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Im Wohnzimmer des Hühnervogels ist einiges los: steigender Freizeitdruck, intensive Forstwirtschaft und Windkraftausbau 

 

Der Auerhahn (Tetrao urogallus) ist der größte Hühnervogel Europas – zu Gesicht bekommt man ihn aber selten. Denn Auerhahn und Auerhenne sind menschenscheu und lärmempfindlich. In lichten Bergwäldern, in denen die Sonne durch die Kronendächer alter Nadelbäume strahlt, sind Hahn und Henne zu Hause. Tagsüber suchen sie nach sandigen Stellen für ihren Huderplatz, abends schließen sie auf Schlafbäumen die Augen. Die Samen aus Zirbenzapfen und Kiefern futtern sie gern – und ganz besonders wild sind sie, wie alle Raufußhühner, auf Blaubeeren. Doch der Charaktervogel hat es schwer. „Wie schnell Wildtier-Lebensraum bedroht und kaputtgemacht wird, sehen wir aktuell am Reinhardswald. Was hier bald in Form von 18 Windrädern Realität wird, droht ohne Frage auch in anderen Wäldern“, sagt Professor Dr. Klaus Hackländer, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Wildtier Stiftung.
Dabei hat es das Auerhuhn schon so schwer genug. In seinem Wohnzimmer herrscht steigender Freizeitdruck, intensive Forstwirtschaft und nun droht im schlimmsten Fall auch noch der Windkraftausbau an Stellen, an denen der Hühnervogel normalerweise auf die Balz gehen möchte, um für den Nachwuchs zu sorgen. Zunehmende Versiegelung der Landschaft, Lärm und Mensch lassen Hahn und Henne kaum noch Platz zum Leben. Dass der Ausbau von Windkraft im Wald ein ernstzunehmendes Problem für Auerhühner darstellt, haben jetzt Forscher um den

Wildbiologen Joy Coppes von der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg bei Untersuchungen in Deutschland, Österreich und Schweden festgestellt und im Fachblatt „Biological Conservation“ veröffentlicht . „Unsere Ergebnisse zeigen, dass eine störungsempfindliche Waldvogelart von der Windenergieentwicklung betroffen ist und dass

eine kritische Distanz bei der Planung der Windenergieentwicklung in Raufußhuhn-Habitaten berücksichtigt werden sollte“, schreiben die Forscher.
„Damit wissen wir nun, dass Windkraftanlagen nicht nur ein massives Kollisionsrisiko für Vögel darstellen, sondern dass auch eine negative Beeinflussung von am Boden lebenden Arten wie dem Auerhuhn stattfindet und durch den Ausbau von Windkraftanlagen etwa an den Höhenzügen der Gebirgsregionen forciert wird“, warnt Professor Dr. Klaus Hackländer. „Die Deutsche Wildtier Stiftung ist keineswegs gegen den Ausbau von Windkraft. Aber an sensiblen Stellen darf der Klimaschutz nicht gegen den Artenschutz ausgespielt werden. Wir müssen beim Ausbau der Erneuerbaren Energien Rücksicht auf störungsempfindliche Arten wie etwa das Auerhuhn nehmen.“
Im Fall der untersuchten Auerhühner war eine Lebensraumverschlechterung für die im Bereich von Windenergie lebenden Auerhühner bis zu einer Entfernung von 650 Metern zu den Anlagen nachweisbar. Die Deutsche Wildtier Stiftung fordert daher: Um die Biodiversität zu erhalten, muss beim Ausbau der Windkraft auf Anlagen in Schutzzonen rund um Horststandorte, im Wald und in der Nähe von Naturschutzgebieten verzichtet werden. Windenergieanlagen in Wäldern und an Waldrändern bedrohen den ohnehin immer knapper werdenden Lebensraum vieler Wildtiere.

Quelle; Jenifer Calvi, Pressereferentin Deutsche Wildtier Stiftung
Fotos: Wulf von Graefe und PW Jagdportal