser „den Finger gerade lässt“.
Bei uns wird zweifellos das meiste Schalenwild von Stand- oder Hochsitzen aus erlegt. Pirsch und Drückjagd sind für viele die Ausnahme. Nun sind ja bekanntlich längst nicht alle Stand- und Hochsitze von der Konstruktion her gleich, und es ergeben sich ständig andere Anschlag-Situationen. Daher hat es sich bewährt, besonders bei unbekannten Sitzen, gleich nach Besteigen Anschlag-Übungen in alle Schussrichtungen zu machen. Wenn es dann ernst wird, weiß man sofort, wie man sich einrichten muss, um ruhig zu schießen. Eventuelle Auflagehilfen für den Ellenbogen oder ähnliches liegen dann rechtzeitig parat und können eingerichtet werden, ohne dass es klappert oder die Anschlaghilfe gar herunter fällt. Man mag das als Pedanterie auslegen, aber diese Anschlag-Übungen helfen, wenn Wild überraschend anwechselt. An oder auf großen Flächen oder an langen Schneisen, verschätzen sich besonders (allein gelassene) Jagdgäste oft in der Entfernung. Mit unseren großen Optiken wird dann manchmal unverantwortlich weit geschossen, was zu Fehl- oder Krankschüssen führt. An Schneisen helfen Markierungspflöcke in 100, 150 und 200 Meter Entfernung, solche Fehleinschätzungen zu vermeiden. Auf großen Freiflächen kann man dem Jagdgast auch anhand markanter Geländepunkte Schätzungshilfen geben. Auch wenn ich allzu viel Technik auf der Jagd nicht besonders liebe, aber in fremden Revieren, bei der Berg- und der Auslandsjagd hat sich mittlerweile ein Laser-Entfernungsmesser gut bewährt. Besagte Pflöcke oder Markierungspunkte im Gelände helfen selbstverständlich auch bei der späteren Suche nach einem eventuellen Anschuss. Die heutige Optik und Präzision der Gewehre verführt zum weiten Schießen. Selbstverständlich muss sich jeder seine eigenen Grenzen selbst stecken. Wenn wir unsere Büchsen, wie heute üblich, auf 100 Meter mit rund vier Zentimeter Hochschusseinschießen, ist ein Treffen auf rund 200 Meter ohne große Haltepunktveränderung mit den meisten Kalibern möglich. Im Normalfall sollte man es meines Erachtens aber bei geringem Schalenwild bei 150 Meter gut sein lassen, und 200 Meter Schuss-Entfernung dürfte für die meisten, auch bei starkem Hochwild, die obere Grenze darstellen. Ich weiß, dass teilweise im Hochgebirge weiter geschossen wird. Aber zum einen ist die vorrangige Anschlagart im Hochgebirge, liegend aufgelegt, eine sehr sichere Anschlagart, und zum anderen lassen es die Geländestrukturen dort manchmal nicht anders zu. Die Bergjäger trainieren außerdem die weiten Schüsse auch sehr intensiv und kennen in der Regel ihre eigenen und die Leistungen ihrer Waffen.
Misst man aber im Hochgebirge mit dem Entfernungsmesser die geschätzten Entfernungen nach, erlebt man oft Überraschungen. Die meisten Nachsuchen schlicht durch zu riskantes Schießen verursacht werden. Wer sich an eine vernünftige Entfernung hält und das Wild nur breit stehend beschießt, wird kaum Nachsuchen verursachen. Experimente wie Träger- und Tellerschüsse oder solche auf spitz stehendes Wild, verursachen Probleme.
Bericht: Deutsche Jagdzeitung