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Hegeschau in St. Martin Gsies

„Basis des Südtiroler Jagdsystems ist das Ehrenamt!“
Jagdbezirk Oberpustertal: Hegeschau in St. Martin Gsies

Die Jagdhornbläser Amperspitz aus Taisten

Die Jagdhornbläser Amperspitz aus Taisten

St. Martin Gsies:  Die Jagdhornbläser Amperspitz aus Taisten eröffneten am Sonntag um 10 Uhr den offiziellen Teil der heurigen Hegeschau und Revierleiter Günther Bachmann vom Revier St. Martin begrüßte als Hausherr mit einem kräftigen Weidmannsheil die Gäste. Er bedankte sich beim Vorstand des Bezirkes für den Zuspruch, diese Hegeschau austragen zu können. Zum dritten Mal nach 2004 und 2012 organisierte das Revier St. Martin nun schon diese Veranstaltung. Der Revierleiter stellte zuerst kurz das Revier St. Martin Gsies vor, welches sich über 4.655 Hektar erstreckt und 1 Jägerin und 25 Jäger zählt. Er dankte allen freiwilligen Helfern, seinem Jagdvorstand, den Jagdmitgliedern und deren Partner und Partnerinnen, der Gemeindeverwaltung, der Freiwilligen Feuerwehr und dem Jagdaufseher für die Organisation sowie den Jagdhornbläsern Amperspitz für die musikalische Umrahmung des Festaktes. Er wünschte allen Besuchern ein paar gemütliche Stunden bei der Hegeschau und eine gute Unterhaltung. Anschließend bat er Bürgermeister Paul Schwingshackl auf die Bühne. Dieser bedankte sich für die Einladung und stellte den Versammelten kurz das Gemeindegebiet vor, das u. a. über ein eigenes Elektrowerk verfügt und damit 40% der Stromkosten einspart. Schwingshackl wünschte der Hegeschau ebenso einen guten Verlauf und freute sich über die rege Tätigkeit der Jägerschaft in seinem Gemeindegebiet.

Bezirks- und Landesjägermeister Günther Rabensteiner

Bezirks- und Landesjägermeister Günther Rabensteiner

Daraufhin übernahm Bezirksjägermeister Günther Rabensteiner das Wort und begrüßte die zahlreichen Ehrengäste, darunter Senator Dr. Meinhard Durnwalder, Sandro Covi als Stellvertreter der italienischen Jäger  im Bezirk Oberpustertal, Forstinspektor Dr. Günther Pörnbacher, den Obmann der Raiffeisenkasse Welsberg Gsies Taisten Andreas Sapelza, die beiden Bürgermeister Paul Schwingshackl aus Gsies und Dominik Oberstaller aus Welsberg-Taisten, sowie alle Revierleiter, Eigenjagdinhaber und Pächter, Jagdaufseher, Hundeführer, Jagdhornbläser und ganz besonders alle Jägerinnen und Jäger, sowie alle Jagdfreunde und Naturliebhaber.
Nach einer Gedenkminute für die verstorbenen Jagdmitglieder, währenddessen die Jagdhornbläser Amperspitz das große Halali bliesen, präsentierte der Bezirksjägermeister die Jagdstrecke 2022 für Rotwild, Rehwild, Gamswild, Niederwild, Hühnervögel und Murmeltiere. Während die Rotwildbestände im Steigen sind, verzeichnet man beim Rehwild im Verlauf der letzten 20 Jahre einen Rückgang von 25%. Der Gamsbestand erholt sich nur langsam, die Räudefälle nehmen wieder stark zu. Nachholbedarf gibt es zwar bei der Erfüllung des Abschussplanes beim Rotwild, aber insgesamt ist der Bezirksjägermeister mit der Abschussplanerfüllung des gesamten Schalenwildes, welches bei 86% im Bezirk liegt, recht zufrieden.
Sehr wichtig ist für Rabensteiner, der gleichzeitig auch Landesjägermeister ist, die Öffentlichkeitsarbeit: So wurden heuer 230 Schülerinnen und Schüler, sowie Kindergartenkinder durch die Hegeschau geführt. Jagdaufseher Michael Reier, der pensionierte Jagdaufseher Peter Burger, sowie Verbandsjagdaufseher Reinhard Pipperger erklärten den Jugendlichen die Jagd, die Wildtiere und das jagdliche Brauchtum. Dabei waren die von Peter Burger erstellten Dioramas, kleine mit Tierpräparaten nachgebaute Naturlandschaften, sehr hilfreich. Auch bei den Senioren war das Interesse für die Jagd sehr groß. 93 Senior/innen besuchten heuer die Oberpusterer Hegeschau und waren mit den Erklärungen und Ausführungen begeistert.

Sandro Covi überbrachte die Grußworte in italienischer Sprache, unterstrich die Bedeutung der Hegeschauen und verwies auf die Unterschriftenaktion der europäischen Jägervereinigung FACE, um die Jagd auf europäischer Ebene zu stärken und weiterhin zu garantieren.

Senator Dr. Meinhard Durnwalder bedankte sich nach seinen Grußworten beim Landesjägermeister und Geschäftsführer Dr. Benedikt Terzer für die sehr gute Arbeit und hob seinen Einsatz für den Südtiroler Jagdverband hervor. Weiters wies der Senator auf die neue Situation in Rom hin, nämlich dass der neue Landwirtschaftsminister auch selber Jäger ist und somit für Jagdthemen sehr zugänglich sei. Schon im Sommer sei ein Treffen bei einem gemeinsamen Jagdtag geplant, wobei ihm das Südtiroler Jagdsystem nahegebracht werden soll.

Dr. Günther Pörnbacher sprach über die Wichtigkeit der Erfüllung der Abschusspläne aus Sicht der Forstbehörde und erwähnte auch die Verhängung von Verwaltungsstrafen über Reviere im Westen des Landes, welche den Abschussplan nicht erfüllt haben. Angesichts der Borkenkäfer-Kalamität wird das Land in Zukunft noch mehr auf die Jäger angewiesen sein, um eine rasche Wiederbewaldung bewerkstelligen zu können.

Für den Landesjägermeister Günther Rabensteiner sind die Hegeschauen auch eine Art Erntedankfest, bei dem Auskunft über den Wildbestand gegeben wird, bei dem manch schönes Jagderlebnis in Erinnerung gerufen wird. Er betonte, dass die Basis des Südtiroler Jagdsystems die ehrenamtliche Tätigkeit der Revierleiter sei. Dass man dann heuer trotzdem 4 Revieren in den Bezirken Vinschgau und Meran hohe Strafen wegen Nichterfüllung des Abschussplanes zugestellt hatte, sei für ihn unverständlich. Trotz mehrerer Aussprachen und massiver Interventionen beim Landesrat und bei den zuständigen Behörden ist es nicht gelungen die Verantwortlichen zu überzeugen, von den Strafen abzusehen. Diese werden nun vor Gericht von den Revieren angefochten. Weiters bedauerte Rabensteiner, dass es ab heuer keine Domänenabschüsse mehr geben wird, da der zuständige Direktor die Verantwortung nicht mehr übernehmen will und somit das hierzu notwendige Dekret nicht mehr unterzeichnen wird. Der Landesjägermeister wünscht sich weiterhin eine gute Zusammenarbeit mit den politischen Vertretern und dem zuständigen Landesrat, mit dem Amt für Jagd und Fischerei, der Forstverwaltung und dem Südtiroler Bauernbund. Weiters merkte er an, dass es auch höchst an der Zeit sei, die Freizeitnutzung unserer Wälder zu regeln, um dem Wild die nötige Ruhe zu garantieren, damit es so wenig Störung wie möglich erleiden muss. Der Bezirksjägermeister lobte noch die neue Sammlung von Unterrichtsmaterialien und Spielen für Kinder, welche vom Südtiroler Jagdverband zur Verfügung gestellt werden und bedankte sich bei der Biologin Dr. Nadia Kollmann für Ihren Einsatz und gute Arbeit zum Thema Wildpädagogik. Zum Schluss gratulierte er Revierleiter Günther Bachmann für die sehr gute Organisation der Hegeschau und wünschte allen Jägerinnen und Jägern für die bevorstehende Jagdsaison einen guten Anblick und ein kräftiges Weidmannsheil. Auch Hornmeister Alois Weber durfte sich noch freuen: Er ist seit 39 Jahren Mitglied der Jagdhornbläsergruppe Amperspitz und seit 38 Jahren deren Hornmeister: dafür dankte ihm Obmann Paul Peintner mit einer Ehrung. Abschließend wurde noch der jüngste Jagdhornbläser Südtirols Raphael Taschler vorgestellt und mit einem kräftigen Applaus aller Anwesenden belohnt.

Der Abschussplan des Bezirkes Oberpustertal.
Bezirksjägermeister Günther Rabensteiner teilte den Versammelten folgende Jagdstrecke 2022 mit: beim Rotwild wurden von 402 genehmigten Stücken 292 erlegt; davon 110 Hirsche und 182 Stück Kahlwild, was einer Abschusserfüllung von 73% entspricht. Beim Rehwild wurden von 869 zum Abschuss frei gegebenen Stücken 823 erlegt; davon 397 männliche und 426 weibliche; das sind 95% des Abschussplanes. Beim Gamswild wurden von 561 genehmigten 504 erlegt; davon 156 Gamsböcke, 136 Gamsgeißen und 180 Gamsjahrlinge.; also wurde der Abschussplan zu 90% erfüllt. Außerdem wurden 70 Feldhasen, 28 Schneehasen, 166 Füchse, 26 Waldschnepfen und 33 Rabenkrähen erlegt.

Fotos und Bericht: Günther Rabensteiner

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