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Wildschwein

Wildschwein oder Schwarzwild

Im Deutschen ( und damit auch österreichischen ) Waidwerk zählt das Wildschein (Schwarzwild) zum HOCHWILD.
Eine schwarzbraune bis schwarzgraue Färbung der älteren Exemplare gaben den Wildschweinen die jagdliche Bezeichnung “Schwarzwild”. Die Fähigkeit zur Anpassung, der heimlichen Lebensweise und nicht zuletzt das intelligente Verhalten haben dazu beigetragen das sich der Urahn unseres heutigen Hausschweins seit Millionen von Jahren kaum verändert hat. Im Vergleich zum bekannten Hausschwein ist das Wildschwein hochläufig, hat lange Beine. Der Körper wirkt gedrungen. Das Wildschwein hat eine auffällig starkes Gebiss. Der Kopf ist beim männlichen Stück eher dreieckig, beim weiblichen Stück eher länglich.

Schwarzwild Rotte – Foto: Birgit Luedemann

Das Schwarzwild zählt in Deutschland und Österreich zum Hochwild.

Sozialstruktur: Es lebt in Rotten mehrerer Bachen mit ihren Frischlingen. Die Keiler leben einzeln und treffen nur in der Paarungszeit mit den Rotten zusammen. Die jungen Wildschweine werden Frischlinge genannt.

siehe auch die Jägersprache Schwarzwild, klick auf das Bild/Zeichnung

Merkmale:
Körperlänge 110 – 155 cm,
Schwanz 15 – 20 cm,
Gewicht 50 – 190 kg bei Ebern und bei Bachen (Weibchen) 35 – 160 kg

Altersgruppen:  

  • Frischling: 1. LJ
  • Überläufer: 2. LJ
  • 2-jähriger Keiler oder Bache
  • 3-jähriger Keiler oder Bache
  • Angehendes Schwein: 4 Jahre und älter
  • Lautäußerungen: Grunzen, Quieken, Blasen als Warnlaut

 

In Gestalt und Aussehen kann man das Wildschwein mit keiner anderen freilebenden Tierart Europas verwechseln. Kopf keilförmig, der mit kurzem Hals in den massigen, gedrungenen Körper übergeht. Schnauze mit Rüsselscheibe. erreichen. ausgewachsene männliche Tiere mit großen Eckzähnen im Oberkiefer und im Unterkiefer; dichtes, borstiges Fell, dunkel graubraun gefärbt; Frischlinge gelbbraun, dabei rotbraun längsgestreift, bekommen im Alter von etwa 10 Monaten die Färbung der erwachsenen Tiere. Die Eber fallen besonders durch die mit zunehmendem Alter immer weiter hervorstehende Eckzähne (Hauer) auf. Sie stellen gefährliche Waffen dar. Keiler können ein Gewicht von bis zu 250 kg erreichen. Am Lauf sind die 2. und 5 fünfte Zehe (Afterklauen, Geäfter) noch deutlich ausgebildet und auch im Trittsiegel (Fährte) gut erkennbar.

Lebensraum: Wildschweine richten keine besonderen Ansprüche an ihren Lebensraum. Sie meiden nur ganz offenes Gelände ohne jegliche Deckung und die Hochlagen im Gebirge. Feuchte Laub- und Laubmischwälder bilden zweifellos die günstigste Lebensweise, weil die Wildschweine dort leichte nach Nahrung wühlen und die herbstliche Mast an Bucheckern und Eicheln nutzen können. Auwälder stellten früher sicher die Zentren ihrer Verbreitung dar, ber dieser Waldtyp ist heute in Mitteleuropa nahezu vernichtet. Sie brauchen Wasserstellen, um zu trinken und zu suhlen. Wildschweine sind sehr anpassungsfähig und tauchen zunehmend auch in den Vorgärten von Stadtgebieten auf. Fichtendickungen im Flachland und im Mittelgebirgsbereich ersetzen jetzt die Auen als Rückzugsgebiet. Die Anwesenheit von Wildschweinen verrät mit unter auch ihr ausgeprägter Geruch. Auch typische Wühlstellen zeugen von Ihnen.

Lebensweise: Wildschweine leben in geselligen in Familienverbänden, die Rotten genannt werden. Den Kern dieses Verbandes bildet die Bache mit ihren Jungen, den Frischlingen. Auch die vorjährigen Jungtiere bleiben nicht selten mit im Verband, bis sie geschlechtsreif werden. Die Eber (Keiler) besuchen die Rotten gelegentlich, ohne sich aber um die Jungen zu kümmern. Erst mit Einsetzen der Fortpflanzungszeit schließen sich die Sauen an. Die einzelnen Gruppen halten sich an feste Einstände. Dorthin ziehen sie sich tagsüber zurück, ruhen in der Deckung oder suhlen sich in Schlammpfützen. Gegen Abend wird die Rotte munter und zieht zur Nahrungssuche aus. Vorsichtig nähern sich die Tiere dem Waldrand, stets nach allen Seiten sichernd. Dabei können sie sich erstaunlich leise bewegen, während sie sonst, bei Flucht etwa, mit großem Getöse durchs Dickicht brechen. Sie schwimmen sehr gut und besiedelten daher auch Inseln in breiten Strömen der Seen. Mit ihren kleinen Augen sehen sie schlecht, und sie verlassen sich mehr auf ihr Gehör und auf ihre empfindliche, rüsselförmige Nase. Sie dient auch zum Wühlen, wenn .die Wildschweine nach Würmern, Insektenlarven, Knollen (Kartoffeln oder stärkereichen Speisewurzel) oder Pilzen suchen. Die fast scheibenförmige Schnauze ermöglicht einerseits das Aufbrechen der Erde, andererseits den gleichzeitigen Einsatz des Geruchsorgans. Wildschweine schätzen Hautkontakt mit Artgenossen. Sie lagern zusammen, reiben sich die Schwarte und putzen sich auch gegenseitig. Die bei den Keilern stark ausgebildeten Hauer dienen nicht nur zum Kampf gegen Rivalen, sondern auch zur Abwehr von Feinden.

Bache mit Frischlinge

Nahrung: Wildschweine kann man mit Recht als echte Allesfresser bezeichnen.. Das Nahrungsspektrum umfasst pflanzliche und tierische Nahrung: Gras, Kräuter, Knollen, Wurzeln, Eicheln, Früchte und Samen, Würmer, Insekten, Mäuse und Gelege von Bodenbrütern, Jungtiere, frisst auch Aas. Mit der Schnauze brechen die Sauen den Boden nach Nahrung um, sie pflügen im wahrsten Sinne des Wortes den Boden.

Fortpflanzung: Geschlechtsreife tritt bei guten Nahrungsbedingungen ab dem 1 . Lebensjahr ein. Die Paarungszeit ist im November bis Februar. Bei guter Nahrungsversorgung und gestörter Sozialordnung können Bachen allerdings das ganze Jahr über paarungsbereit sein. Normalerweise synchronisiert die Leitbache die Paarungsbereitschaft aller Bachen in der Rotte.
Vor der Geburt sondert sich die Bache von der Rotte ab und zieht sich in einen geschlossenen Wurfkessel (=mit Gräsern ausgepolstertes Nest im Gestrüpp) zurück, den sie zuvor gebaut hat. Nach einer Tragzeit von 4 Monaten wirft sie im März-April  1 bis 8 Frischlinge, die 3 Monate gesäugt werden. In den ersten Tagen nach der Geburt duldet sie keine Artgenossen, sie verliert sogar die Furcht vor den Menschen und greift an, wenn sich jemand dem Kessel nähert. Sauen vernehmen sehr gut, äugen jedoch schlecht, Bewegungen werden aber wahrgenommen. Hervorragend ausgebildet sind das Witterungsvermögen und der Geschmackssinn, der sie zum Herausfinden von Leckerbissen befähigt. Sie haben ein hohes Lernvermögen, ein sehr gutes Gedächtnis und ein ausgeprägtes Zeitempfinden. Lautäußerungen sind sehr häufig. Wenn eine Rotte Sauen rege ist oder im Gebräch steht, sind die verschiedensten Lautäußerungen zu hören. Brechende Sauen grunzen und schmatzen. Bachen grunzen, um ihre Frischlinge bei sich zu halten. Frischlinge quieken oder klagen, wenn sie gestoßen werden oder ein stärkerer Artgenosse ihnen einen Stoß mit dem Gebräch versetzt. Bei Gefahr, Erregung und Unsicherheit warnen sie durch das Blasen. Bei erkannter Gefahr werden sie nach einem deutlichen “Wuff” flüchtig. Sauen, die in Not geraten, von Hunden gepackt werden oder schmerzhafte Knochenschüsse haben, klagen (ähnlich wie das Hausschwein), dies kommt jedoch nur selten vor. Wird ein weidwunder Keiler von Hunden gestellt oder stehen sich zur Rauschzeit zwei Rivalen gegenüber, ist das Wetzen der Waffen zu hören. Der Keiler schlägt dabei aus Wut das Gewaff aufeinander.

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Text Populationsökolpgie des Schwarzwildes Von Dr. Claudia Biber

Rehwild

Foto: © J. Piecha

Rehwild kommt bei uns von der Küste bis ins Hochgebirge praktisch überall vor. Obwohl es als so genannter Konzentratselektierer besondere Anforderungen an die Äsung (Nahrung) stellt, ist es doch so anpassungsfähig, dass es sich flächendeckend verbreiten und zu unserer häufigsten Schalenwildart entwickeln konnte. Als Lebensraum bevorzugt Rehwild Mischwaldbestände mit reicher Strauchflora, abwechselnd mit Lichtungen, Feldern und Wiesen. In Gegenden ohne Wald leben die sog. Feldrehe, deren Lebensraum und Einstand das offene Feld ist. Sie haben sich den gegebenen Umständen angepasst und stehen Tag und Nacht auf den Feldern, dabei nutzen sie geschickt jede kleine Deckung aus. Sie nehmen Bewegungen im allgemeinen noch eher wahr als Rehe, deren Lebensraum die Wälder sind. Feldrehböcke haben durch die reichliche, kalkhaltige Äsung in der Regel überdurchschnittlich starke Gehörne und neigen zur Frühreife.

AUSSEHEN, (siehe auch richtig ansprechen) : Der Körperbau des Rehwildes ist seiner Lebensweise gut angepasst und so bezeichnet man das Rehwild auch als Schlüpfer. Es ist so in der Lage jede Deckung in unterholzreichen Lebensräumen zu nutzen. Im weiten Durchschnitt sind zweijährige Böcke 112 cm lang, 66 cm hoch und weisen ein Lebendgewicht von 23 Kilogramm auf. Für die weiblichen Stücke gilt das selbe, allerdings sind sie im Durchschnitt 2 Kilo leichter, bringen es also nur auf 21 Kilogramm. Je nach Äsung, Jahreszeiten und Verhalten ist auch das Gewicht und der Körperbau es Rehwildes unterschiedlich. Bei einer Rückenhöhe bis 75 cm hat das Reh eine zierliche Gestalt und hohe Beine (“Läufe”) mit schmalen, scharfrandigen Hufen (“Schalen”). Besonders auffällig beim Rehwild ist der so genannte Spiegel. Hierbei handelt es um einen ausgedehnten weißen Fleck auf dem “Hinterteil”. Der Spiegel ist in seiner Form geschlechtsspezifisch. So weist er beim weiblichen Rehwild eine herzförmige Form mit einem herabhängendem Haarbüschel, der so genannten Schürze auf, beim Männlichen hingegen ist er nierenförmig und hat keine Schürze. Auch der Spiegel unterliegt beim Haarwechsel einer Farbänderung. So ist er im Sommerhaar rötlich-gelb und klein, im Winterhaar aber hebt er sich durch fast strahlendes Weiß von der übrigen Färbung ab und ist größer als im Sommer. Die Böcke hingegen beginnen ab dem Frühjahr ein ausgeprägtes territoriales Verhalten zu zeigen, indem sie sich auf die Suche nach einem eigenen Einstandsgebiet begeben. Von nun an beginnen auch die Einstandskämpfe, die im Sommer ihren Höhepunkt erreichen. Bei diesen Einstandskämpfen entscheidet in der Regel weniger die körperliche Konstitution als das Alter. So kann man fast immer davon ausgehen, daß der Flüchtende zweier Böcke auch der Jüngere ist. Insgesamt wird das soziale Verhalten des Rehwildes stark von seinem Lebensraum beeinflusst. So bilden Rehe, die ausschließlich auf Feldern leben größere Gemeinschaften, so genannte Sprünge, die Ihnen mehr Schutz gewähren. Dieses Rehwild hat sein Verhalten bereits soweit an den eigentlich atypischen Lebensraum angepasst, daß man von Feldrehen spricht. Der bevorzugte oder vielleicht auch natürliche, im Sinne von ursprünglichem Lebensraum besteht aus Wald und Feld. Bevorzugt hält sich das Rehwild dort an der Wald-/ Feldgrenze auf. Vom Beginn des Sommers an steht es in solchen Revieren in den Feldern und ungemähten Wiesen und zieht sich erst nach der Ernte in den nun mehr Deckung bietenden Wald zurück. Je härter die Winter werden, umso mehr neigt das Rehwild auch in solchen Revieren zur Bildung von Sprüngen (Rudeln), wobei es zu keiner Trennung nach Alter oder Geschlecht kommt. Erst mit Einsetzen des Frühlings kommt es dann wieder zur Auflösung derlei Lebensgemeinschaften. Die beste Beobachtungszeit des Rehwildes ist das Frühjahr.

Rehgais im Winterkleid (Winterdecke), hinten sehr gut die “Schürze” zu erkennen

Rehbrunft, Blattzeit und Fortpflanzung: Fortpflanzungsfähig ist das Rehwild vom 2. Lebensjahr an, voll erwachsen im 3. Lebensjahr. Die Hormone, die für beide Vorgänge bei Rehbock verantwortlich sind, nämlich für das Gehörn und die Funktionsfähigkeit der Hoden, arbeiten Hand in Hand: Das Wachstumshormon aus dem Vorderlappen der Hirnanhangdrüse ist für das Wachstum des Gehörns verantwortlich. Allerdings kann es allein nichts bewirken, sondern nur zusammen mit dem männlichen Geschlechtshormon das in den Hoden produziert wird. Wir wissen, daß die Gehörne zum Teil schon im März verfegt sind. Wesentlich schwieriger ist es jedoch für den Jäger festzustellen, daß bereits im Mai die von Tag zu Tag anschwellenden Brunftkugeln des Bockes lebensfähiges Sperma produzieren. Dies muß aber in der Regel noch knapp zwei Monate warten, bis es für die Reproduktion genutzt werden kann. Denn erst Anfang Juli können die ersten Ricken aufnehmen. Die Blattzeit (Brunftzeit) ist Mitte Juli bis Mitte August. Der Brunftbetrieb wird durch einen speziellen Duftstoff, den das weibliche Rehwild absondert, ausgelöst. Böcke, die nicht unmittelbar mit Ricken zusammenstehen oder die nicht von weiblichen Stücken aufgesucht werden, verfolgen ähnlich wie ein Schweißhund mit tiefer Nase die Fährte einer brunftigen Ricke. Und dabei wird, je nach Bestand und Revierstruktur, das ursprüngliche Territorium deutlich erweitert.

Rehbock im Sommerkleid (Sommerdecke)

Berühren Böcke dabei die Reviere anderer, so kann es bei gleicher Stärke unter Umständen zu heftigen Auseinandersetzungen kommen. Bei Annäherung des Bockes flüchtet in der Regel das weibliche Stück, so daß es zu einer Hetzjagd kommt, dem bekannten Treiben. Dieses Treiben kann auch über mehrere Kilometer gehen, und es wird oft von dem recht lauten Keuchen des Bockes begleitet. Bei einem Halt bewindet meist der Bock ausgiebig den Schürzenbereich der Ricke, worauf oft das Treiben, jetzt in immer enger werdenden Kreisen, fortgesetzt wird.
Die Spuren dieses kreisförmigen Treibens in der Bodenvegetation sind die bekannten Hexenringe. Je mehr Böcke im Revier sind und je heißer die Tage, desto reger ist der Brunftbetrieb. Weibliches Rehwild ist etwa drei bis vier Tage brunftig. Der Bock reitet auf, und es kommt zu einem sehr kurzen Beschlag. Allerdings kann es bis zu 20 Mal wiederholt werden. Der Bock ist nach der Brunftzeit stark mitgenommen und ruht häufig erschöpft im Gras, während die Ricke ruhig daneben äst oder zieht sich mehrere Tage in die Walddichtung zurück. Dadurch haben auch die jungen Böcke die Gelegenheit, die eine oder andere Gais zu beschlagen. Durch die eintretende KEIMRUHE bei der Gais, ist die Tragzeit neuneinhalb Monate (40 Wochen oder ca. 290 Tage). In sehr seltenen Fällen erfolgt im November/Dezember eine zweite Rehbrunft. Bei diesen Rehen entfällt die Eiruhe, sie haben eine regelmäßige Tragzeit von ca. fünfeinhalb Monaten. Der Vorteil dEs handelt sich hierbei um Rehe, die im Sommer nicht befruchtet wurden und bei dieser Nachbrunft vom Bock erneut beschlagen und befruchtet werden. ieser verlängerten Tragzeit liegt auf der Hand. Sowohl die Brunft als auch das Setzen der Kitz erfolgen in einer Zeit voller Vegetation und damit in einer Zeit optimaler äußerer Bedingungen.

Im Mai/Juni des darauf folgenden Jahr werden in der Regel ein bis zwei, Kitze gesetzt und sofort von der Gais trocken geleckt. Das Setzen erfolgt, wie bei allen Cerviden, fast ausnahmslos im Liegen. Das Kitz hat ein beiges, weiß gepunktetes Haarkleid und kaum Körpergeruch. Im Laufe des Sommers verschwinden diese Punkte mehr und mehr, weil das Sommerhaarkleid heranwächst. In den ersten Wochen legt die Geiß ihre Kitze an getrennten Plätzen ab. Sie drücken sich bei drohender Gefahr und verhalten sich regungslos. So sind sie vor Feinden optimal geschützt. Sie sind in diesem Alter noch nicht zur Flucht fähig. Aus diesem Grund kommt es häufig bei der Mahd von Wiesen oder Feldern zu tödlichen Verletzungen. Die Kitze werden ungefähr ein halbes Jahr gesäugt (mehrmals täglich), wobei sie die Geiß gewöhnlich im Stehen saugen läßt. Ab der dritten Lebenswoche nehmen die Kitze auch Grünäsung zu sich. Sie bleiben bis zum erneuten Setzen bei der Mutter und werden von dieser kurz vorher abgeschlagen (vertrieben). Die abgeschlagenen Schmalrehe und Jährlinge irren anfangs umher, später tun sich zwei oder mehrere Jährlinge zusammen. Schmalrehe versuchen meist bei älteren Böcken, die einen festen Einstand haben, Anschluß zu finden.

MERKE: Fassen Sie niemals ein Kitz mit den Händen an, verwenden sie eine Wolldecke oder ein großes Büschel Gras; die Geis nimmt den Geruch des Menschen wahr und verstößt somit häufig das Kitz.

Rehwild - © Walter Prader

Nahrung: Bei der Äsung zeigt sich das Rehwild naschhaft und wählerisch. Es nimmt nur die nährstoffreichen Pflanzenteile, also die Knospen und jungen Als Wiederkäuer ist das Reh ein reiner Pflanzenfresser. Das Reh liebt eine lichte, buschreiche Umwelt und hochwertige Nahrung. Auch auf Wiesen äst es nur bestimmte Gräser und Kräuter. Die Äsungs- und Widerkauperioden sind häufig und kurz. Das liegt daran, daß die Rehe relativ betrachtet den kleinsten Pansen aller heimischen Hirscharten besitzen und obendrein einen hohen Energiebedarf aufweisen. Dem zu Folge muß die aufgenommene Nahrung energiereich und leichtverdaulich sein.. Sie muß hohen Anteil an Rohprotein und leicht vergärbaren Kohlenhydrate besitzen und darf gleichzeitig geringen Rohfaseranteil besitzen. Dies ist in Notzeiten bei der Winterfütterung von großer Bedeutung, denn hier benötigt das Rehwild einen deutlich höheren Anteil an Saftfutter. Der tägliche Nahrungsbedarf schwankt bei einem ausgewachsenen Reh zwischen zwei und vier Kilogramm. In den Wintermonaten wird der Stoffwechsel der Rehe deutlich reduziert (bis zu 50% gegenüber den Sommermonaten).

GEWEIHBILDUNG: Wie erwähnt zählt das Rehwild zu den Geweihträgern. Die Bildung eines jährlich neuen Gehörnes wird hormonell gesteuert und hier im wesentlichen durch die beiden Hormone Somatotorpin, welches für das Gehörnwachstum zuständig ist und durch Testosteron, welches das Einstellen des Gehörnwachstums und das spätere Abwerfen bewirkt. Bei der Ausbildung des Gehörnes kommt es zu einer Umwandlung von Knorpelgewebe zu Knochensubstanz, wobei das heranwachsende Gehörn von einer schützenden Haut, dem sogenannten Bast umgeben ist. Dieser versorgt es mit allen für das Wachstum nötigen Stoffen. Der Aufbau und die Versorgung des Gehörns erfolgen dabei immer von der Spitze aus. Eine Ausnahme von diesem Ablauf bilden nur die Rosen, die von Anfang an aus Knochensubstanz bestehen. Ist das Gehörn vollständig verknöchert, stirbt der Bast allmählich ab und der Bock entfernt ihn, in dem er fegt. Das Fegen, das in diesem Falle lediglich der Entfernung des Bastes dient, dauert nur wenige Stunden. Zum Vorschein kommt ein weißes Gehörn. Seine spätere Farbe erhält es durch Pflanzensäfte und Humusstoffe, denn der Bock wird in der Folge weiterhin fegen, um sein Territorium abzugrenzen. Ist die Blattzeit beendet, sinkt allmählich der Testosterongehalt und der Prozess des Abwerfens wird eingeleitet. In einem kleinen Bereich im Zentrum zwischen Rosen und Rosenstöcken können nun Osteoklasten, (Knochenfresszellen), aktiv werden, die dafür sorgen dass die knöcherne Verbindung zwischen Rosenstock und Geweihstange gelockert wird. Dabei wird das bestehende Knochengewebe nach und nach durch Osteoklasten resorbiert, so daß der Kontakt lediglich über dünne Knochenbrücken aufrechterhalten wird. Zudem beginnt das die Rosenstöcke umgebende epidermale Gewebe verstärkt zu wachsen und drückt dabei von unten gegen die Rosen der Geweihstangen. Durch diesen Druck lösen sich die Stangen schließlich schon bei leichter Bewegung vollständig von den Rosenstöcken ab.Was den Zyklus von der Bildung des Gehörnesbis zu dessen Abwurf betrifft, muß zwischen Bockkitzen und älteren Böcken unterschieden werden. Der gravierendste Unterschied ist wohl, daß das Bockkitz beim Erstlingsgehörn keine Rosen ausbildet. Ein weiterer wichtiger Unterschied ist, daß das Erstlingsgehörn nicht von Bast, sondern von normaler Haut umschlossen ist. Sein Wachstum beginnt bereits im vierten bis fünften Lebensmonat. Von Mitte Dezember bis in den Januar hinein wird dieses Gehörn freigelegt. Geschieht dies bis zu diesem Zeitpunkt nicht, stellt das Bockkitz das Gehörnwachstum ein und holt diesen Prozess erst im Folgejahr nach. Dabei kommt es im Gegensatz zu den normal entwickelten Altersgenossen auch dann zu einem Gehörn ohne Rosen. Schon im Februar wird das Erstlingsgehörn wieder abgeworfen. Die Bildung des Folgegehörnes erfolgt unmittelbar. Von nun an tritt der Bock, was die Entwicklung des Gehörnes betrifft in den Zyklus der übrigen Böcke ein. Während der Wintermonate schiebt der Bock sein Gehörn. Das heißt aber auch, daß dieser recht Energie aufwendige Prozess in die Zeit knapper werdenden Nahrungsangebotes fällt. Es liegt auf der Hand, daß die äußeren Umstände durchaus Einfluss auf die Gehörnbildung haben können. Jährlinge (ein Kitz wird am 01.04. dem seiner Geburt folgenden Jahr zum Jährling) fegen hier Gehörn erst relativ spät, das heißt zu Anfang Mai, wohingegen die älteren Böcke dies bereits in der Zeit von März bis April erledigen. Abgeworfen werden die Gehörne in der Regel im Oktober.

ABNORMITÄT

ABNORMITÄT: Bei jungen Kitzböcken, die noch keine Rosenstöcke haben, führt eine Kastration wahrscheinlich zur dauernden Geweihlosigkeit (Plattkopf). Ist der Rosenstock jedoch schon entwickelt, aber noch kein Geweih vorhanden, kommt es zu kleinen, knollenförmigen Perücken, die nie mehr abgeworfen werden. Wird ein älterer Bock mit Bastgeweih am Kurzwildbret schwer verletzt oder kastriert, entwickelt sich dieses zur Perücke und wird ebenfalls nicht mehr abgeworfen. Erfolgt die Verletzung oder Kastration nach dem Fegen des Geweihs bzw. zu dem Zeitpunkt, zu dem die Verknöcherung bereits eingetreten ist, wird es einige Wochen später abgeworfen und neu als Perückengeweih geschoben. Auch dieses wird nicht mehr abgeworfen. Ein vielendiges Geweih (siehe Foto links) entsteht durch die Verletzung des Geweihs im Bast zu Beginn der Geweihbildung. Es bilden sich mehrere abnorme Enden, das nächste geschobene Geweih ist wieder normal. Beim Knickbruch einer Geweihstange, die an der Bruchstelle bereits verknöchert, jedoch noch im Bast war, wird die Stange vom Bast bis zur Verheilung gehalten. Die weiterwachsenden Enden streben nach oben. Das nächste Geweih wächst wieder normal. War die Geweihstange noch nicht verknöchert, als sie knickte und brach, wachsen an der Bruchstelle abnorme Enden, die alle nach oben streben. Das nächste Geweih, das der Bock schiebt, ist wieder normal.

Ein Moorbock ist ein Rehbock, der ein dunkles, glanzloses Geweih mit hohem Volumen, jedoch auffallend geringem Gewicht trägt. Ein solches Geweih ist von poröser Substanz, und die Enden sind häufig z. T. abgebröckelt. Ein Korkenzieher- und Widdergeweih ist ein Geweih, das während des Wachstums weich und biegsam ist, sich durch das eigene Gewicht verformt und später verkalkt. Die Ursachen sind häufig Parasitenbefall oder Stoffwechselstörungen. Das nächste Geweih ist meist wieder normal.

Als Gummigeweih bezeichnet man ein weiches, biegsames Geweih, das sich durch das Eigengewicht verformt und nicht verkalkt. Der Bast löst sich nur innerhalb einer bestimmten Zeit vom Geweih. Hindert schlechter Gesundheitszustand oder ähnliches den Bock am Verfegen, bleibt der Bast teilweise am Geweih haften, und es entsteht das sog. Pergament- oder Ledergeweih. Das nächste Geweih ist wieder normal.

Ein Frost- oder Hungergeweih weist nur noch Geweihstümpfe auf, die oberhalb der Rosenstöcke enden. Der obere Stangenteil ist durch starken Kalkmangel zurückgeblieben und dann abgestorben und abgebrochen, die Stampfenden sind glatt und stumpf. Das nächste Geweih ist wieder normal.

Beim Pechgeweih ist der Bast abnorm verdickt, die Enden fehlen. Die Verdickung des Bastes entsteht durch Entzündung (meist durch Frosteinwirkung). Das nächste Geweih ist wahrscheinlich wieder normal.

Perückenbock – ©: Jagdportal

EIN PERÜCKENBOCK  (siehe Foto) ist ein männliches Reh (Rehbock), das wegen des Ausfalls der Ausschüttung des Sexualhormons Testosteron durch Krankheiten, Verlust oder Verletzung der Testikel (Verletzung der Geschlechtsorgane) nicht mehr in der Lage ist, ein einwandfreies Geweih zu bilden. Die Knochensubstanz des Geweihes und insbesondere der Bast (die während der Geweihbildung das Geweih versorgende Haut) wuchern und das Wachstum kommt nicht zum Stillstand, so dass sich Gebilde formieren, die äußerlich an eine Turmfrisur erinnern. Die Wucherungen können sich über das gesamte Haupt erstrecken und die Augen des Tieres (Lichter) bedecken. Das Tier ist in seiner Lebensweise, auch in der Nahrungsaufnahme, stark behindert und meistens nicht fortpflanzungsfähig.

Blasengeweih ist ein normales Geweih mit einem beulenartigen Geweihauswuchs, der innen hohl ist und eingetrockneten Schweiß enthält. Eine derartige Geweihblase entsteht durch einen Bluterguß, eine Quetschung oder eine Prellung des Geweihs im Bast. Das nächste Geweih ist wieder normal.

Sinnesleistung und Lautäußerung: Geruchs- und Gehörsinn sind hervorragend ausgebildet. Augen weniger leistungsfähig, Rehe sind farbenblind und können räumlich nicht wahrnehmen, sie registrieren Bewegungen sehr genau. Stimme der Rehe: Wenn sich Rehe erschrecken, geben sie einen bellenden Laut von sich.

Stimme Rehwild

 

Jagdzeiten: Die Jagd auf das Rehwild (Gaisen, Kitze und Jahringsböcke) beginnt in Südtirol mit 01. Mai und endet mit 15. Dezember. Der Rehbock (Trophäenbock) darf ab 15. Juni bis 20.Oktober erlegt werden. Der Abschuss von Rehwild unterliegt einer Abschussplanung des jeweiligen Reviers. Der Abschuss muss 1 : 1 erfolgen, d.h. es muss gleich viel weibliches Rehwild – wie männliches (Böcke) abgeschossen werden.

Muffel

Muffel wird in SÜDTIROL nicht als heimische Wildart anerkannt und  die Ausbreitung dieser Wildart ist aus “ökologischen Gründen” nicht erwünscht und soll deshalb mit wirksamen Maßnahmen verhindert werden”, so eine Presseaussendung vom Direktor des Amtes für Jagd und Fischerei und sein Stellvertreter, Das Dekret aus dem Jahr 1997, dem die Entnahme des Muffelwildes zugrunde liegt, trägt dieser Ausrichtung Rechnung.
Begründung: Muffelwild besiedelt Lebensräume heimischer Wildarten.  Das Muffelwild besiedelt Lebensräume anderer heimischer Schalenwildarten wie Reh-Gams- und Rotwild und ernährt sich wie diese von pflanzlicher Nahrung. Muffel bevorzugen ähnlich dem Gamswild felsige Bereiche, weshalb sich gerade in solchen Lebensräumen künftig zwei Wildarten den Lebensraum teilen müssten. Eine zusätzliche Art im selben Lebensraum bleibt nicht ohne Wirkung, Konkurrenzerscheinungen sind wahrscheinlich, der Lebensraum wird zu stark beansprucht.

Das Muffelwild lässt sich zoologisch wie folgt zuordnen: Es gehört zu den Paarhufer und Wiederkäuer und ist ein Hornträger und gehört zur Familie der Wildschafe Beim Männchen spricht man vom Widder, das Weibchen nennt man Schaf und die Jungen werden als Lamm bezeichnet. Die Brunftzeit beginnt im Oktober und kann bis in den Dezember gehen. Die Widder tragen dabei Rangkämpfe aus, in dem sie mit ihren Köpfen auf einander zu rennen und mit den Hörnern punktgenau auf einander treffen.

Die Tragzeit beträgt 5 1/2 Monate und bringen dann ab März die Jungen zur Welt. In der Regel wird ein Junges gesetzt, aber es gab auch schon Zwillings Geburten. Im Alter von etwa einem Monat beginnen beim männlichen Jungen (“Widderlamm”) die schneckenartigen Gehörne zu wachsen. Mit dem 1. Lebensjahr weist das Widdergehörn eine Länge von ca. 20 cm auf. In den Wintermonaten wird das Gehörnwachstum wie bei allen gehörntragenden Wildarten eingestellt. Das stärkste Wachstum weist das Gehörn (“Muffelschnecke”) im 2. Lebensjahr auf. Ab dem 5. – 6. Lebensjahr geht das Längenwachstum stark zurück. Die Schnecke kann bei alten Widdern eine Länge von über 80 cm erreichen. Das Alter des Muffelwidders kann an den Jahresringen abgezählt werden. Das Weibchen (“Muffelschaf”) trägt keine Schnecke, ganz selten jedoch kleine Hornstümmel.

Aussehen: Kleinstes Wildschaf. Gedrungener Körper, kurze, stämmige Läufe Hohle Hörner, die nach außen im Bogen gedreht sind, sitzen auf Stirnzapfen und werden nicht abgeworfen wie beim Hirsch oder Rehwild, sondern wachsen pro Jahr um einige Zentimeter. Nach 6 bis 8 Jahren ist das Wachstum beendet. Fell des Widders: im Winter braun bis schwarzbraun mit sogenanntem hellen Sattelfleck auf dem Rücken, im Sommer ist das Fell rotbraun.
Schafe (weibliches Muffelwild):  Die weiblichen Tiere werden Schafe genannt. Schafe wiegen im Durchschnitt 30-40 kg und haben im Sommer eine rehbraune und im Winter eine graubraune Färbung. Es kann vorkommen, dass Schafe dünne und kurze Hörner tragen. Normalerweise ist das Schaf hornlos.Fell des Weibchens: im Winter graubraun, im Sommer gelblichbraun.
Muffel können bis zu 55 kg schwer werden.

Muffel: Foto ©Harzer BergwaldDe

Lebensraum: Mischwälder mit geschlossenen Waldwiesen, in weiten Teilen Deutschlands vertreten. Für die Klauenpflege des Muffels ist möglichst fester, steiniger Böden mit Felspartien nötig. Verbreitung und Stellung im zoologischen System Wahrscheinlich stammt das Muffel aus dem vorderasiatischen Raum und kam zunächst nach Sardinien und Korsika. Von dort erfolgte die Einbürgerung in weite Teile Europas. as Mufflon gehört zu den Wildschafen.

Nahrung: Das Muffelwild zählt zu den Wiederkäuern. Der größte Teil der Nahrung besteht aus Gras, auch Blätter von Bäumen und Sträuchern, Kräuter, Samen und Feldfrüchte.

Sinnesleistung und Lautäußerung: Gutes Sehvermögen, Nase und Gehör sind ebenfalls sehr gut ausgeprägt. Bei Gefahr stößt es einen Pfeifton aus, das durch ein Aufstampfen mit den Vorderläufen unterstützt wird. Als Lock- und Kontaktlaute sind ähnliche Töne wie beim Schaf zu hören.

Fortpflanzung und Lebensweise; Geschlechtsreife im ersten Lebensjahr. Paarungszeit: November/Dezember. Widder kämpfen mit den Schädeln gegeneinander, wobei es zu einem kräftigen Krachen der Hörner kommt. Nach einer Tragzeit von 21 Wochen setzt das Wildschaf Ende April 1 bis 2 Lämmer, die etwa 4 Wochen gesäugt werden. Die Lämmer können der Mutter bereits nach wenigen Lebensstunden folgen. Das Muffelwild ist sehr standortreu, es lebt in einem Rudel, das vom ältesten Schaf, dem Leitschaf, angeführt wird. Ab dem 3. Lebensjahr allerdings schließen sich die männlichen Tiere zu Widderrudeln zusammen. Das Muffelwild kann bis zu 20 Jahre alt werden.

Gefahren für das Muffelwild: Lediglich schwache Lämmer werden häufiger von Fuchs, Adler, Wildkatze oder Wildschwein gefressen. Die Muffel brauchen festen Boden und ein trocken – warmes Klima, da es an Schalenauswachsen, Moderhinke, Leberegeln, Magen- und Darmwürmern erkranken kann.

Foto und erleger: Philipp Skalka

* Bejagung: die gezielte Bejagung eines bestimmten Widders ist sehr schwer. Das liegt daran, dass Widder (wie Keiler) nicht wie Rehbock oder Hirsch relativ sicher zu bestätigen sind. Es gibt zwar in jedem Revier besonders beliebte Einstände und Äsungsplätze, auf denen sich die Wildschafe bevorzugt aufhalten, aber trotzdem sind sie bei der Einstands- und Äsungsflächenwahl doch recht unstet. So kann sich ein alter Widder jederzeit sozusagen für Wochen und Monate “unsichtbar” machen.

Ich kenne die “Erlegungsgeschichten” von über 30 stärkeren Widdern, die im DJZ- Revier und den benachbarten Revieren zur Strecke gekommen sind. Danach liegen die erfolgreichen Bejagungsschwerpunkte Anfang August, zur Brunftzeit und im Monatswechsel Dezember/Januar. Im August und im Dezember/Januar stehen die Widder gern zusammen und bevorzugen in dieser Zeit bestimmte Äsungsplätze. Häufig kann man dann ansagen, wann sie austreten. Das hört sich relativ leicht an. Leider sind diese Widder meist mittelalt und jung. Die wirklich reifen meiden die Anwesenheit der “Halbstarken” und wechseln ständig ihren Standort. Als Jagdart empfehle ich im Normalfall den Ansitz. Pirschen oder gar einen bestimmten Widder pirschend suchen, wird kaum gelingen, einmal abgesehen davon, dass wir in unseren kleinen bis mittelgroßen Revieren bei dieser Art zu jagen enorm stören. Hat man das Muffelwild ein paar Mal vertreten, werden die Fluchtdistanzen immer größer. Muffelwild äugt nach meiner Beobachtung von allen einheimischen Schalenwildarten am besten. Wittern und Vernehmen sind dagegen vergleichsweise schlecht ausgebildet, wobei das Wittern schlechter ist als das Vernehmen.

Hat man ein Rudel oder einen Trupp Widder auf größere Entfernung ausgemacht, mag es natürlich gelingen, die Stücke im kupierten oder hügeligen Gelände anzupirschen. Im gebirgigen Gelände pirscht man grundsätzlich von unten nach oben, um Bewegungen am Horizont zu vermeiden, die mit 100-prozentiger Sicherheit von einem der Stücke eräugt werden. Bei der ersten Bewegung flüchtet das Rudel kilometerweit. Widder haben allerdings die Angewohnheit, nach einer kurzen, spontanen Flucht, ähnlich wie Gams, ein “Haberl” zu machen, was schon manchem Widder zum Verhängnis geworden ist. Leider nicht immer.

Wie klingt ein Mufflon?

Die Lautäußerungen des Muffelwildes sind denen des Hausschafes sehr ähnlich. Die Lämmer meckern, die weiblichen Tiere (Schafe) bähen und die männlichen Tiere (Widder) blöken. Um Artgenossen vor einer drohenden Gefahr zu warnen, stoßen vor allem die älteren Leitschafe einen zischenden Pfeifton aus.

* Bericht “schwierige Bejagung” von Hans-Joachim Duderstaedt aus DEUTSCHER JAGD-ZEITUNG

Hirsch

Rothirsche,  die Könige der Wälder, so wie sie auch genannt werden, sind die mächtigsten und größten geweihtragende Tiere unserer Wälder. Beim Rotwild treten weltweit ca. 12 Unterarten auf. Durch die geänderten Lebensbedingungen (Straßen- und Siedlungsbau, Tourismus,…) und das veränderte Freizeitverhalten der Menschen sind die Lebensräume für den Rothirsch in Südtirol stark eingeschränkt worden.

BEGRIFFE:   

Hirsch,  Männliche Tiere 
Tier,  Weibliche Tiere 
Kalb (/) Jungtier bis zum 31.03. des 1. Lebensjahres 
 (1. Kopf) Männliches  im 2. Lebensjahr
Schmaltier/Schmalstück Weibliches  im 2. Lebensjahr
Über zweijähriges weibliches  bei ,

 

AUSSEHEN: Hirsche sind keine großen Rehe, sondern das größte jagbare Wild in unseren Wäldern. Der ausgewachsene Rothirsch ist mit einer Schulterhöhe von bis zu 150 Zentimetern und einem Gewicht von maximal 250 Kilogramm das größte heimische Wildtier. Der Begriff Rothirsch leitet sich vom rotbraunen Sommerfell ab. Im Winter ist es graubraun.

VORKOMMEN UND LEBENSRAUM: Der Rothirsch, auch Edelhirsch, ist das größte Wildtier in den Revieren in Südtirol. Nur der männliche Rothirsch trägt ein Geweih. Dieses kann bis zu 6 kg schwer sein. Die weiblichen Tiere leben mit ihren Jungtieren in Rudeln, welche von erfahrenen Alttieren angeführt werden. Ebenso bilden die männlichen Tiere eigene Rudel, wobei nur die ältesten Hirsche davon abgesondert als ausgesprochene Einzelgänger umherziehen. Nach einer Tragzeit von etwa 8 Monaten wird im Spätfrühling (Mai/Juni) ein Kalb gesetzt, das bis zur Geburt des nächsten Jungtieres bei der Mutter bleibt. Im Alter von ein bis zwei Jahren erreicht der Rothirsch die Geschlechtsreife. Ausgewachsen ist er hingegen erst im Alter von 4 Jahren. Rothirsche werden im Durchschnitt zwischen 18 bis 20 Jahre alt.
Das Rotwild ist dämmerungs- und nachtaktiv und in ungestörten Bereichen bis hinauf zur Waldgrenze weit verbreitet ist.

VERHALTEN: Angeführt von dem ältesten Tier lebt das Rotwild in zumeist nach Geschlechtern getrennten Sozial- verbänden, genannt Rudel oder Gruppe. Die weiblichen Rudel werden von einem führenden (mit Kalb) Alttier geführt; in solchen Rudeln trifft man auch noch Junghirsche an. Die Hirsche sind in kleineren Rudeln unterwegs, wobei alte Hirsche (insbesondere sogenannte Platzhirsche) oft nur einen jüngeren Hirsch, den sog. Adjudanten bei sich haben. Das Rotwild ist in vielen Gebieten – bedingt durch Störungen – überwiegend nachtaktiv geworden und zieht dann in der Dämmerung zu den Äsungsplätzen.

NAHRUNG: Der Rothirsch ist ein Wiederkäuer mit einem bis zu 25 Liter fassenden Pansen. Dieser ist an seinen Wänden komplett mit langen Zotten ausgekleidet. Der natürliche Fressrhythmus ist für den Wiederkäuer Rothirsch wichtig, um seine Magenflora am Leben zu erhalten und eine kontinuierliche Energieversorgung zu gewährleisten. Der tägliche Zeitaufwand für das Fressen beträgt insgesamt sieben bis zehn Stunden in 5 – 6 Fressperioden. Der tägliche Nahrungsbedarf schwankt dabei aktivitätsabhängig zwischen 8 und 20 Kilogramm Frischmasse bei 100 Kilogramm Lebendgewicht. Die Nahrung wird beim Wiederkäuen gründlich mit den Zähnen zerrieben und dadurch wirkungsvoll aufgeschlossen. Der erforderliche Wasserbedarf von sieben bis neun Litern wird mit dem Tau und an Gewässern aufgenommen.
Im Unterschied zum Reh, das jeweils nur die eiweißreichsten Triebe und Blätter bevorzugt, ist der Rothirsch weniger wählerisch. Innerhalb seines Verbreitungsgebiets werden über 300 verschiedene Pflanzenarten gefressen. Dies ist ein großer Vorteil, denn es erleichtert die Anpassung an verschiedene Lebensräume und ermöglicht auch in der nahrungsarmen Zeit ein Überleben.
Der Rothirsch sucht sich sowohl eiweißreiche als auch eiweißärmere Kost. Dazu gehören neben den bevorzugt gefressenen Gräsern und Kräutern auch Triebe, Blätter, Flechten, Pilze, Baumfrüchte wie Eicheln, Kastanien und Bucheckern, Wildobst, Baumrinde und Zwergsträucher. Über die Wintermonate überwiegt die grasreiche, eiweißarme Kost. In Zeiten der Trächtigkeit und des Geweihaufbaus wird ein höherer Anteil eiweißreicher Nahrung benötigt. Die Nahrung der Kälber besteht im ersten Lebensmonat ausschließlich aus Muttermilch. Erst mit Beginn des zweiten Lebensmonats nehmen auch sie regelmäßig grüne Pflanzen auf. Vor allem im Herbst und Frühjahr schält der Rothirsch bevorzugt die Rinde von Laubbäumen wie Eberesche, Weide und Aspe zum Fressen ab. Baumrinde enthält Nährstoffe, Vitamine und bis zu 60 Prozent Wasser. Junge Baumrinde weist einen Futterwert, der ähnlich ist wie von Wiesengras mittlerer Güte, auf. Die saftführende Sommerrinde wird von den Tieren in langen Streifen abgezogen. Dabei dienen die Schneidezähne im Unterkiefer als Schneidwerkzeug. Im Winter sitzt die Rinde durch den fehlenden Saftstrom wesentlich fester am Baum und kann nur geringfügig mit den Zähnen abgeschabt werden. Bereits durch Schälen geschwächte Bäume werden wiederholt aufgesucht, weil der Bitterstoffgehalt in der Rinde abnimmt. Baumrinde sowie die Knospen, Triebe und Blätter von Bäumen und Sträuchern gehören ganzjährig zur artspezifischen Nahrung dazu. Mit seiner Art der Ernährung übt der Rothirsch Einfluß auf die Waldvegetation aus. Diese Einflüsse gehören natürlicherweise zum Ökosystem Wald. Bäume in dichten Waldbereichen, die durch Rindenfraß geschwächt sind, sterben frühzeitig ab. Dadurch werden lichtliebende Arten gefördert und klein räumig besonders artenreiche Mosaike in der Artengemeinschaft des Waldes geschaffen oder erhalten.

Erscheinungsbild: Der Hirsch hat im Sommer ein rötlich-braun gefärbtes Fell, das sich im Winter dunkelbraun bis grau verfärbt. Nur die männlichen Tiere bilden ein Geweih aus, daher werden die Weibchen auch als Kahlwild bezeichnet. Der erwachsene Hirsch hat eine Schulterhöhe von 1,3 m und eine Länge von ca. 2 m. Das durchschnittliche Gewicht beträgt ungefähr 160 kg beim Hirsch und 90 kg beim Alttier (erwachsenes Weibchen). Die Körperentwicklung ist beim Hirsch im 7. Lebensjahr, beim Alttier im 5. Lebensjahr abgeschlossen.

Geweihbildung: Für den Aufbau der bei jungen und alten Hirschen sehr unterschiedlichen Geweih-Knochenmasse benötigen junge Hirsche 60 bis 90 Tage, alte dagegen 90 bis 130 Tage. Alte Hirsche bilden meist stärkere Geweihe, die bei voller Ausbildung mindestens 5 Enden in jeder Geweihstange aufweisen. Die Stangen sind sehr stabil gebaut, können aber zumindest an den Enden auch abbrechen, vor allem bei Kämpfen, die mitunter sehr heftig ausgetragen werden. Sie sind innen porös und bleiben auch nach der Fertigstellung schwach durchblutet. Während des Wachstums sind sie von einer weichen Basthaut überzogen, in der Blutbahnen mit entsprechendem Baustofftransport (Kalzium, Magnesium) und Nerven verlaufen. Nach Beendigung des Geweihwachstums wird der vertrocknete Bast abgefegt.
Die Größe des Geweihs ist vom Alter und vom Gesundheitszustand des Tieres abhängig. Es gibt aber auch regionale Unterschiede. Hirsche, die in Gebieten mit armen Sandböden leben, haben beispielsweise geringere Geweihe als ihre Artgenossen auf nährstoffreichen Basaltböden.
Im 12. bis 14. Lebensmonat (Juni – August des auf die Geburt folgenden Jahres) beginnen die jungen Hirsche, ihr Erstlingsgeweih zu bilden. Das sind normalerweise einfache Spieße, die gegen Ende ihres zweiten Lebensjahres im Mai – Juni wieder abgeworfen werden. Im zweiten Geweih werden in jeder Geweihstange bereits drei bis vier, selten auch mehr Enden ausgebildet. Ältere Hirsche können Geweihe mit bis zu 20 oder noch mehr Enden haben, die sich durch Verzweigungen vor allem am Stangenende ergeben. Mit fünf bis sechs Jahren sind die Hirsche körperlich ausgewachsen. Dann haben sie mehr Energie „übrig“ für die alljährliche Geweihbildung, die bei Hirschen im Alter von  bis 14 Jahren meist am stärksten (schwersten) sind. In der Brunftzeit(September/Oktober) werden durch das markante Röhren der Hirsche die jeweiligen Territorien abgegrenzt. Gegen Ende des ersten Lebensjahres entwickeln sich beim männlichen Kalb knochige Stirnzapfen, die sogenannten Rosenstöcke. Zu Beginn des zweiten Lebensjahres bilden sich ein einfaches Erstlingsgeweih, das nur aus Spießen und ohne Rosen besteht. Es wird im darauf folgenden Frühjahr abgeworfen. Nach dem Abwurf baut sich ein neues Geweih auf (siehe Bild links), nun aber mit Rosen und mit einer ersten Gabelung, der sog. Augsprosse. Die Endenzahl nimmt dann gewöhnlich von Jahr zu Jahr zu. Es bildet sich die Mittelsprosse, manchmal auch eine Eissprosse zwischen Aug- und Mittelsprosse, das Stangenende teilt sich in zwei (Gabeln) und anschließend in mehrere Enden (Krone).

© Südtiroler Jagdportal – PW

Während des Wachstums ist das Geweih mit einer behaarten Haut dem sog. Bast überzogen, der gegenüber Verletzungen sehr empfindlich ist. Nach Ausreifung des Geweihs im Juli/August wird der Bast an Sträuchern und Bäumchen abgestreift (fegen). Das jetzt hervortretende Geweih ist farblos, doch unter dem Einfluß der Pflanzensäfte verfärbt es sich rasch bis dunkelbraun, wobei die Endspitzen durch weiteres Schlagen hell poliert werden. Über die Altersbestimmung gibt das Geweih keine zuverlässige Aussage, es fließt nur in eine Gesamtbeurteilung mit ein. Geschlechtsreife: Aktive Fortpflanzung bei intakter Sozialstruktur: Männlich erst ab 6 Jahren als Platzhirsch. Weiblich, frühestens ab 1 Jahr (stark abhängig von der Populationsdichte und von der Kondition).

Hirschbrunft

 HIRSCHBRUNFT: Jedes Jahr ab Ende August, wenn die Geweihe der männlichen Rothirsche fertig ausgebildet sind und der Hormonspiegel steigt, wird jeder andere Hirsch zum Konkurrenten. Die lockeren Rudelverbände der männlichen Hirsche lösen sich auf, denn sie wollen nun zu den weiblichen Tieren. Sind die Platzhirsche wieder bei ihrem Rudel, röhren sie lautstark, um ihren Anspruch auf die Hirschkühe zu zeigen und Konkurrenten abzuschrecken. “Wenn das nicht reicht, kommt es auch schon mal zu spektakulären Kämpfen, wo die Geweihe der Hirsche lautstark aufeinander krachen. Fortpflanzungserfolge haben fast nur die starken acht- bis zehnjährigen Tiere. Ein männlicher Rothirsch muss etwa sechs Jahre alt sein, bevor er ein Rudel verteidigen kann, wo ältere Tiere fehlen, kann jedoch auch schon mal ein junger Hirsch die weiblichen Tiere begatten.” In dieser Zeit wird die Nahrungsaufnahme für die männlichen Hirsche zur Nebensache, die Paarung mit den weiblichen Tieren und die Verteidigung des Rudels nimmt die ganze Kraft und Zeit in Anspruch. Etablierte und bodenständige, reifere Hirsche beziehen bereits vor Brunftbeginn bestimmte Einstände – meist Trockeninseln -, die hinsichtlich ihrer quantitativen und qualitativen Äsungsverhältnisse besonders attraktiv sind und deshalb auch vom Kahlwild in teils extremer Dichte frequentiert werden. Unabhängig von der Anwesenheit von Kahlwild zeigen die “Platzhirsche” dort gegenüber fremden Hirschen Territorial- bzw. Revierverhalten. Die verteidigten Areale haben eine Größe von mitunter weniger als zwei Hektar und sind oft durch einen Kanal, Graben oder durch eine offene Wasserfläche auch optisch vom “Nachbarrevier” getrennt. Die klassische These des nicht-territorialen Rotwildes und dass der Rothirsch zur Brunft dem Kahlwild in dessen bevorzugte Äsungsbereiche folgt, dort herdet und Nebenbuhler vom Rudel fernhält, hat offensichtlich nicht überall Gültigkeit. Territorialität im Brunftverhalten des Rotwildes ist durchaus möglich.

STIMME: RÖHREN DER HIRSCHE

 

FEINDE VOM ROTWILD: Die natürlichen Feinde des Rotwildes sind Schakal, Luchse und Wölfe. Diese beschränken sich aber hauptsächlich auf den jungen Nachwuchs, ausgewachsene Tiere können sehr wehrhaft sein und deshalb weichen die Raubtiere lieber auf einfachere Beute aus..

JAGD: Eine Menge von Neuerungen sind in Südtirol mit dem neuen Landesjagdgesetz 2021 in Kraft getreten.  Kahlwildabschuss vom 01. Mai bis 15. Dezember. Die Jagd auf den Jahrlingshirsch beginnt am 15. Juni und endet am 15. Dezember. Der Hirsch (männliche) darf vom 01. August bis 15. Dezember erlegt werden. Das Rotwild unterliegt einer genauen Abschussplanung des jeweiligen Reviers. Bei Abschuss eines Hirsches, müssen bis zu 1:4 Kahlwild erlegt werden.  Bei den Hirschen wird  zwischen Jahrlingshirschen und mehrjährige Hirschen unterschieden. Der Anteil der Jahrlingshirschabschüssen muss zumindest 30% des Hirschabschusses betragen.

 

Victoria Rainer mit ihren 1. Hirschabschuss im Revier Schnals

 

Gams

 

Die zoologische Bezeichnung des Gamswildes ist Rupicapra rupicapra. Es gehört zur Familie der Rinderartigen (Bovidae). Die Boviden kennzeichnen sich insbesondere dadurch aus das sie hochspezialisierte Wiederkäuer sind und eine große Anpassungsfähigkeit an ihre Lebensräume haben. Weiters sind sie Hornträger, wobei das Horn wohl verschiedene Formen hat jedoch sich nicht verzweigt und auch nicht abgeworfen wird. Das Horn sitzt fest auf einen Knochenzapfen.

Gamsbock

Gamsbock

Das Gamswild teilen wir ein in:
JAHRLINGE beiderlei Geschlechts, ((einjährige Gams)
GAISEN ( jung, reif, alt)
BÖCKE der Klasse 2 (das sind zwei- bis fünfjährige Böcke),
BÖCKE der Klasse 1,(das sind sechsjährige und ältere Böcke),
KITZE werden aber auf den Abschuss nicht angerechnet.

Lebensraum: Bei uns in Südtirol ist der typische Lebensraum der Gams das Hochgebirge, die Almen bis herunter in die Waldgrenze. Zur Winterszeit auch in den Bergwäldern. Es gibt auch so genannte Waldgams die Ihren Lebensraum das ganze Jahr über im Wald haben (es gibt Gebirge die niedere Höhenlagen aufweisen und dadurch bewaldet sind). Diese Waldgams kommen zumeist nur in geringen Beständen vor. Im Hochbebirge lebt das weibliche Wild mit den Kitzen in Rudeln zusammen. Auch die jüngeren Böcke bilden Rudel, nur die alten und reifen Böcke leben als Einzelgänger. Im Sommer bevorzugt das Gamswild die schattseitigen Lagen und im Winter ist es gerne auf der Sonnseite anzutreffen. Bei hoher Schneelage zieht das Gamswild auch in tiefere Lagen zur Äsungsaufnahme. Es trifft immer mehr zu, daß das Gamswild in seinem natürlichen Lebensraum durch verschiedene Sporttreibende z. B. Mountainbiker, Drachenflieger, Paragleiter, Schwammerlsucher, Tourenschifahrer, usw. gestört wird und deshalb ständig in tiefer gelegene Wälder flüchten muß und diese dann auch als Einstandsgebiete annimmt. Das Gamswild ist ein tagaktives Wild und nützt die frühen Morgen- und Vormittagsstunden sowie die Abendstunden zur Äsungsaufnahme. Die Gams ist ein hervorragender Kletterer im Fels und durch eine überdurchschnittlich große Lunge zu gewaltigen Leistungen fähig. Er vernimmt (hört) sehr gut, er windet (riechen) sehr gut, er äugt (sieht) ganz gut, wobei das erkennen von Bewegungen ausgezeichnet wahrgenommen wird.

Gamsgais im Winter

Geschlechts- und Altersunterschiede: Wir machen einen Unterschied zwischen Altersbestimmung und Altersschätzung: Altersbestimmung heißt, das Alter aufs Jahr genau zu ermitteln. Altersschätzung beschränkt sich auf die Aufgabe des ungefähren Alters. Die Gesichtsschädel des Jungwildes ist kurz und streckt sicher erst mit den Jahren. Deshalb ist der Kopf von Gamsjahrlingen kürzer als beim erwachsenen Wild. Jungwild ist leicht gebaut und schlank. Im Rudel haben Jungtiere nie eine führende Position. Beim richtigen Ansprechen einer Gams müssen Aussehen, Verhalten, Körperbau und Gamskrucke mit einbezogen werden. Das sicherste Merkmal (Bock oder Gais) ist, wenn sie die Gams beim “nässen beobachten können. Die Geschlechter kann man an der Krümmung der Schläuche erkennen, jedoch kann dies nicht immer einwandfrei behauptet werden, so gibt es bockgehakelte Geißen und geißgehakelte Böcke. Das Alter am erlegten Gamswild kann man an den Jahresringen abzählen. Diese entstehen durch den jährlichen tütenartigen Hornzuwachs. Die scharfe Abgrenzung der Gesichtsmaske und der schlanke Körperbau sind ein Zeichen für eine jüngere Gams. Die Zügel werden, je älter die Gams ist, umso verwaschener gegenüber dem hellen Haupt. Der Körper wirkt kantig und die Läufe wirken kürzer. Der Widerrist tritt stärker hervor, der Spiegel wird kleiner, der Träger wirkt kürzer und stärker.

Gamsjahrling (einjährige Gams) Auch Knochen können Hinweise auf das Alter geben. Das Gamskitz, bildet auf den Stirnzapfen bis zum Herbst keine hörnerne Haken. Die horntragenden Tiere besitzen ihre auf Knochenzapfen sitzende, aus Hornsubstanz bestehende Trophäe ihr Leben lang. Wie bei allen horntragenden Wildarten trägt auch die Gamsgeiß eine Krücke. Sie ist allerdings etwas dünner und oben nicht so stark nach hinten unten gekrümmt (gehakelt) als die des Bockes. Der Schlauchquerschnitt ist beim Bock eher kreisrund und bei der Geiß ist dieser eher oval. Die Schläuche wachsen jährlich tütenartig ineinander und sitzen auf verknöcherten Stirnzapfen.
Beim Ansprechen eines Gamsbockes muß man auch sein Verhalten gegenüber seinen Artgenossen während des Jahres und im besonderen beim Brunftgeschehen beobachten. Auch das Haarbüschel an der Austrittsöffnung der Brunftrute(Pinsel) wird als Hilfsmittel zur Altersbestimmung am lebenden Gamsbock herangezogen. Die alten Bocke besitzen meist einen längeren Pinsel als die Jungen. Mit Beginn der Vegetationsperiode im drauffolgenden Jahr wächst die Krucke weiter. Die junge Gams (JAHRLING genannt) macht den Jahringsschub, der etwa Mitte des Jahres (Juli/August) abgeschlossen wird. Die Krucke wächst erst wieder im nächsten Jahr weiter, und so fort. Beachte, die Krucke wächst nicht von Jahresmitte (etwa August) bis Frühjahr (etwa Mai) des darauffolgenden Jahres. In diesem Zeitraum sieht die Krucke also immer gleich aus, obwohl der Gams dabei fast ein Jahr älter wird. Die einzelnen Jahresschübe sind dadurch einen mehr oder weniger deutlichen Jahresring voneinander getrennt. Kaum erkennbar ist der Ring zwischen Kitz- und Jahrlingsschub. Er sitzt etwa in der Krümmung der Krucke. Der zweite, dritte und vierte Schub sind mehrere Zentimeter oder weniger. Der Kruckenschlauch schließt sich mit Abschluß des fünften Schubes eng um den Stirnzapfen. Nun werden nur noch die sogenannten Millimeterringe (genauer: Millimeterschübe) gebildet. Jeder steht für ein Lebensjahr.

Altersbestimmung: Wir zählen die vollendeten Lebensjahre. also zählen wir die Schübe.

Das richtige Ansprechen und das Alter einer Gams

Was zählt man? – Wir zählen die vollendeten Lebensjahre. also zählen wir die Schübe. Den letzten (untersten) dürfen wir aber nicht mitzählen, denn dessen Lebensjahr ist noch nicht vollendet. Haben wir beispielweise im Januar ein Kitz gefunden, so sehen wir nur einen Schub, den “letzten”: Das Kitz ist 0 vollendete Jahre alt- richtig! Erst der Jahrling ist ein vollendetes Jahr alt. Er hat zwei Schübe, und dazwischen einen Jahresring. Die Abnutzung der Backzähne ist beim Gamswild ein unsicheres Altersbestimmungsmerkmal. Es ist wohl Unerfahren oder nur “Wichtigtuerei” eines Jägers oder sogar eines Pirschführers, wenn er mit seinem Spektiv oder sogar mit seinem Fernglas auf eine Schussentfernung das Jahr einer Gamsgais oder eines Gamsbockes aufs Jahr bestimmen will. Die Regel lautet: JUNG, REIF oder ALT. “Ausnahme von der Regel: Finger gerade!” Wohl anders ist beim ansprechen eines Jahrling. Vor allen an der Höhe der Krucke und dem jugendlichen Aussehen kann man einen Jahrling ( 1 jährige Gams) richtig ansprechen.

Aussehen: Gemsen können bis zu 25 Jahre alt werden, erreichen durchschnittlich ein Alter von 15 Jahren. Eine Altersbestimmung durch das Gebiss ist nicht wirklich möglich, da die Zähne keine Abnützungserscheinungen zeigen. Ab dem zweiten Lebensjahr wird die Gams geschlechtsreif. Die Gais säugt ihr Junges bis in den Winter, kümmert sich aber insgesamt 1 ½ Jahre um das Kitz. Das Gamswild verfärbt seine Decke zweimal pro Jahr; im Frühjahr (Mai) und im Herbst (September). Die Sommerdecke besitzt kürzere, fahlgelb gefärbte Grannenhaare, der Aalstrich – vom Haupt über den Rücken bis zum Wedel – (siehe Foto Gams im Sommer), die Läufe, die Bauchseite und die Zügel am Haupt sind dunkel bis schwarz gefärbt. Die Zügel sind zwei vom Kruckenansatz über die Lichter bis zu den Äserwinkeln reichende schwarze Streifen. Pinselhaare weisen mit Sicherheit auf einen Bock hin. Die Länge der Haare gibt entgegen häufiger Meinung keinen sicheren Hinweis auf das Alter, aber ist ein guter “Ansprechsfaktor”. Verlassen Sie sich niemals nur auf die Krucke

Gamskitz im Winter

GAMS IM SOMMER GAMS IM WINTER: Im Winter sind die Grannenhaare schwarz gefärbt, nur die Maske am Haupt, die Bauchunterseite und der Spiegel sind weiß. Die langen Grannenhaare mit den weißen Spitzen (Reif am Aalstrich des Wintergamsbockes werden als Bart bezeichnet, sie werden nur im Frühjahr gewechselt. Will man aus diesen langen Haaren einen Bart binden lassen, so muß man sie im warmen Zustand vom frisch erlegten Gamsbock rupfen und in steifes Zeitungspapier verpacken, damit die bis ca. 20cm langen Haare nicht beschädigt werden. Die Hufe der Gämsen sind relativ lang und scharf. Die harten Schalenränder und die elastische Sohle erleichtern das Klettern: Im Sommer, wenn sich die Schalenränder am Fels abschleifen, findet die Gämse mit der weichen Sohle guten Halt. Im Winter hingegen verhilft die scharfe Kante zu sicherem Tritt auf vereisten Flächen. Durch seine spreizbaren, hartgummiartigen Schalen ist das Gamswild besonders gut für das Leben in der Felsregion ausgestattet. Die beiden Hufschalen sind gegeneinander sehr beweglich. Bei normalen Gang werden sie parallel zueinander aufgesetzt, bei Flucht, Schnee oder in steilem Gelände sind sie stark gespreizt. Die Afterklauen, zwei kleine zurückgebildete Zehen hinter den Hufen, werden vor allem beim Abwärtsgehen als Bremse eingesetzt; sie hinterlassen nur in weichem Boden einen Abdruck. Die Kotpillen sind fast kugelförmig und messen etwa 1.5 cm im Durchmesser.

Losung: besteht aus mehr oder minder losen dunkelbraunen bis schwarzen Zäpfchen. Die Gamslosung ist im Winter schwarz glänzend. Die Beeren sind ca. 8 mm stark und 1,2 cm lang. Im Sommer wird sie in zusammengedrückter Form abgesetzt. Zwischen Bock- und Geißenlosung gibt es keinen Unterschied.

Nahrung: Gämsen leben gemeinsam in Rudeln und sind hauptsächlich tagaktiv. Sie nutzen die frühen Morgen- und Vormittags- sowie die Abendstunden zur Nahrungsaufnahme. Als Nahrung nimmt das Gamswild Gräser, Kräuter, Flechten, Moose und im Winter Knospen und Triebe von Sträuchern, Laub und Nadelbäumen auf. Von einer Winterfütterung sollte man beim Gamswild absehen. Im Wald sind die Gämsen unerwünscht, da sie Forstpflanzen und Jungbäume verbeißen männliches Wild erlegt werden, und der Eingriff in die Jugend (Jahrlinge) darf ebenfalls nicht zu knapp ausfallen.

Besonders zu achten ist der Abschuss von Gamsgeisen, dass kein Muttertier erlegt wird. Kitze werden hauptsächlich während der Brunft vom Bock nicht geduldet und somit während der Liebeszeit beim Rudel zurückgelassen. Somit beobachtet man immer wieder Geisen ohne Kitze die in Wirklichkeit aber “Führend” sind. Wird eine Muttergais erlegt, schließen sich die Kitze auch anderen Gaisen oder dem Rudel an, so beobachtet man immer wieder Gamsgaise die zwei und mehrere Kitze führen. Nachdem aber die Kitze ohne Muttermilch auskommen müssen, überleben im Hochgebirge nur körperlich gesunde und starke Gamskitze den Winter. Als wichtigste Hegemaßnahme (siehe Bericht) beim Gamswild kann die Anlage von Salzlecken an von Feuchtigkeit geschützten und vom Gamswild beliebten Stellen genannt werden. Der Abschuß von schlecht verhaartem und kümmerndem Gamswild ist eine wichtige Hegemaßnahme. Ein Geschlechterverhältnis von 1:1 sollte angestrebt werden. Die Zuwachsrate beträgt beim Gamswild ca. 50 % der Geißen des Frühjahrstandes. Der Jäger soll stärker in die Jugendklasse (III) eingreifen. Die Mittelklasse sollte möglichst geschont werden, sie sollte ca. 60 % des Bestandes betragen.

Gamsgais und Gamskitz im Sommerkleid

Hege: Gamswild bringt verhältnismäßig wenig Nachwuchs, und viele Kitze kommen im Winter im Gebirge um. Die Bejagung muss daher vorsichtiger erfolgen als beim Rehwild. Um Alters und um das Geschlechtsverhältnis ausgewogen zu erhalten, muss insgesamt etwa mehr weibliches als männliches vorhanden sein. (siehe den Bericht über die Gamswildhege)

Reviermarkierung: Der Gamsbock markiert sein Revier besonders während der Brunft durch ein Sekret aus den hinter den Schläuchen sitzenden Brunftfeigen. Sollte ein Rivale in sein Revier gelangen werden Rangkämpfe ausgetragen und aus seinem Revier blitzartig durch das felsige Gelände Kilometerweit vertrieben. Brunftige Gamsböcke erkennt man auch durch das unruhige Verhalten, kaum Äsungsaufnahme und dauernd auf Suche nach einer Gamsgeis. Bewandert ständig sein markiertes Revier um auch Nebenbuhler von seinen Geisen fernzuhalten. Deutlich erkennbar sind das “Blädern” mit weit geöffneten Äser (Maul) und der wachelnde Bart bei älteren Böcken.
Lautäußerung Gamswild: (Reinhören): Bei Gefahr stößt das Gamswild durch den Windfang einen weithin hörbaren Pfiff aus. Die Geiß verständigt sich mit dem Kitz durch leises Meckern. Sehr ähnlich, nur wesentlich lauter, ist das Blädern des Bockes in der Brunftzeit.

Fortpflanzung: Die Gamsbrunft findet im November statt, die Brunft ist besonders lebhaft bei Schneelage und klarem, kaltem Wetter. Der Platzbock, der in der Brunftzeit zum Geißenrudel steht, beherrscht dieses. Nähert sich ein anderer Bock diesem Rudel, so vertreibt er ihn oft durch eine halsbrecherische Verfolgungsjagd über weite Strecken. Der Gamsbock treibt blädernd und öfters nässend die brunftige Geiß und beschlägt sie. Die Gamsgeiß geht ca. 26 Wochen beschlagen und setzt ihr Kitz (meist nur eines) Ende Mai bis Mitte Juni. Zum Setzen verläßt die Geiß das Rudel und kehrt erst nach einigen Tagen wieder mit dem Kitz zurück.

Krankheit: Gamsblindheit und die Gamsräude sind jene Krankheiten, die am häufigsten auftreten. Bestandes gefährdend können sich auch Krankheiten wie Gamsblindheit und Gamsräude auswirken, die epidemisch auftreten und zu einem “Massensterben” führen können.

Gamsblindheit

Gamsräude

Die Gamsblindheit (auch Gemsblindheit) ist eine hoch ansteckende Augenerkrankung der Schafe, Ziegen, Gämsen und Steinböcke (insbesondere Rupicapra r. rupicapra und Capra i. ibex). Sie wird durch den Erreger Mykoplasma conjunctivae (Mykoplasmen) hervorgerufen. Die Erkrankung ist auch als Infektiöse Keratokonjunktivitis IKK bzw IKC (infectious keratoconjunctivitis ) bekannt. Infektiöse Keratokonjunktividen können jedoch in der Veterinärmedizin auch Krankheiten bezeichnen, die nicht durch Mykoplasma c. hervorgerufen werden, die der Gemsblindheit jedoch ähneln. Mykoplasma conjunctivae ist bei Schafen verbreitet und diese Tiere stellen ein Erregerreservoir dar von dem aus Wildtiere infiziert werden können wenn diese sich in der Nähe von Schafherden aufhalten. Typisch für die Gemsblindheit ist das Auftreten von Eqidemien. Diese Erblindung hält einige Zeit an. In dieser Phase ist der Gams stark gefährdet umzukommen. Häufig überlebt die Gams auch die völlige Erblindung und das Sehvermögen stellt sich allmählich wieder ein.
Bei starken Befall wird Hornhaut und Netzhaut verletzt und führt somit zur totalen Erblindung. Als Erreger werden immer wieder Bakterien, Rickettsien und Viren genannt, den genauen Erreger kennt man jedoch noch nicht. In manchen Gebieten kommt auch der kleine Lungenwurm recht häufig vor. Er ist besonders für Jungtiere gefährlich während ihn ältere Stücke meist ohne äußerlich sichtbare Kennzeichen ertragen. Der Befall zeigt sich in schwacher Konstitution des betroffenen Stückes. Auch hüstelt es. Der Vollständigkeit wegen seien noch ein paar Krankheiten namentlich erwähnt: Papillomatose (Lippengrind) – Maul- u. Klauenseuche gehören wie die Gamsblindheit zur Gruppe der Infektionskrankheiten. Einige Invasionskrankheiten (Parasitosen) wie: Befall mit Haarlingen – Leberegelkrankheit – Bandwurmbefall und andere mehr.

Die Gamsräude und der Lungenwurm (kleiner und großer) gehören zur hier aufgeführten Gruppe. Bei der Gamsräude (siehe Bericht) handelt es sich um eine Grabmilbenart (Sarcoptes rupicapraer) die in einer Hautschicht des Gams Gänge frisst und auch ihre Exkremente dort hinterlässt. Dies führt beim Gams zu einen starken Juckreiz, Hautentzündung, Haarausfall – die Funktionen der Haut werden zerstört- schließlich erleidet das Gamswild einen qualvollen Tod. Die Krankheit ist von einen Tier auf ein Anderes übertragbar. Ganze Gamsbestände wurden auf diese Weise dahingerafft. Als Gegenmaßnahme hilft nur das frühzeitige erkennen der betroffenen Tiere und entnehmen derselben aus dem Bestand.

Stimme Gams

 

Jagd: In Südtirol wird die Jagd auf Gamswild vom 1. August bis zum 15. Dezember ausgeübt, wobei der eigentliche Reiz der Bejagung in den späten Herbsttagen liegt. Die Jagd wird, besonders während der Brunft in den Monaten Oktober bis Dezember, mit der Pirsch kombiniert. Gejagt wird Gamswild überwiegend im Gebirge auf Ansitzjagd. Bei der Jagd wird wenn notwendig zuerst das Kitz, dann die Gais erlegt. Die Jagdausübung auf Gamswild darf nur in Begleitung eines Pirschführers erfolgen. Bei der Bejagung von Gamswild ist Berg Erfahrung, eine gute Ausrüstung, eine genau schießende Waffe und eine rasante Patrone wie z.B. die 6,5 x 68 erforderlich.

Video: PW Jagdportal aufgenommen von einem Wanderer

Text:  Gams übernommen mit Zustimmung von www.jagdweb.at

Text:  Gamsblindheit mit Zustimmung von: Wildvet Projects Dr. Marco Giacometti, www.wildvet-projects.ch

SIEHE AUCH GAMSWILD HEUTE, ERFAHRUNG MIT BEJAGUNGSREGELN

 

Murmeltier

Paarungszeit: Mai
Trächtigkeitsdauer: 5 Wochen

Wurfzeit: Juni – Juli
Junge: 2 – 6

Vorkommen 1.500 bis 2.700 Meter

Der Name „Murmeltier“ ist vermutlich aus dem lateinischen Wort „Mus montis“ = Alpenmaus entstanden. Das Murmeltier ist ein Säugetier , das zu der Familie der Hörnchen gehört. Es ist zweifelsohne das bekannteste Tier der alpinen Fauna. Sicher hat jeder Bergwanderer schon einmal das niedliche Nagetier von einem Weg aus beobachteten können oder seinen charakteristischen Warnschrei gehört. Das Murmeltier ist tagaktiv, kommt häufiger vor und ist in gewissen Gebieten überhaupt nicht scheu.

Aussehen

AUSSEHEN: Das Murmeltier besitzt einen sehr breitgedrungenen Körperbau. Die Hinter- und Vorderextremitäten sind ungefähr gleich lang. Murmel haben einen kräftigen Knochen- und Muskelbau. Der kurze und breite Kopf sitzt auf einem sehr kurzen, beweglichen Hals. Auf dem schwarzgrauen Köpfchen sitzen kleine, sehr stark behaarte Ohren. Der Rücken ist gelbbraun bis graubraun, die Bauchseite des Fells ist gelblichbraun. Die Spitze ihres 15 – 20 cm langen Schwanzes ist jedoch immer schwarz. Einmal im Jahr – nach dem Winterschlaf – verlieren die Murmeltiere ihr altes Fell und ersetzen es durch ein neues. Junge Murmeltiere haben ein flauschiges, dunkles Fell, bei älteren Tieren wird das Fell hingegen immer struppiger. Zum Graben seiner Baue hat das Murmel starke Krallen, und zwar je fünf an den Hinterpfoten und jeweils vier an den Vorderpfoten. Gesichts-, Geruchs- und Gehörsinn sind beim Murmel besonders ausgeprägt.

VERHALTEN: Murmeltiere sind tagaktiv. Sie müssen daher beim Äsen sehr vorsichtig vor Feinden sein. Wenn es in seiner typischen aufrechten Position steht, ruht es auf den Hinterpfoten, der Schwanz ist auf dem Boden ausgestreckt, während die Vorderpfoten vor der Brust hinunterhängen. Diese Stellung nimmt das Nagetier ein, um zu fressen und sein Territorium zu überwachen, aber auch im Alarmzustand. Wenn eines der Tiere eine Gefahr bemerkt, stößt es sofort einen schrillen Schrei aus, der wie ein lauter Pfiff wirkt. Ist dieser Schrei lang gezogen, bedeutet dies, daß eine Gefahr aus der Luft im Anzug ist. Ist hingegen eine Abfolge derartiger Schreie zu vernehmen, deutet dies auf eine Gefahr am Boden hin. Seit jeher gilt das Fett des Murmeltieres, das so genannte “Mankei-Schmalz”, als heilkräftig. Früher wurde es häufig gegen Brust- und Lungenleiden, Magenbeschwerden, Seitenstechen sowie gegen Nerven- und Gelenksschmerzen verwendet. Heute wird das Murmeltierfett nur noch zur Herstellung Durchblutungsfördernder Salben verwendet.

LEBENSRAUM: Die Murmeltiere bewohnen Geröll – und Graslandschaften im alpinen Raum, im Allgemeinen oberhalb der Waldgrenze und auf der Sonnenseite. Sie leben in mehr oder weniger großen Gruppen auf einer Höhe zwischen 1500 und 2500 m. Jede dieser Kolonien besteht aus mehreren Familien, die in einer Gemeinschaft leben und mehrere Baue besitzen. Abgesehen von ihren Streifzügen im Frühjahr halten sich die Nagetiere fast immer in unmittelbarer Nähe ihrer Bauten auf. Letzterer schützt die Tiere vor Feinden und vor der Witterung und während des sechsmonatigen Winterschlafs vor der Kälte. Der bau besteht aus einem 5 bis 10 m langen Haupteingang von 15 bis 20 cm Durchmesser mit verschiedenen Kammern, deren Böden mit Heu bedeckt sind, um mehreren Nebengängen. Er kann bis zu drei Metern in die tiefe reichen. Am Eingang des Baus bildet die ausgehobene und festgestampfte Erde eine vegetationslose Terrasse.

Nahrung: Das Murmeltier ernährt sich in erster Linie von Pflanzen, aber es frisst auch Insekten – Käfer und Heuschrecken-, Larven, Regenwürmer und Vogeleier. Besonders gern mag es Schwingel, Klee, Ampfer, Nesseln, Krokus und Glockenblumen. Im Frühjahr, nach dem Winterschlaf, ernähren sich die Murmel hauptsächlich von Wurzeln und Knollen. Pro Tag benötigt das erwachsene Murmeltier ca. 1,2 kg Grünmasse. Diese Nahrung wird mit den immer nachwachsenden Nagezähnen abgebissen und mit den Backenzähnen zermahlen und zerkleinert.

Feinde: Als Feinde des Murmeltiers kennen wir den Steinadler, Fuchs, Kolkraben, Uhu und streunende Hunde. Bei Auftauchen eines Feindes warnen die stets wachsamen Tiere einander durch einen schrillen Pfiff und flüchten im Nu in ihre Baue. Der Fuchs jagt das Murmeltier mit Vorliebe im Frühjahr.

FORTPFLANZUNG: Etwa zwei Wochen nach dem Verlassen des Baus – Anfang Mai – nach dem Winterschlaf findet die Paarung statt. Geschlechtsreif werden die Murmel mit zwei Jahren. Die Weibchen (Katz) erreichen ihre Fortpflanzungsfähigkeit im Alter von drei Jahren und werden jedes zweite Jahr befruchtet. Die Männchen (Bär) sind normalerweise monogam. die Paarung findet im Bau statt. Nach etwa 1 Monat Tragzeit werden in der Regel bis zu 6 Junge geboren. Die Jungen (Affen) sind c. 30 Gramm schwer und kommen taub, blind und nackt zur Welt. Nach zwei Wochen haben sie eine Größe einer Ratte erreicht. Die ersten Ausflüge aus dem Bau machen sie im Alter von 35 bis 40 Tagen. Dabei bleiben die Jungen, die sofort mit Fressen von Pflanzen beginnen, in der Nähe des Baus. Im August haben sie ungefähr die Hälfte der Grösse eines erwachsenen Tiers erreicht; vor ihrem ersten Winterschlaf sind sie 1 bis 1,5 kg schwer, vor dem zweiten 2 bis 3 kg.

Murmeltierfamilie: v.l.n.r. Bär, Affe, Katze

Mit drei Jahren ist ihr Körper ausgewachsen. Die Sterblichkeit der Jungen ist sehr hoch: 30% sterben vor dem ersten Winterschlaf

Winterbau: In diesem verbringen die Murmel ihren Winterschlaf. Er ist 5-7 m lang und führt tief in die Erde zu einem großen Kessel. Das letzte Stück von diesem Gang führt wieder bergauf, damit sich im Kessel kein Sickerwasser ansammeln kann. Der lange Gang hat unterirdische Abzweigungen, in denen der Kot abgesetzt wird.
Vor dem Winterschlaf wird der Schlafkessel mit ca. 15 kg Heu ausgepolstert, die Röhre wird dann mehrere Meter mittels Erde und Steinen verschlossen. Bevor die Murmel, die im Sommer und Herbst viel Feist angesetzt haben, sich in den Winterschlaf legen, entleeren sie ihren Darm. Danach liegen sie zusammengerollt (bis zu 10 Murmel pro Kessel) und verringern ihre Lebensfunktion. Die Körpertemperatur wird auf 10° C gesenkt (minimal auf 5° C), die Herzschläge auf

Die aufrechte Stellung ist typisch für das Murmeltier

ca. 30/min. (min. 2-3) und die Atemzüge werden auf 2-4 pro Minute gesenkt. Der Winterschlaf tritt ein, wenn die Kesseltemperatur 12° C erreicht, sinkt sie unter 5° C, wachen die Tiere auf und ihre Körpertemperatur steigt auf die Normaltemperatur von 35-36° C an. Dadurch heizen sie die Kesseltemperatur wieder auf 12° C an. In diesen Pausen setzen die Murmel nur Harn ab. In der Winterschlafzeit (ca. 6 Monate) zehren die Murmel von dem im Herbst angeästen 1,5 kg Feist; der fast zur Gänze verbraucht wird.

 

Foto: PW – Jagdportal

Vorbereitung auf den Winterschlaf

Doch am wichtigsten für die kleinen Murmeltiere ist es jetzt, viel zu fressen. Am liebsten Gräser, Kräuter und Samen. Sie haben nur drei Monate Zeit, um das 50-Fache ihres Geburtsgewichts zu erreichen. Nur so können sie den bevorstehenden Winterschlaf überleben.
Murmeltiere legen keine Nahrungsvorräte an. Sobald sie im Herbst nicht mehr genug zu fressen finden und ihre Fettreserven ausreichend gefüllt sind, begeben sich die Murmeltiere in den Winterschlaf.
Schon im Sommer bereiten sie sich auf die ausgedehnte Ruhe vor. Murmeltiere sammeln Gräser, die sie in der Sonne trocknen, um mit dem Heu ihren Schlafplatz auszupolstern. Neben den zehn bis siebzig Meter langen Tunneln, die die Nager im Frühling und Sommer als Schutz vor Feinden und zu viel Wärme anlegen, beziehen sie im Winter einen separaten Bau, der mit Zapfen aus Lehm und Gestein verschlossen wird.
Während des Winterschlafs sinkt der Energieverbrauch der Murmeltiere auf unter zehn Prozent. Organe, vor allem der Magen und die Niere, verkleinern sich. Auch die Körpertemperatur fällt von 39 auf fünf bis sieben Grad Celcius.
Die Atmung der Hörnchen wird auf zwei Züge pro Minute reduziert. Auch das Herz schlägt nur noch 20 anstatt 200 Mal pro Minute, um während der langen Ruhephase Energie zu sparen.

Murmeljagd in Südtirol:
In Südtirol dürfen Murmeltiere mit Sondergenehmigung aus Schad- und Hauptverbreitungsgebieten entnommen werden.  Allerdings unter ganz konkreten Auflagen und Bedingungen.  Die Bejagung darf ausschließlich mit bleifreier Munition erfolgen und das Murmeltier ist innerhalb von 24 Stunden dem zuständigen hauptberuflichen Jagdaufseher vorzuzeigen, der wiederum das Geschlecht, Alter und Gewicht vermerken muss. 

Die Murmeltierjagd hat in Südtirol zwar eine lange Tradition, doch versuchen Tierrechtler und Jagdgegner seit Jahrzehnten, die „Murmentenjagd“ zu torpedieren. Auf der anderen Seite fordern die Landwirte mit Nachdruck eine Bejagung, weil die kleinen Nager auf den Mähwiesen beträchtliche Schäden verursachen.
Nach einem zähen Ringen  (SIEHE BERICHT im ANBLICK),  dürfen Murmeltiere wiederum in Südtirol vom 1. September bis Ende des Monats mit Sondergenehmigung und nur mit bleifreier Munition (Vollmantelgeschoße sind verboten) gejagt werden. Für die Entnahme gelten strenge Auflagen: Sie grenzen sowohl die für die Jagd zugelassenen Gebiete als auch die Höchstgrenzen ein. Zudem ist festgelegt, wer die Tiere erlegen darf bzw. wie der Abschuss zu belegen ist. Nach Unterzeichnung des entsprechenden Dekretes durch den Landeshauptmann hat das Landesamt für Jagd und Fischerei den direkt interessierten Organisationen das Dekret mit dem überarbeiteten Managementplan, eine Zusammenfassung der diesjährigen Abschusspläne und die Bejagungsvorschriften übermittelt. Insgesamt werden in Südtirol ca. 1.900 Murmeltiere zum Abschuss freigegeben. Damit wird die nachhaltige jagdliche Entnahme von 2017 fortgeführt.
Die Land stützt sich mit seinem Dekret auch auf ein positives Gutachten der Höheren Anstalt für Umweltschutz und Forschung ISPRA und hat nach deren Vorgaben aus dem Vorjahr das „Bejagungskonzept für das Murmeltier 2017–21“ überarbeitet. Dies ist wichtig, da das Konzept nur so rechtlichen Anfechtungen – z. B. durch Tierschutzorganisationen – standhalten kann. Die ISPRA hat insbesondere auf ein umfassendes Monitoring Wert gelegt. Mit der Überwachung und Kontrolle der Maßnahmen sind das Landesforstkorps und die hauptberuflichen Jagdaufseher beauftragt. Das Landesamt überprüft laufend den Erhaltungszustand der Murmeltierpopulationen.

Nochmals Glück gehabt….

Maximal fünf Prozent entnehmen
In Südtirol leben derzeit auf mehr als 50.000 Hektar über 55.000 Murmeltiere. Die Population ist gemäß der europäischen Habitatschutzrichtlinie in einem günstigen Erhaltungszustand. Daher – so argumentiert das Landesamt für Jagd und Fischerei – ist eine jagdliche Nutzung nachhaltig verträglich. Das Dekret des Landeshauptmanns gilt für weitere drei Jahre, wobei alljährlich ein Fachgutachten des ISPRA einzuholen ist. Im Zeitraum 2017 bis 2021 dürfen maximal fünf Prozent des Frühjahrsbestandes entnommen werden, davon höchstens 2,5 Prozent des landesweiten Murmeltierbestandes in gemeldeten Schadgebieten (Ein Schadgebiet liegt vor, wenn Landwirte Schäden melden und diese vom Forstdienst bestätigt werden), und weitere maximal 2,5 Prozent in allen Populationen von mindestens 100 Individuen.
Auch im kommenden Jahr müssen Grundeigentümer Schäden wieder melden, um gezielte Abschüsse auf diesen Flächen zu ermöglichen – im Frühjahr wird der „Südtiroler Landwirt“ rechtzeitig darauf hinweisen

Jagd:  Murmeltiere werden auf der Pirsch oder beim Ansitz bejagt. Gejagt wird bevorzugt in Kerngebieten mit ausgedehnten Kolonien und großen Familien. Kleine Familien sollten geschont werden, da die Jungen ihre Elterntiere zum Überwintern brauchen. Wie beim restlichen Niederwild gilt auch für die Murmeltierjagd, dass man sie nur an drei Tagen pro Woche ausüben darf. Jeder Jagdgang muss vorher im Kontrollkalender angekreuzt werden. Und jedes erlegte Murmeltier muss gleich nach der Bergung im Kontrollkalender eingetragen werden. Die Erlegung muss noch am selben Tag dem Revierleiter gemeldet werden. Zudem ist das Murmeltier innerhalb von 24 Stunden dem zuständigen hauptberuflichen Jagdaufseher vorzuzeigen. Dieser wiegt das Murmeltier und misst den Abstand der Genitalöffnungen zwecks Geschlechtsbestimmung. Außerdem wird jeder Abschuss auf einer Karte verortet.

Schieße niemals ein Murmel am Bau, denn meistens flüchtet das  Murmel auch nach einem guten Schuss noch einige Meter und verschwindet im Murmelbau. Dadurch wird das Murmel nicht nur verloren geschossen, sondern durch das tote Murmel im Bau muss die Murmelfamilie bzw. Mitbewohner den Bau verlassen und haben im Spätherbst vor dem Winterschlaf nicht mehr die Möglichkeit einen neuen Bau/Zuhause zu graben.  

Ausdrücke:
Murmel: Murmentl, Murmel
Fett: Murmelfett o. Schmalz
Gesamtes Wild im Revier: Bestand
Männliches Tier: Bär
Fortpflanzungszeit: Bärzeit,
Weibliches Tier: Katze
Nahrung: Äsung
Junge: Affen
Unterirdische Behausung: Bau (jeweils Sommer-/Winterbau)
Ohren: Lauscher auch Gehöre
Sich dort aufhalten: im Bau stecken
Pfote: Brante
Zugang vom Winterbau schließen: mit einem Zapfen zuschlagen
Schwanz: Rute
Wohnhöhle im Bau: Schopf
Haut abziehen: abschwarten, abbalgen
Ausweiden: aufbrechen

Lautäußerung: Pfeifen (Warnlaut) ANHÖREN