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Eulen

Aufgrund ihrer nächtlichen Lebensweise und der damit verbundenen Fähigkeiten haben Eulen für uns Menschen schon immer eine besondere Rolle gespielt. Unser Verhältnis zu ihnen ist ambivalent und geprägt von Aberglaube und Symbolik.
  • Totenvogel und “Wilde Jagd”
  • Nicht verwandt mit den Greifvögeln
  • Nächtliche Jäger mit scharfen Sinnen
  • Geräuschlose Flieger mit Wendezehe
  • Verräterische Gewölle
  • Ansitz- oder Pirschjäger

Totenvogel und “Wilde Jagd” –  Bereits im antiken Rom glaubten viele, dass der Eulenruf den nahen Tod eines Menschen voraussagt. Diesen Ruf haben die Eulen lange nicht verloren. Auch im Mittelalter galten sie als “Totenvögel”. Dabei wurde ihnen zum Verhängnis, dass Steinkäuze des öfteren nachts um die Häuser flogen, in denen eine Totenwache stattfand. Dass die Käuze nur die Insekten jagten, die vom Kerzenlicht der Bewohner angelockt wurden, war den Menschen damals nicht klar. Statt dessen wurden die “Kuwitt, kuwitt”-Rufe der Käuze als “Komm mit” (ins Jenseits) gedeutet.
Das Heulen des häufig vorkommenden Waldkauzes und der als “Hohnlachen” empfundene Balzgesang des männlichen Uhus (uhu uhu uhuhuhuhoho) galt vielen als “Wilde Jagd”, also als nächtlich dahinstürmendes Geisterheer.
Das Image der Eulen war entsprechend schlecht: Man hielt sie für Überbringer von Seuchen und Unglück, Handlanger von Hexen und des Teufels. Kein Wunder, dass man sich der Vögel am liebsten entledigen wollte. Noch im 20. Jahrhundert wurden lebende Eulen mit ausgebreiteten Flügeln an Scheunentore genagelt. Viele Landbewohner glaubten, ihren Hof so vor Blitzschlag, Feuer, Hagel und Seuchen schützen zu können. Als Kreaturen der Nacht waren Eulen vielen Menschen unheimlich. Ebenso dichtet man ihnen aber seit Jahrtausenden besondere Klugheit an: Ihr Aussehen erinnert an einen Menschen mit Brille, bei dem man assoziiert, dass er viel liest und ebenso viel weiß. Deshalb findet man Eulen häufig dort als Wappentier oder Logo, wo es um Wissen geht – beispielsweise in Wappen von Schulen, Universitäten oder Verlagen.
In Büchern blickt die Eule von den früher oft gebrauchten Exlibris-Zeichen, womit der Besitzer stolz zeigt hat, dass dieses Buch ihm gehört. Der gesichtshafte Ausdruck der Eule hat vor allem mit ihrem Schleier zu tun – das Federkleid am Kopf, das maßgeblich zum Erfolg der Jagd beiträgt.
Auch imantiken Athen war die Eule das Symbol für Weisheit. Aus dieser Zeit rührt die Redewendung “Das wäre wie Eulen nach Athen tragen”, was etwas Unsinniges, Überflüssiges zu tun bedeutet. Die Griechen sind ihrer Eule bis heute treu geblieben und haben sie auf die Rückseite der griechischen Ein-Euro-Münze geprägt. Die Griechen haben ein langes positives Verhältnis zu Eulen

Nicht verwandt mit den Greifvögeln – Für den Naturfreund sind Eulen wegen ihrer Lebensweise besonders interessante Tiere. Denn die Nachtvögel erscheinen nicht nur uns ungewöhnlich, sie verfügen über eine ganze Reihe von Merkmalen, die ihnen auch objektiv eine Sonderstellung zuweisen. Im Grunde besetzen Eulen die gleiche ökologische Nische wie Greifvögel – nur dass sie im Gegensatz zu diesen in der Nacht jagen. Trotz scharfer Krallen und Hakenschnabel: Obwohl die Eulen viele äußerliche Merkmale mit Greifvögeln wie Adler, Falke oder Habicht teilen, sind sie mit ihnen nicht unmittelbar verwandt. Es ist wohl die ähnliche Jagdweise, die während der Evolution zu dieser äußeren Übereinstimmung geführt hat. Scharfer Hakenschnabel, aber kein Greifvogel: der Uhu

Stimmen der Eulen:  Die majestätischen Vögel der Nacht kommunizierten auf ihre ganz eigene Weise und verliehen der Dunkelheit eine magische Aura. Ihre Stimmen waren voller Weisheit und Geheimnisse, die nur diejenigen verstehen konnten, die bereit waren zuzuhören. Während die Eulen ihre Gesänge fortsetzten, schien die Zeit stillzustehen und die Welt um sie herum in eine andere Dimension zu entführen. Es war, als ob die Stimmen der Eulen eine Verbindung zu einer verborgenen Welt herstellten, in der die Grenzen zwischen Realität und Fantasie verschwammen. Die Stimmen der Eulen waren ein Echo der Nacht, das uns daran erinnerte, dass es mehr gibt als das, was wir mit unseren Augen sehen können, und dass die Wunder dieser Welt oft im Verborgenen liegen.

Uhu

Nächtliche Jäger mit scharfen Sinnen – Eulen haben sehr viele Sehzellen, Stäbchen auf der Netzhaut und nehmen auch bei schwachem Licht noch Beutetiere wahr. Ihre Augen sind sehr viel lichtempfindlicher als die des Menschen. Diese sind, anders als bei anderen Vögeln, nicht seitlich angebracht, sondern schauen nach vorne.
Sie sind zudem unbeweglich, da der Augapfel fest mit dem Schädelknochen verwachsen ist. Dies führt zum typischen starren Eulenblick. Diesen Nachteil gleicht die Eule aber durch eine enorme Beweglichkeit des Kopfes aus. Ohne den Körper zu bewegen, kann eine Eule über die gegenüberliegende Schulter blicken. Sie vollbringt dabei eine Drehung von 270 Grad.
Die Sehfelder beider Augen überlappen, was zu einem sehr guten Abschätzen von Entfernungen und zu dreidimensionalem Sehen führt.  Durchdringender Blick, auch bei Dunkelheit – Eulen sehen räumlich sehr gut. Deshalb können sie die Geschwindigkeit der Beute und die Entfernung zu ihr richtig einschätzen, was für eine erfolgreiche Jagd unabdingbar ist. Die Ohren sind bei Eulen schlitzartig und seitlich am Kopf angeordnet. Bei vielen Arten liegt die rechte Ohröffnung etwas höher als die linke. Der Gesichtsschleier lenkt den Schall zusätzlich in Richtung Ohröffnungen und verstärkt ihn. So können Eulen ihre Beute sehr gut akustisch orten, verfügen über eine ausgezeichnete Raumorientierung. Weil die Empfindlichkeit ihres Gehörs in höheren Frequenzbereichen besonders stark ausgeprägt ist, kann eine Eule Mäuse auch noch unter einem halben Meter Schnee rascheln hören.  Geräuschlose Flieger mit Wendezehe. An den Füßen haben Eulen – im Gegensatz zu Greifvögeln – eine Wendezehe. Diese kann sowohl nach vorne als auch nach hinten gedreht werden. Die Zeheninnenseiten haben Papillen, hornartige kleine Knötchen, mit denen die Tiere sicher tasten und greifen. Eulen können nahezu geräuschlos fliegen. Ihre Federn haben keine festen Kanten wie die anderer Vögel, sondern sie weisen eine Zahnung auf. Die weichen, leicht ausgefransten Kanten und eine samtige Oberfläche des Gefieders dämpfen das Geräusch der sich aneinanderreihenden Federn und der Luft, die durch die Federn rauscht. Hinzu kommt eine relativ große Spannweite der Flügel, die den Nachttieren einen sanften Flug auf leisen Schwingen ermöglicht.

Eulen haben eine große Flügelspannweite.
Verräterische Gewölle – Hauptbeutetiere der Eulen sind verschiedene Arten von Mäusen. Besonders häufig jagen sie die relativ träge Wühlmaus.  Daneben erbeuten sie auch andere Vögel, größere Eulen fressen sogar auch kleinere Eulenarten.
Der mächtige Uhu erlegt sogar Tiere bis zur Größe eines Hasen oder eines Rehkitzes. Besonders gerne mag er Igel, die er geschickt aushöhlt, sodass nur die Haut mit den Stacheln übrig bleibt.
Kleinere Eulenarten wie Zwergohreule oder Steinkauz ernähren sich auch von Würmern und Insekten.
Was Eulen fressen, lässt sich vor allem anhand der Knochen in ihren Gewöllen erkennen, also den unverdaut wieder hervorgewürgten Fraßresten.
Im Gegensatz Greifvögel-Gewöllen findet man in Eulengewöllen viele Knochen, da ihre Magensäure weniger konzentriert ist und die Reste der Beute nicht so stark zersetzt werden.

Ansitz- oder Pirschjäger – Eulen kennen zwei verschiedene Jagdmethoden: Ansitz- und Pirschjagd. Arten, die im Wald leben, jagen von einem Ansitz aus. Sie warten meist auf einem Ast oder einem Felsen, bis sie ein Beutetier erspähen.  Auf die Pirsch fliegen Eulen, die in offenen Landschaften jagen. Die Beute wird dabei aus dem Flug heraus geortet. Bei beiden Jagdmethoden muss die Eule fliegen, um die Beute zu ergreifen. Dabei wird der Flug kurz vor dem Zupacken abgebremst, die Beine werden nach vorne gestreckt, die Zehen gespreizt. Die Eule tötet ihre Beute anschließend mit einem schnellen Biss.

Text: Von Andreas Kohler und Almut Roehrl

 

Waldkauz

DER WALDKAUZ

Von den ca. 150 Eulenarten, die es weltweit gibt, wohnen in Europa, von der schneereichen Tundra im Norden bis zu den heißen, trockenen Kulturlandschaften im Süden, 13 verschiedene Eulenarten. Dazu zählt unter den Käuzen der Waldkauz, die am weitesten verbreitete und häufigste Eule. Der Waldkauz besiedelt fast ganz Europa, mit Ausnahme von Island, Irland und dem Norden von Skandinavien.
Merkmale: Der Waldkauz ist fast bussardgroß, seine Grundfärbung des Gefieders ist entweder rindengrau oder rostbraun. Die graue Varietät ist häufiger als die braune. Das Weibchen ist mit rund 42 cm etwas größer – und mit etwa 400-650 g auch schwerer als das Männchen.
Der Waldkauz ist auch größer und kräftiger als die Waldohreule und die Schleiereule. Das Merkmal für ihn ist der große runde Kopf mit den schwarzen Knopfaugen.

Stimme Waldkauz: 

 

Balzruf : heulend, zweitönig, und gellende >KUI-WITT, KUJI-WIK<, in der Balz >HU-HU-HU< und nach einer kurzen Pause das langanhaltendes >U-u-u-u-<, ist das ganze Jahr hindurch zu hören, vor allem im Spätwinter und Herbst. Abergläubische Menschen fürchteten sich früher sehr vor diesen Rufen. Sie meinten nämlich, im “Kjuwitt” ein “Komm mit!” zu hören, und waren fest davon überzeugt, dass der “Totenvogel” sie auf den Friedhof locken wolle. Der Waldkauz bevorzugt lichte Laub- und Mischwälder in Reichstrukturierter Landschaft, er ist weitgehend nächtlich aktiv, zeigt sich aber auch an sonnigen Wintertagen im Eingang seiner Bruthöhle. An kalten Wintertagen sitzen die Käuze auch tagsüber in der Sonne, gern auf Kaminen, aus denen Warmluft streicht. Zwanzig Minuten nach Sonnenuntergang beginnen sie mit der Jagd und durchschnittlich 40 Minuten vor Sonnenaufgang endet ihre Aktivität. Nur während der Jungenaufzucht werden die Käuze schon vor Sonnenuntergang aktiv. Tagsüber verbergen sich die Vögel in ihrer Schlafhöhle oder sie sitzen in einer belaubten hohen Baumkrone. Man wird auf den Waldkauz am ehesten durch das “Gezeter” von Kleinvögeln aufmerksam, die den Kauz entdeckt haben. Sinne: Das Sehvermögen des Waldkauzes ist durch seine großen Augen sowohl nachts wie auch bei Tage sehr gut. Seine Augen sind (wie bei allen Eulen) starr nach vorne gerichtet. Dadurch ist das Gesichtsfeld, d.h. der Raum, der ohne Kopf- oder Augenbewegung gesehen werden kann, relativ klein. Dies wird aber durch den beweglichen Kopf ausgeglichen, der um 270 Grand drehbar ist. So kann der Waldkauz über die rechte Schulter schauen, wenn er den Kopf nach links dreht. Das Gehör ist für die nachjagenden Eulen das wichtigste Sinnesorgan. Sie können nicht nur die Richtung, sondern auch die Entfernung von den leisesten Geräuschen wahrnehmen. Der Waldkauz ist ein häufiger Brutvogel in Mitteleuropa und kommt in Wäldern, Parks, auf Friedhöfen, in Alleen und Gärten mit altem Baumbestand vor. Der Waldkauz ist sehr anpassungsfähig, was den Brutplatz betrifft. Es werden Baumhöhlen bevorzugt, ungestörte Winkel in Gebäuden, Scheunen, Dachböden, Kirchtürme und Ruinen sind nicht nur geeignete Brutplätze, sondern auch gute Tagesverstecke. Auch in überdachten Kaminen sieht man tagsüber oft Waldkäuze sitzen. Waldkäuze sind gewandte Flieger.Nahrung: In der Dämmerung und nachts macht sich der Waldkauz auf zur Nahrungssuche. Meistens sitzt er dazu auf einer Warte (Ansitzjagd) und wartet auf die Geräusche seiner Beutetiere. Der Waldkauz ist ein mutiger Jäger, er schlägt jede Beute, die er überwältigen kann. Bei der Wahl seiner Beutetiere ist der Waldkauz sehr flexibel. Sein Nahrungsspektrum reicht von der Maus, Kleinsäuger, Sperlinge Stare, Eichhörnchen, Jungkaninchen, Tauben, Maulwürfe, Ratten und selbst Frösche und Kröten werden deutlich bevorzugt und erbeutet . In insektenreichen Jahren stehen auch Nachtfalter u.ä. auf seinem Speiseplan. Im Sommer besteht die Nahrung hauptsächlich aus Mäusen und Spitzmäusen, von denen er am Nistplatz gelegentlich einen kleinen Vorrat zusammenträgt. Im Winter schlägt er auch andere Vogel in den Wäldern und Parks. Er rüttelt so lange vor den Schlafplätzen der Vögel, bis sie auffliegen, und greift sie dann aus der Luft. Die unverdaulichen Reste wie z.B. Knochen, Haare, Federn werden im Magen zu rundlichen, filzigen Ballen zusammengepresst und wieder ausgewürgt. Sie werden als Gewölle bezeichnet. Der Flug des Waldkauzes ist fast lautlos, vor allem fehlt ihm der kurzwellige Geräuschanteil bis in den Ultraschall, den seine Beutetiere besonders gut wahrnehmen können.

Fortpflanzung: Im Februar/März beginnt die Balz bei den Waldkäuzen. In dieser Zeit reagieren die Männchen besonders aggressiv auf männliche Artgenossen, sodass es auch zu Kämpfen kommen kann. Haben sich zwei Partner gefunden, so bleiben sie ein Leben lang zusammen. Der Waldkauz brütet in morschen Bäumen, Feldscheunen und Kirchtürmen; die Eier werden offen und ohne Nestunterlage in einem Winkel abgelegt. Waldkäuze leiden heute mangels hohler Bäume fast überall unter Wohnungsnot und brüten nicht selten in verlassenen Krähennestern oder zwischen Baumwurzeln am Boden, auch im Dachgebälk von Gebäuden. Das Weibchen legt alle zwei Tage ein Ei von durchschnittlich 47 mm Länge. Gelegegröße 3 bis 5 Eier, je nach Nahrungsangebot auch mehr oder weniger. Es wird meist vom ersten Ei an gebrütet und verläßt bis zum schlüpfen der Jungen (28 bis 30 Tagen) kaum den Nistplatz. Nur das Weibchen brütet und wird dabei vom Männchen mit Nahrung versorgt. Die Jungen werden blind geboren; sie öffnen ihre Augen erst nach zehn Tagen. Wenn die Jungen nicht mehr gehudert (warmgehalten) werden müssen, unterstützt das Weibchen das Männchen bei der Nahrungssuche. Nach ungefähr vier Wochen verlassen die Jungen erstmals das Nest. Sie werden dann in der Waidmannssprache als “Ästlinge” bezeichnet. Sie sind mit Hilfe ihrer Krallen und Schnäbel geschickte Kletterer und steigen aus dem Grund hohler Bäume durch einen manchmal viele Meter hohen Kamin nach oben. Während sie ausfliegen, sind die Altvögel besonders angriffslustig und können auch einen Menschen mit ihren Krallen in Haare und Augen greifen.

Alle Eulen wie auch der Waldkauz steht unter besonderen Schutz. Sie unterliegen nicht dem Jagdrecht

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