Gebrauchshund
WAS IST EIN „GEBRAUCHSHUND“?
Der Ausdruck „Gebrauchshund“ klingt für den des Hundesport Unkundigen in gewissem Sinne negativ. Man gebraucht eine Sache, aber kein Lebewesen. Der Ausdruck ist jedenfalls sehr alt und … ja, gebräuchlich. Daß es beim „Gebrauchs- hund“ in Wirklichkeit um einen Partner seines Menschen geht, was auch eine enge Beziehung zueinander voraussetzt ebenso wie ethischen Tierschutz, klärt folgende grundlegende Darstellung dieses Begriffes. Die Verfasser dieser „Charta des Gebrauchshundes“ sind Hans-Heinrich Lohmann, Johanna Murawski, Dr. Helmut Raiser, Reinhard Wißmann, Ursula Zabel und Werner Zabel.
Der Gebrauchshund ist ein leistungsfähiger Arbeitshund. Ein Hund, der nicht arbeiten darf, stumpft ab, verkümmert seelisch und ist eine bedauernswerte Kreatur ” Der Gebrauchshund kann auf Grund seiner Triebqualitäten und seiner Konstitution vom Menschen für verschiedene Aufgaben ausgebildet und genutzt werden. Der Arbeitshund, als solcher wird er mit seinen angeborenen Verhaltensweisen und Fähigkeiten vom Menschen zur Unterstützung seiner eigenen Arbeit benutzt. Damit nimmt der Mensch sich das Recht, über den Hund zu verfügen. Von Anbeginn der Domestikation war dies wesentlicher Beweggrund des Menschen, die Symbiose mit dem Hund einzugehen. Dieser anthropozentrische Ansatz kommt dem Tier in der Weise zu Gute, dass es die Möglichkeit bekommt, seine trieblichen und kognitiven Fähigkeiten auszuleben.
Leistungsfähig.- Das Herausstellen der Leistungsfähigkeit des Gebrauchshundes fordert eine besondere Qualität der Arbeit. Diese wird determiniert durch physische und psychische Komponenten. Eine Forderung nach Leistungsfähigkeit impliziert Entwicklung und Prüfung dieser Fähigkeiten. Die Grenze findet dieses Bestreben durch den Gedanken des ethischen Tierschutzes. Kann – nicht muss. Der Gebrauchshund besitzt die erforderlichen Voraussetzungen zur Ausbildung. Diese müssen nicht zwingend ausgeschöpft werden. Bei einer Funktion als reiner Gesellschafts- und Begleithund muss ihm neben der notwendigen Erziehung Gelegenheit gegeben werden, sich ausreichend auszuleben. Triebqualitäten beschreiben die psychischen Komponenten der Konstitution. Sie bestimmen Art und Ablauf der Funktionen und Reaktionen. Die unterschiedlichen Verwendungszwecke des Gebrauchshundes erfordern verschiedene Triebqualitäten. Die trieblichen Verhaltensdeterminanten ergeben sich aus den Grundlagen der Arterhaltung: Hunger, Sexualtrieb, Flucht, Aggression. Zusammensetzung und Ausprägungsgrad bestimmen den Verwendungszweck. Konstitution. Sie wird bestimmt durch Komponenten wie Triebqualitäten, anatomischen Gesamtaufbau, Vitalität, Langlebigkeit, Beweglichkeit, Kraft und Ausdauer. Sie alle müssen den jeweiligen Verwendungszwecken entsprechen. Vom Menschen. Mit dem Recht, über den Hund zu verfügen, hat der Mensch Verantwortung übernommen. Er muss ihn so züchten, halten und ausbilden, dass der Hund die jeweiligen Aufgaben im Sinne des ethischen Tierschutzes erfüllen kann. Auf den Erhalt genetischer Ressourcen ist besonderer Wert zu legen. Verschiedene Aufgaben. Die Varianzbreite der Triebqualitäten und der Konstitution bewirken eine Vielzahl von Einsatzmöglichkeiten, die der Mensch seinem jeweiligen Bedarf entsprechend nutzt. Ausgebildet: Die Nutzung des Gebrauchshundes verlangt seine Ausbildung. Ausbildung kanalisiert die natürlichen Triebmäßigkeiten des Hundes in gewünschte Verhaltensweisen. Dieser Prozeß orientiert sich an ethologischen Erkenntnissen und kynologisch – empirischem Wissen. Das Recht des Menschen, auf das natürliche Verhalten des Hundes einzuwirken, um es zweckentsprechend zu formen und kontrollierbar zu machen, impliziert auch Zwangsmaßnahmen.
Foto Nachsuche auf Gams: Aus CD “Jägerschulde” Landesbetrieb für Forst und Domänenverwaltung Bozen
Dabei muss die Verhältnismäßigkeit der Mittel gewahrt bleiben. Die Konfliktbewältigung in der Ausbildung formt die Persönlichkeit des Hundes. Die Ausbildung der Gebrauchshunde hat außerdem züchterische Relevanz. Sie dient dazu, geeignete Individuen durch definierte Prüfungen herauszustellen und diese der Zucht zuzuführen.
Für die Ausbildung und den Einsatz von Gebrauchshunden sind folgende Erkenntnisse von grundlegender Bedeutung: Der Hund darf nicht vermenschlicht werden und man muss stets die Eigenarten seines Wesens berücksichtigen. Ein Hund ist weder in der Lage, den begrifflichen Inhalt menschlicher Sprache zu verstehen, noch kann er die Hintergründe und Zusammenhänge menschlichen Handels erfassen. Sein Gehirn befähigt ihn aber über Gedächtnisleistungen, angenehme und unangenehme Erfahrungen im Zusammenhang mit Umweltreizen zu sammeln und zu speichern, z.B.: durch menschliche Laute, durch menschliche Bewegungen, durch einprägsame Situationen und Vorkommnisse. — Aus diesen gespeicherten Erfahrungen heraus, d.h. aus der Erinnerung, können Hunde im Wiederholungsfalle dem entsprechenden Umweltreiz ein spezifisches Verhalten zuordnen. Seinen Herrn riecht der Hund selbst im dichtesten Menschengewühl. Wir könnten eine bestimmte Person auf diese Weise nicht erkennen. Der Hund besitzt einen viel besseren Geruchssinn als der Mensch. Beim Schnüffeln nimmt er mit der eingesogenen Luft Duftstoffe auf, nach denen er sich orientiert. Diese Witterung führt ihn zum Beispiel bei der Fährtensuche zum Ziel. Der Hund kann auch viel besser hören als wir. Schon von weitem erkennt er den Schritt seines Herrn, ohne ihn zu sehen. Sogar das Motorgeräusch vom Auto seines Herrn kann er von anderen Motorgeräuschen unterscheiden. Er reagiert außerdem auf sehr hohe Töne, die wir nicht mehr wahrnehmen können. Das Gefühlsleben des Hundes , d.h. das Erleben von Lust und Unlust, Schmerz und Freude im Zusammenhang mit bestimmten Umweltreizen, ist stark ausgeprägt. Bisweilen führen nicht verarbeitete Erlebnisse zu Reaktionen außerhalb des Wachbewusstseins, z.B. zu Träumen.
Menschliche Moralauffassungen wie GUT und BÖSE, Schuldgefühle oder gar Skrupel und Reue, kennt der Hund nicht.
Der Gebrauchshund wird zu vielseitiger Verwendung eingesetzt. Er besitzt Schutztrieb, Selbstsicherheit und Belastbarkeit, mittleres bis lebhaftes Temperament und eine sehr gute Nasenveranlagung. Für einen Gebrauchshund harmonisch abgestimmte körperliche Verhältnisse und eine besondere Bindung an seine Familie machen ihn insbesondere zu einem hervorragenden Begleit-, Wach-, Schutz- und Fährtenhund. Der Gebrauchshund, der eine Aufgabe hat, lernt immer neue Anforderungen zu bewältigen, ist ein angenehmer Begleiter, mit sich und der Welt in Einklang. Wenn er nur neben her leben darf, wird er entweder dumm oder unerträglich. Viele Verhaltensprobleme könnten vermieden werden, wenn man dem Hund die Gelegenheit gibt, seine Triebe und Bedürfnisse auszuleben. An dieser Stelle sei auf jeden Fall der Besuch eines guten Übungsplatzes jeden ans Herz gelegt. Abgesehen davon, dass man hier Gleichgesinnte trifft, Erfahrungen austauschen kann und die Hunde auch Sozialkontakte knüpfen können. Der Gebrauchshund gehört zu den sogenannten Hunderassen. Führigkeit und Intelligenz einerseits, Belastbarkeit, Mut und Verteidigungsbereitschaft andererseits sollen diese Rassen auszeichnen. In der Ausbildung die Fähigkeiten unter Beweis stellen. Der seriöse moderne Schutzhundesport hat nichts mehr mit dem alten „Training auf dem Mann“ zu tun, bei dem der Hund tatsächlich darauf dressiert wurde, Menschen anzugreifen und zu beißen. Der Unterschied besteht vor allem darin, dass der moderne Schutzhund nicht den Helfer angreift, sondern mit dem Helfer um die Beute streitet. Diese Arbeit mit dem Hund hat nicht zu unterschätzende Vorteile: einmal kann der Hund hier Triebe und Instinktverhalten ausleben wie sonst kaum mehr, selbst in höchster Triebhaftigkeit, also während des „Beutemachen“ auf das Hörzeichen seines Menschen zu reagieren und zu gehorchen. Neben der Schutzarbeit gehören auch Unterordnung und Fährtenarbeit als eigenständige Disziplin zur Schutzhundprüfung. Die Fährtenarbeit ist aber auch eine eigenständige Disziplin. Die Fährtenhundprüfung ist deutlich anspruchsvoller als der Fährtenteil bei der Schutzhundeprüfung. Dies ist eine wundervolle Beschäftigung für den Hundund fast alle Jagdhunde sind gute bis sehr gute Fährtenhunde. Ihre Nasenveranlagung ist ausgezeichnet. Der Vorteil dieser Betätigung mit dem Hund ist, dass sie ihm Spaß macht, einen wichtigen Trieb befriedigt und dass der Jagdhund sich dabei so richtig ausarbeiten kann, weil er all seine Sinne für diesen Arbeit braucht.