Schneehühner
Das Alpenschneehuhn
Der äussere Unterschied zwischen Hahn und Henne ist sehr gering. Sie unterscheiden sich durch die schwarze Augenbinde des Hahns, die bei der Henne fehlt.
Die Zehen sind bei beiden Geschlechtern bis an die Krallen dicht befiedert (siehe Bild links). Dieser Schneeschuheffekt (vgl. Schneehase) wird bei den anderen Rauhfusshühnerarten durch die Balzstifte an den Zehen erreicht. Der Hahn hat einen schwarzen Zügelstreif auch im Sommergefieder. Die Balzrosen bilden sich nach der Balz zurück und sind nicht mehr sichtbar. Die Henne hat keine Balzrosen, allerdings ist bei grosser Erregung ein winziger roter Strich über dem Augenlied normalerweise aber nicht sichtbar ist.
Das Alpenschneehuhn ist ein im Raum Südtirol sehr häufig vorkommendes Rauhfußhuhn. Es besiedelt vor allem alpines Gebiet im Zwergstrauchgürtel zwischen der Wald- und Schneegrenze (von 1900 bis 2900 m). Es bevorzugt ein mehr oder weniger offenes Gelände, in welchem die Vegetation in der Regel nicht höher als 30 cm hoch wächst. Schneehühner wechseln dreimal im Jahr ihr Gefieder. Nur die Schwanzfedern bleiben ganzjährig schwarz, die Arm- und Handschwingen weiss. Die Konturfedern, vor allem im Rücken-, Hals-, Kopf- und Brustbereich, werden im Frühjahr grünlich-braun, Ende Sommer graubraun und Ende Herbst weiss gemausert. Damit ergibt sich eine jahreszeitlich angepasste Tarnfärbung, die der Vegetation oder dem schneereichen Untergrund entspricht.
BALZGESANG und Stimme des Alpenschneehuhn: Im Laufe des März nimmt die Intensität und Dauer des Gesanges zu und erreicht gegen Ende April, Anfang Mai ihren Höhepunkt. Schneehühner leben monogam und territorial. Die Hähne besetzen vor Beginn der Balzzeit Territorien. Diese grenzen meist unmittelbar aneinander und werden hartnäckig verteidigt. Hennen wandern von Territorium zu Territorium und bleiben bei demjenigen Hahn,
Schneehuhn im Sommerkleid der ihnen anscheinend am meisten zusagt. Mit Ende der Paarungszeit werden die Territorien nicht mehr besetzt. Die Hähne wandern mit zurückweichender Schneedecke im Sommer in höhere Lagen. Die Hennen brüten alleine zwischen Heidelbeer- oder Alpenrosenbüschen und folgen im Laufe des Sommers mit den Küken den Hähnen nach und bilden mit diesen im Herbst grössere Schwärme, die ohne weiteres 20 bis 30 Stück, in seltenen Fällen auch mehr zählen können. Mit Einbruch des Winters ziehen sie wieder in die Gebiete der Frühjahrsterritorien. Ganzjährig ist bei Tagesanbruch der knarrende Gesang der Hähne zu hören. Ähnlich territorial wie das Schneehuhn verhält sich das waldbewohnende Haselhuhn. Im Gegensatz dazu sind Auerhuhn und Birkhuhn nicht ausgesprochen territorial. Das heisst, dass die Auer- und Birkhähne nur auf der Arena des Balzplatzes, vergleichbar mit einer in Stücke zerlegten Torte, ein Stücklein Balzplatz für sich beanspruchen und verteidigen, ausserhalb dieses Ortes aber keine Gebietsansprüche haben. Als rein alpiner und hochalpiner Gebirgsbewohner ist diese Rauhfusshühnerart am wenigsten gefährdet. Nasse und kalte Witterung während der Brut- und Aufzuchtzeit oder frühsommerliche Wintereinbrüche sind ausserhalb des Hochwinters die härtesten Widersacher von Schneehuhnbeständen.
Paarungszeit: April/Mai
Brutdauer: 3,5 Wochen
Gelege: 5 – 9 Eier
Vorkommen: Alpin/Hochalpin
Verhalten: Saisonal territorial
Sobald die alpine Vegetation wieder grünt, steht den Schneehühnern ein üppiges Nahrungsangebot zur Verfügung. Küken fressen in den ersten Tagen und Wochen vor allem Insekten und Larven (hoher Vitamin- und Eiweissgehalt). Schneehühner sind Pflanzenfresser. Auch bei dieser Vogelart ist der winterliche Engpass das Nadelöhr, an dem sich Leben oder Sterben entscheidet. Die Winternahrung umfasst: Heidelbeere (Triebe sind immergrün und energiereich,Blätter fallen im Herbst ab);Preiselbeere (Blätter, immergrün); Alpenrosen (Knospen und Blätter); Verschiedene Gebirgsweiden (Knospen / Kätzchen von Schweizerweide, Zwergweide, …);
Verschiedene andere Zwergsträucher und Kräuter, Moose und Flechten. Eine besondere Eigenheit der Schneehühner sind die beiden bis zu 25 cm langen Blinddärme. In ihnen lebt eine spezielle Art von Bakterien, die in der Lage sind, den Holzstoff Lignin zu verdauen, der für alle Pflanzenfresser und auch für den Menschen unverdaubar ist. Auf diese Weise wird in der holzreichen Zwergstrauchnahrung auch das letzte Quäntchen Energie verwertet und dem Organismus zugeführt. Wer im Winter wenig Nahrung (Energie) zur Verfügung hat, kann nur überleben, wenn er möglichst wenig davon verbraucht. Um möglichst viel Energie sparen zu können und Raubtieren zu entgehen, graben sich Schneehühner ähnlich wie Birkhühner während der Nachtzeit und während der Mittagszeit in Schneehöhlen ein. Morgens bei Tagesanbruch verlassen sie diese Höhlen, um den Kropf mit Nahrung zu füllen. Anschliessend graben sie sich mit den Füssen voran im pulverigen Schnee ein, und versinken bis ca. ½ Meter tief im Schnee. Dort graben sie einen ungefähr halbmeterlangen Tunnel, den sie hinter sich verschliessen. In diesem „Iglu“ verdauen sie die aufgenommene Nahrung und hinterlassen ein Häufchen Kot. Dasselbe wiederholt sich am Nachmittag. Flüge werden wann immer möglich vermieden, weil dadurch viel Energie vergeudet wird. Messungen haben gezeigt, dass auch bei extrem tiefen Minusgraden (Nordostsibirien mit -40 bis – 50°C Aussentemperatur und starken Winden) in der Schneehöhle die Temperatur nicht unter -1 bis -4°C absinkt. Auch bei völlig gefrorener und mit einer Eisschicht überzogenen Pflanzennahrung können die Birkhühner und Schneehühner ihre Energiebilanz auf diese Weise aufrecht erhalten. Genügend unberührter Pulverschnee und Vermeidung jeglicher Störung ist allerdings Voraussetzung hierzu (Variantenskifahren in Schnee- und Birkhuhngebieten).
Bericht von Herrn Michel Fasel – Wildbiologe – FL-9490 Vaduz
Jagdzeiten: Das Schneehuhn darf in Südtirol vom 01. Oktober bis 15. Dezember bejagd werden. Der Abschuss unterliegt einer Abschussplanung des betreffenden Reviers