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Waidmannssprache oder Jägersprache stellt mit Ihrem riesigen Wortschatz vom Mittelalter bis zur Gegenwart die reichste Sondersprache dar.

Die Jägersprache ist eine spezielle Fachsprache, die von Jägern verwendet wird, um sich über jagdliche Themen auszutauschen und ihre Erfahrungen und Beobachtungen zu beschreiben. Sie hat sich im Laufe der Zeit entwickelt und ist eng mit dem Jägerhandwerk verbunden.
Die Jägersprache zeichnet sich durch eine Vielzahl von Fachbegriffen aus, die den verschiedenen Aspekten der Jagd gewidmet sind. Diese Begriffe dienen dazu, Tiere, ihre Verhaltensweisen, ihren Lebensraum, ihre Spuren und ihre Jagdmethoden zu beschreiben. Sie ermöglichen es den Jägern, präzise und eindeutige Informationen auszutauschen und sich über ihre Beobachtungen zu verständigen.
Ein wichtiger Bestandteil der Jägersprache sind die Bezeichnungen für verschiedene Wildarten. Jede Wildart hat ihre eigene spezifische Bezeichnung, die auf ihren Merkmalen, ihrem Verhalten oder ihrem Lebensraum basiert. Zum Beispiel wird der Rothirsch in der Jägersprache als “Edelwild” bezeichnet, während das Rehwild als “Schalenwild” bezeichnet wird. Diese Bezeichnungen helfen den Jägern, sich über die zu bejagenden Tiere zu verständigen und ihre Jagdstrategien entsprechend anzupassen.
Ein weiterer wichtiger Aspekt der Jägersprache sind die Begriffe, die die verschiedenen Jagdmethoden beschreiben. Hierzu gehören Begriffe wie “Pirsch”, “Ansitz”, “Drückjagd” und “Nachsuche”. Jeder dieser Begriffe beschreibt eine spezifische Vorgehensweise bei der Jagd und ermöglicht den Jägern, ihre Jagdstrategien zu planen und durchzuführen.
Darüber hinaus enthält die Jägersprache auch eine Vielzahl von Fachbegriffen, die die verschiedenen Spuren und Zeichen beschreiben, die Tiere im Wald hinterlassen. Diese Spuren können den Jägern wichtige Informationen über das Verhalten und die Anwesenheit von Wild liefern. Begriffe wie “Schlag”, “Ablieger” und “Fährte” werden verwendet, um diese Spuren zu beschreiben und den Jägern bei der Identifizierung und Verfolgung von Wild zu helfen.
Die Jägersprache ist eine lebendige und sich ständig weiterentwickelnde Fachsprache. Neue Begriffe werden eingeführt, um den Fortschritt in der Jagdtechnologie und -methodik widerzuspiegeln. Gleichzeitig werden alte Begriffe beibehalten, um die Tradition und das Erbe der Jagdkultur zu bewahren.
Insgesamt ist die Jägersprache ein wichtiges Kommunikationsmittel für Jäger. Sie ermöglicht es ihnen, sich über jagdliche Themen auszutauschen, ihre Erfahrungen zu teilen und ihr Wissen weiterzugeben. Durch die Verwendung der Jägersprache können Jäger eine gemeinsame Sprache sprechen und ihre Leidenschaft für die Jagd miteinander teilen.

Jägerlatein und Waidmannssprache
Zwei Begriffe, die gern verwechselt werden. Die Jägersprache hat überhaupt nichts mit dem allseits bekannten “Jägerlatein” zu tun.
Als Jägerlatein bezeichnet man die selten ernst gemeinte Übertreibung oder das absichtliche Schwindeln beim Erzählen von Jagd- und anderen Geschichten. Wer drauf hereinfällt, muss sich selber bei der Nase nehmen.
Ganz anders verhält es sich mit der Waidmannssprache, der ältesten Fachsprache. Ihr bildhafter Wortschatz gründet auf uralter Überlieferung, genauer Beobachtung und dient der anschaulichen Beschreibung von Wild- und Natur. Jeder gute Jäger versteht sich in der Waidmannssprache auszudrücken. Dabei gibt es regionale Ausprägungen. Die eigentliche Hochsprache ist in der alpinen Jagd, einer ursprünglichen Jagd von Berglern, weniger geläufig. Aber auch der einfache Bergjäger verfügt über einen reichen und treffenden Wortschatz, der alten Traditionen entstammt. Die Anfänge der Jägersprache lassen sich bis ins 7. Jhdt. zurück verfolgen und sie zählt somit heute zu den ältesten noch lebendigen Zunftsprachen. Weit über 3000 jagdliche Ausdrücke haben die Jäger in ihrem Wortschatz. Und die Weidmänner sprechen diese Sprache nicht, um vielleicht von Nichtjägern nicht verstanden zu werden oder gar, um sich von diesen abzuheben. Vielmehr können mittels Jägersprache mit wenigen Worten sehr präzise Angaben gemacht werden.

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Ein Beispiel: “Der reife, noch rote Eissprossenzehner zog orgelnd am Wechsel in den Einstand.” Gäbe es keine Jägersprache, müsste der Jäger statt dieses kurzen Satzes folgende Erklärung abgeben: “Der etwa zehn- bis zwölfjährige Hirsch, der noch das rote Sommerfell trug und ein Geweih mit zehn Zacken hatte – das Geweih hatte noch die Besonderheit, nach den jeweils untersten Zacken zwei verkümmerte Zacken zu haben – ging langsam, immer wieder kräftige Brunftlaute von sich gebend, auf dem Steig, den das Rotwild seit eh und je benutzt, in jenen Waldteil, den der Hirsch jetzt in der Brunftzeit als bevorzugten Tagesaufenthaltsort ausgesucht hat.”

Es hat also Sinn, dass die Jäger ihre Zunftsprache pflegen. Die nachfolgenden Beispiele geben Ihnen einen kleinen Eindruck von dieser lautmalerischen wie auch bildhaften Sprache:Die Waidmannssprache ist wohl die älteste und zugleich die größte Zunftsprache. Sie ist Kulturgut und unabdingbar mit dem Waidwerk verbunden. Der Jäger wollte sich in Kleidung, Gehabe und natürlich auch durch seine Sprache als Mitglied seines Standes vom Bürger und vom Bauern abheben.

Dass der Waidmannssprache auch heute noch teilweise der Nimbus einer “Geheimsprache” anhaftet, hat seine Wurzeln in jener Zeit.Die Jägersprache war nie etwas Starres, sie hat sich laufend verändert. Sie musste sich auf neue Jagdarten und neue Wildarten einstellen. Die heutige Jägersprache orientiert sich dementsprechend an der modernen Jagdpraxis. Solange die Waidmannssprache nur unter Jägern – und nicht im Gespräch mit Nichtjägern – benutzt wird, bringt sie nachvollziehbare Vorteile: Sie fängt jagdlich wichtige Feinheiten ein, die man mit der normalen Sprache kaum darstellen kann und dient damit einer präzisen Verständigung der Jäger. Für jemanden, der sich zum ersten mal damit beschäftigt, dürften diese Ausdrücke sehr verwirrend sein, zumal es für ein und dasselbe mehrere verschiedene Begriffe etabliert haben, z.B. das Fell des Rehs nennt sich Decke, Fell eines Raubwildes Bald, während das Fell des Wildschweins sich Schwarte nennt. Nun darf man, wie bei jeder Sprache, nicht für alle Dinge eine logische Erklärung suchen, man wird sie nur schwerlich finden. Um sich genau in diesem Wirrwarr zurecht zu finden, soll diese Aufbereitung hier im Internet dienen.

 

ALLE 6 SKIZZEN AUF DIESER SEITE AUS DER CD: “Die Jägerschule” Landesbetrieb für Forst – und Domänenverwaltung Bozen