Paarungszeit: Mai
Trächtigkeitsdauer: 5 Wochen
Wurfzeit: Juni – Juli
Junge: 2 – 6
Vorkommen 1.500 bis 2.700 Meter
Der Name „Murmeltier“ ist vermutlich aus dem lateinischen Wort „Mus montis“ = Alpenmaus entstanden. Das Murmeltier ist ein Säugetier , das zu der Familie der Hörnchen gehört. Es ist zweifelsohne das bekannteste Tier der alpinen Fauna. Sicher hat jeder Bergwanderer schon einmal das niedliche Nagetier von einem Weg aus beobachteten können oder seinen charakteristischen Warnschrei gehört. Das Murmeltier ist tagaktiv, kommt häufiger vor und ist in gewissen Gebieten überhaupt nicht scheu.
AUSSEHEN: Das Murmeltier besitzt einen sehr breitgedrungenen Körperbau. Die Hinter- und Vorderextremitäten sind ungefähr gleich lang. Murmel haben einen kräftigen Knochen- und Muskelbau. Der kurze und breite Kopf sitzt auf einem sehr kurzen, beweglichen Hals. Auf dem schwarzgrauen Köpfchen sitzen kleine, sehr stark behaarte Ohren. Der Rücken ist gelbbraun bis graubraun, die Bauchseite des Fells ist gelblichbraun. Die Spitze ihres 15 – 20 cm langen Schwanzes ist jedoch immer schwarz. Einmal im Jahr – nach dem Winterschlaf – verlieren die Murmeltiere ihr altes Fell und ersetzen es durch ein neues. Junge Murmeltiere haben ein flauschiges, dunkles Fell, bei älteren Tieren wird das Fell hingegen immer struppiger. Zum Graben seiner Baue hat das Murmel starke Krallen, und zwar je fünf an den Hinterpfoten und jeweils vier an den Vorderpfoten. Gesichts-, Geruchs- und Gehörsinn sind beim Murmel besonders ausgeprägt.
VERHALTEN: Murmeltiere sind tagaktiv. Sie müssen daher beim Äsen sehr vorsichtig vor Feinden sein. Wenn es in seiner typischen aufrechten Position steht, ruht es auf den Hinterpfoten, der Schwanz ist auf dem Boden ausgestreckt, während die Vorderpfoten vor der Brust hinunterhängen. Diese Stellung nimmt das Nagetier ein, um zu fressen und sein Territorium zu überwachen, aber auch im Alarmzustand. Wenn eines der Tiere eine Gefahr bemerkt, stößt es sofort einen schrillen Schrei aus, der wie ein lauter Pfiff wirkt. Ist dieser Schrei lang gezogen, bedeutet dies, daß eine Gefahr aus der Luft im Anzug ist. Ist hingegen eine Abfolge derartiger Schreie zu vernehmen, deutet dies auf eine Gefahr am Boden hin. Seit jeher gilt das Fett des Murmeltieres, das so genannte “Mankei-Schmalz”, als heilkräftig. Früher wurde es häufig gegen Brust- und Lungenleiden, Magenbeschwerden, Seitenstechen sowie gegen Nerven- und Gelenksschmerzen verwendet. Heute wird das Murmeltierfett nur noch zur Herstellung Durchblutungsfördernder Salben verwendet.
LEBENSRAUM: Die Murmeltiere bewohnen Geröll – und Graslandschaften im alpinen Raum, im Allgemeinen oberhalb der Waldgrenze und auf der Sonnenseite. Sie leben in mehr oder weniger großen Gruppen auf einer Höhe zwischen 1500 und 2500 m. Jede dieser Kolonien besteht aus mehreren Familien, die in einer Gemeinschaft leben und mehrere Baue besitzen. Abgesehen von ihren Streifzügen im Frühjahr halten sich die Nagetiere fast immer in unmittelbarer Nähe ihrer Bauten auf. Letzterer schützt die Tiere vor Feinden und vor der Witterung und während des sechsmonatigen Winterschlafs vor der Kälte. Der bau besteht aus einem 5 bis 10 m langen Haupteingang von 15 bis 20 cm Durchmesser mit verschiedenen Kammern, deren Böden mit Heu bedeckt sind, um mehreren Nebengängen. Er kann bis zu drei Metern in die tiefe reichen. Am Eingang des Baus bildet die ausgehobene und festgestampfte Erde eine vegetationslose Terrasse.
Nahrung: Das Murmeltier ernährt sich in erster Linie von Pflanzen, aber es frisst auch Insekten – Käfer und Heuschrecken-, Larven, Regenwürmer und Vogeleier. Besonders gern mag es Schwingel, Klee, Ampfer, Nesseln, Krokus und Glockenblumen. Im Frühjahr, nach dem Winterschlaf, ernähren sich die Murmel hauptsächlich von Wurzeln und Knollen. Pro Tag benötigt das erwachsene Murmeltier ca. 1,2 kg Grünmasse. Diese Nahrung wird mit den immer nachwachsenden Nagezähnen abgebissen und mit den Backenzähnen zermahlen und zerkleinert.
Feinde: Als Feinde des Murmeltiers kennen wir den Steinadler, Fuchs, Kolkraben, Uhu und streunende Hunde. Bei Auftauchen eines Feindes warnen die stets wachsamen Tiere einander durch einen schrillen Pfiff und flüchten im Nu in ihre Baue. Der Fuchs jagt das Murmeltier mit Vorliebe im Frühjahr.
FORTPFLANZUNG: Etwa zwei Wochen nach dem Verlassen des Baus – Anfang Mai – nach dem Winterschlaf findet die Paarung statt. Geschlechtsreif werden die Murmel mit zwei Jahren. Die Weibchen (Katz) erreichen ihre Fortpflanzungsfähigkeit im Alter von drei Jahren und werden jedes zweite Jahr befruchtet. Die Männchen (Bär) sind normalerweise monogam. die Paarung findet im Bau statt. Nach etwa 1 Monat Tragzeit werden in der Regel bis zu 6 Junge geboren. Die Jungen (Affen) sind c. 30 Gramm schwer und kommen taub, blind und nackt zur Welt. Nach zwei Wochen haben sie eine Größe einer Ratte erreicht. Die ersten Ausflüge aus dem Bau machen sie im Alter von 35 bis 40 Tagen. Dabei bleiben die Jungen, die sofort mit Fressen von Pflanzen beginnen, in der Nähe des Baus. Im August haben sie ungefähr die Hälfte der Grösse eines erwachsenen Tiers erreicht; vor ihrem ersten Winterschlaf sind sie 1 bis 1,5 kg schwer, vor dem zweiten 2 bis 3 kg.
Mit drei Jahren ist ihr Körper ausgewachsen. Die Sterblichkeit der Jungen ist sehr hoch: 30% sterben vor dem ersten Winterschlaf
Winterbau: In diesem verbringen die Murmel ihren Winterschlaf. Er ist 5-7 m lang und führt tief in die Erde zu einem großen Kessel. Das letzte Stück von diesem Gang führt wieder bergauf, damit sich im Kessel kein Sickerwasser ansammeln kann. Der lange Gang hat unterirdische Abzweigungen, in denen der Kot abgesetzt wird.
Vor dem Winterschlaf wird der Schlafkessel mit ca. 15 kg Heu ausgepolstert, die Röhre wird dann mehrere Meter mittels Erde und Steinen verschlossen. Bevor die Murmel, die im Sommer und Herbst viel Feist angesetzt haben, sich in den Winterschlaf legen, entleeren sie ihren Darm. Danach liegen sie zusammengerollt (bis zu 10 Murmel pro Kessel) und verringern ihre Lebensfunktion. Die Körpertemperatur wird auf 10° C gesenkt (minimal auf 5° C), die Herzschläge auf
Die aufrechte Stellung ist typisch für das Murmeltier
ca. 30/min. (min. 2-3) und die Atemzüge werden auf 2-4 pro Minute gesenkt. Der Winterschlaf tritt ein, wenn die Kesseltemperatur 12° C erreicht, sinkt sie unter 5° C, wachen die Tiere auf und ihre Körpertemperatur steigt auf die Normaltemperatur von 35-36° C an. Dadurch heizen sie die Kesseltemperatur wieder auf 12° C an. In diesen Pausen setzen die Murmel nur Harn ab. In der Winterschlafzeit (ca. 6 Monate) zehren die Murmel von dem im Herbst angeästen 1,5 kg Feist; der fast zur Gänze verbraucht wird.
Vorbereitung auf den Winterschlaf
Doch am wichtigsten für die kleinen Murmeltiere ist es jetzt, viel zu fressen. Am liebsten Gräser, Kräuter und Samen. Sie haben nur drei Monate Zeit, um das 50-Fache ihres Geburtsgewichts zu erreichen. Nur so können sie den bevorstehenden Winterschlaf überleben.
Murmeltiere legen keine Nahrungsvorräte an. Sobald sie im Herbst nicht mehr genug zu fressen finden und ihre Fettreserven ausreichend gefüllt sind, begeben sich die Murmeltiere in den Winterschlaf.
Schon im Sommer bereiten sie sich auf die ausgedehnte Ruhe vor. Murmeltiere sammeln Gräser, die sie in der Sonne trocknen, um mit dem Heu ihren Schlafplatz auszupolstern. Neben den zehn bis siebzig Meter langen Tunneln, die die Nager im Frühling und Sommer als Schutz vor Feinden und zu viel Wärme anlegen, beziehen sie im Winter einen separaten Bau, der mit Zapfen aus Lehm und Gestein verschlossen wird.
Während des Winterschlafs sinkt der Energieverbrauch der Murmeltiere auf unter zehn Prozent. Organe, vor allem der Magen und die Niere, verkleinern sich. Auch die Körpertemperatur fällt von 39 auf fünf bis sieben Grad Celcius.
Die Atmung der Hörnchen wird auf zwei Züge pro Minute reduziert. Auch das Herz schlägt nur noch 20 anstatt 200 Mal pro Minute, um während der langen Ruhephase Energie zu sparen.
Murmeljagd in Südtirol:
In Südtirol dürfen Murmeltiere mit Sondergenehmigung aus Schad- und Hauptverbreitungsgebieten entnommen werden. Allerdings unter ganz konkreten Auflagen und Bedingungen. Die Bejagung darf ausschließlich mit bleifreier Munition erfolgen und das Murmeltier ist innerhalb von 24 Stunden dem zuständigen hauptberuflichen Jagdaufseher vorzuzeigen, der wiederum das Geschlecht, Alter und Gewicht vermerken muss.
Die Murmeltierjagd hat in Südtirol zwar eine lange Tradition, doch versuchen Tierrechtler und Jagdgegner seit Jahrzehnten, die „Murmentenjagd“ zu torpedieren. Auf der anderen Seite fordern die Landwirte mit Nachdruck eine Bejagung, weil die kleinen Nager auf den Mähwiesen beträchtliche Schäden verursachen.
Nach einem zähen Ringen (SIEHE BERICHT im ANBLICK), dürfen Murmeltiere wiederum in Südtirol vom 1. September bis Ende des Monats mit Sondergenehmigung und nur mit bleifreier Munition (Vollmantelgeschoße sind verboten) gejagt werden. Für die Entnahme gelten strenge Auflagen: Sie grenzen sowohl die für die Jagd zugelassenen Gebiete als auch die Höchstgrenzen ein. Zudem ist festgelegt, wer die Tiere erlegen darf bzw. wie der Abschuss zu belegen ist. Nach Unterzeichnung des entsprechenden Dekretes durch den Landeshauptmann hat das Landesamt für Jagd und Fischerei den direkt interessierten Organisationen das Dekret mit dem überarbeiteten Managementplan, eine Zusammenfassung der diesjährigen Abschusspläne und die Bejagungsvorschriften übermittelt. Insgesamt werden in Südtirol ca. 1.900 Murmeltiere zum Abschuss freigegeben. Damit wird die nachhaltige jagdliche Entnahme von 2017 fortgeführt.
Die Land stützt sich mit seinem Dekret auch auf ein positives Gutachten der Höheren Anstalt für Umweltschutz und Forschung ISPRA und hat nach deren Vorgaben aus dem Vorjahr das „Bejagungskonzept für das Murmeltier 2017–21“ überarbeitet. Dies ist wichtig, da das Konzept nur so rechtlichen Anfechtungen – z. B. durch Tierschutzorganisationen – standhalten kann. Die ISPRA hat insbesondere auf ein umfassendes Monitoring Wert gelegt. Mit der Überwachung und Kontrolle der Maßnahmen sind das Landesforstkorps und die hauptberuflichen Jagdaufseher beauftragt. Das Landesamt überprüft laufend den Erhaltungszustand der Murmeltierpopulationen.
Maximal fünf Prozent entnehmen
In Südtirol leben derzeit auf mehr als 50.000 Hektar über 55.000 Murmeltiere. Die Population ist gemäß der europäischen Habitatschutzrichtlinie in einem günstigen Erhaltungszustand. Daher – so argumentiert das Landesamt für Jagd und Fischerei – ist eine jagdliche Nutzung nachhaltig verträglich. Das Dekret des Landeshauptmanns gilt für weitere drei Jahre, wobei alljährlich ein Fachgutachten des ISPRA einzuholen ist. Im Zeitraum 2017 bis 2021 dürfen maximal fünf Prozent des Frühjahrsbestandes entnommen werden, davon höchstens 2,5 Prozent des landesweiten Murmeltierbestandes in gemeldeten Schadgebieten (Ein Schadgebiet liegt vor, wenn Landwirte Schäden melden und diese vom Forstdienst bestätigt werden), und weitere maximal 2,5 Prozent in allen Populationen von mindestens 100 Individuen.
Auch im kommenden Jahr müssen Grundeigentümer Schäden wieder melden, um gezielte Abschüsse auf diesen Flächen zu ermöglichen – im Frühjahr wird der „Südtiroler Landwirt“ rechtzeitig darauf hinweisen
Jagd: Murmeltiere werden auf der Pirsch oder beim Ansitz bejagt. Gejagt wird bevorzugt in Kerngebieten mit ausgedehnten Kolonien und großen Familien. Kleine Familien sollten geschont werden, da die Jungen ihre Elterntiere zum Überwintern brauchen. Wie beim restlichen Niederwild gilt auch für die Murmeltierjagd, dass man sie nur an drei Tagen pro Woche ausüben darf. Jeder Jagdgang muss vorher im Kontrollkalender angekreuzt werden. Und jedes erlegte Murmeltier muss gleich nach der Bergung im Kontrollkalender eingetragen werden. Die Erlegung muss noch am selben Tag dem Revierleiter gemeldet werden. Zudem ist das Murmeltier innerhalb von 24 Stunden dem zuständigen hauptberuflichen Jagdaufseher vorzuzeigen. Dieser wiegt das Murmeltier und misst den Abstand der Genitalöffnungen zwecks Geschlechtsbestimmung. Außerdem wird jeder Abschuss auf einer Karte verortet.
Schieße niemals ein Murmel am Bau, denn meistens flüchtet das Murmel auch nach einem guten Schuss noch einige Meter und verschwindet im Murmelbau. Dadurch wird das Murmel nicht nur verloren geschossen, sondern durch das tote Murmel im Bau muss die Murmelfamilie bzw. Mitbewohner den Bau verlassen und haben im Spätherbst vor dem Winterschlaf nicht mehr die Möglichkeit einen neuen Bau/Zuhause zu graben.
Ausdrücke:
Murmel: Murmentl, Murmel
Fett: Murmelfett o. Schmalz
Gesamtes Wild im Revier: Bestand
Männliches Tier: Bär
Fortpflanzungszeit: Bärzeit,
Weibliches Tier: Katze
Nahrung: Äsung
Junge: Affen
Unterirdische Behausung: Bau (jeweils Sommer-/Winterbau)
Ohren: Lauscher auch Gehöre
Sich dort aufhalten: im Bau stecken
Pfote: Brante
Zugang vom Winterbau schließen: mit einem Zapfen zuschlagen
Schwanz: Rute
Wohnhöhle im Bau: Schopf
Haut abziehen: abschwarten, abbalgen
Ausweiden: aufbrechen
Lautäußerung: Pfeifen (Warnlaut) ANHÖREN