Wendehals
Mitte April bis Anfang Mai kehrt der Wendehals aus seinem afrikanischen Winterquartier zu uns zurück. Er ist ein Höhlenbrüter, der aber nicht selber baut, sondern auf Spechtlöcher, natürliche Baumhöhlen, Nistkästen oder andere Höhlenangebote angewiesen ist.
Vor allem der Verlust an natürlichen Lebensräumen wie Auwäldern, lichten Laub- und Kiefernwäldern sowie Streuobstwiesen haben dazu geführt, dass der Wendehals heute auf der Roten Liste der gefährdeten Vogelarten Deutschlands steht.
Name und Verwandtschaft: Obwohl der Wendehals (Jynx torquilla) in seiner Gestalt eher einem Singvogel als seinen nächsten Verwandten ähnelt, gehört er zur Familie der Spechte, von der in Deutschland insgesamt 9 Arten heimisch sind.
Kennzeichen: Der schlanke Spechtvogel (16, 5 cm groß und 35 g schwer) ist durch sein rindenfarbiges, graubraun geschecktes Gefieder bestens getarnt. Auffällig an seinem Federkleid ist einzig der dunkle Streifen auf dem Rücken und durch das Auge den Hals abwärts. Mit seinem kurzen, spitzen Schnabel sucht er auf dem Boden hüpfend nach Ameisen, die ihm als Nahrung dienen. Sein kurzer Schnabel unterscheidet ihn deutlich von den echten Spechten und ähnelt eher dem eines Singvogels. Wie schon sein Name sagt, kann der Wendehals seinen Kopf um mehr als 180 Grad drehen. Bei Gefahr macht der Wendehals seinem Namen alle Ehre: Er plustert sich auf und dreht und wendet seinen Kopf hin und her
Lautäußerungen: Außerhalb der Fortpflanzungszeit ist der Wendehals wenig ruffreudig. Sein Balzruf (Gesang) besteht aus einer Serie von meist 8 bis 15 gedämpften, mitunter rau klingenden wied oder wäd Lauten. Sein Warnruf ist eine laute, an- und absteigende Serie von teck oder töpp Silben.
Nahrung: Der Feinschmecker unter den Spechten sucht seine Nahrung – überwiegend Insekten – hauptsächlich am Boden. Besonders während der Brutzeit ist er unermüdlich auf der Suche nach Wiesen- und Wegameisen, deren Larven und Puppen. Haben die Ameisen aufgrund nasskalter Witterung ihre Puppen tief im Inneren ihrer Bauten gelagert, muss der Wendehals auf Blattläuse, kleine Käfer, Schmetterlingsraupen und Spinnen ausweichen. Gelegentlich frisst er auch weiche Früchte wie Holunderbeeren.
Lebensraum: Der Wendehals wählt als Brutgebiet teilbewaldete bis locker mit Bäumen bestandene Landschaften, die ihm genügend Freiflächen (Gras- und Krautschichten) zur Nahrungssuche am Boden bieten. Dies sind in der Regel Feldgehölze, Alleen, Obstgärten und Parkanlagen, aber auch lichte Auwälder, Laub- und Mischwälder, sowie Ufer und Feuchtgebiete mit geeignetem Baumbestand.
Fortpflanzung; Mitte April bis Anfang Mai kehrt der Wendehals aus seinem afrikanischen Winterquartier zu uns zurück. Er ist ein Höhlenbrüter, der aber nicht selber baut, sondern auf Spechtlöcher, natürliche Baumhöhlen, Nistkästen oder andere Höhlenangebote angewiesen ist. Etwa Mitte Mai beginnt das Weibchen mit der Ablage von 7 bis 10 weißen Eiern, die 12 bis 14 Tage bebrütet werden. Nach 20 bis 22 Tagen verlassen die Jungen die Bruthöhle, wobei sie häufig noch bis zu 14 Tage außerhalb der Höhle von den Altvögeln gefüttert werden. Gelegentlich kommt es zu Nachgelegen.
Verbreitung; Das Verbreitungsareal der etwa 7 Unterarten des Wendehalses reicht von Südwest-Europa und Teilen Nord-Afrikas und Großbritanniens sowie Fennoskandien bis nördlich des Polarkreises, nach Osten bis Sachalin und Nord-Korea; ferner isoliert im Nordwest-Himalaya. In Mitteleuropa brütet er meist in tieferen Regionen, günstigen Lagen der Mittelgebirge (bis 1000 m) und in den Alpen unterhalb etwa 1700 m NN.
Bestand: Der europäische Gesamtbestand – mit den wichtigsten Vorkommen in Russland und Weißrussland – wird auf 580.000 bis 1,3 Millionen Brutpaare geschätzt. Die inzwischen sehr lückenhaft verbreitete Nominatform weist in Mitteleuropa einen Bestand von nur noch etwa 50.000 Brutpaaren auf. In den letzten Jahrzehnten ist eine stark rückläufige Bestandsentwicklung zu verzeichnen, was dazu führte, dass der Wendehals in den Roten Listen Deutschlands, der Niederlande, der Schweiz, Tschechiens und Österreichs verzeichnet ist.
Text Quelle: NABU.de