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Wolf, Fuchs, Hund oder Schakal?

Wir wissen zwar wie diese hundeartigen Raubtiere auf Fotos aussehen,  aber können wir diese Wildarten auch in freier Wildbahn unterscheiden, wenn wir ihnen begegnen? Wer hat schon einmal einen Wolf, Fuchs oder Schakal jaulen oder bellen gehört?  Wer erkennt die Trittsiegel dieser 4 hundeartigen Raubtiere? Viele werden sagen:“ Kein Problem“, aber so einfach ist das nicht!     Kein anderes Thema beschäftigt uns zur Zeit mehr wie Wolf und Schakal, fast täglich lesen wir in den Medien über Risse von Nutztieren oder Sichtungen in Dorfsnähe, auf Strassen und auf Schipisten. Diese Raubtiere, bewegen, polarisieren, sind faszinierend und schrecken zugleich viele Menschen ab.  “Das Thema Wolf darf nicht verharmlost werden”, Eine Verharmlosung der Wölfe seitens der Politik und „Wolfskuschler“ und die „Aggression der Andersdenker“ löst einen inneren Alarm aus: „Die Gefahr, die von Wölfen ausgeht, wächst.“ Es gebe immer mehr Nahbegegnungen zwischen Erwachsenen, Jugendlichen, Kindern und dem Wolf.  Die rasante Zunahme dieser Tiere bereitet den Menschen grosse Sorgen, vor allen die Bauern fürchten um ihre Nutztiere. Nicht die JÄGER sondern die POLITIKER  sind für die Wolfsregulierung und Schutz der Nutztiere zuständig.  

Wolf

Wolf – © Fotograf unbekannt

DIE RÜCKKEHR DER WÖLFE und SCHAKALE führt zu grossen Konflikten, trotzdem sind sehr viele Menschen von Anmut, Schönheit und Wildheit der Tiere fasziniert. Der Wolf ist rezent das größte Raubtier aus der Familie der Hunde. Wölfe leben meist in Rudeln, bei denen es sich um Familienverbände handelt. Grundsätzlich stammen alle Hunderassen vom Wolf ab. Wölfe sind intelligent, anpassungsfähig und hoch sozial. Ein Rudel setzt sich aus einzelnen Charakteren zusammen, die sehr individuell sein können.  Aus diesen bildet sich aber auch eine Gruppenpersönlichkeit,  die bestimmt, ob ein Rudel eher freundlich oder ernst oder gar gefürchtet rüberkommt. Eine Wolfsfamilie besteht immer aus Tieren beider Charaktertypen.  Die Leitwölfe sind meist eine Kombination aus beiden und ergänzen sich hervorragend. Die Rangordnung ist bei Wölfen festgelegt. Entschieden wird sie durch die Leittiere. Diese Rangordnung muss nicht erkämpft oder bewiesen werden. Was Mama und Papa sagen, ist Gesetz! Generell gilt im Wolfsrudel an erster Stelle:  Eltern entscheiden. Dann: Ältere, erfahrenere Wölfe entscheiden über jüngere. So kennt jeder seinen Platz, und kann ihn ausfüllen. Grenzen sind gesteckt und innerhalb dieser Grenzen darf sich das Rudelmitglied frei bewegen. Ich fasse zusammen: ALLES dreht sich bei Wölfen um ihre Familie. Sicherheit, Stabilität, Hingabe und Opferbereitschaft. “Je mehr Schutzausrüstung es gibt, desto mutiger und furchtloser wird der Wolf”. Mit anderen Worten, sie passen sich nicht nur an, sondern übernehmen auch die Aufgabe, die Hindernisse zu überwinden, die sie von ihrer “Belohnung” trennen: die Herden. Irgendwie wie eine Laborratte, die getestet werden muss, um den großen Preis zu bekommen…

Fuchs, Schakal, Wolf oder Hund, hier einige Vergleiche:

Aussehen und LEBENSWEISE Die in Europa vorkommenden Wölfe sind meist grau/bräunlich,  auch schwarz oder weiß gefärbt. Die Schwanzspitze ist schwarz. Der Kopf ist dunkel mit hellen bis weißen Partien seitlich des Mauls und an der Kehle. Die Augen des Wolfes sind hellbraun bis gelb und stehen schräg. Im Unterschied zum Schäferhund, mit dem er manchmal verwechselt wird, hat der Wolf eine gerade Rückenlinie und lässt den Schwanz (die Rute) beim Laufen hängen. Die dreieckigen, oben abgerundeten Ohren sind kleiner. Neben dem Gehör des Wolfes sind auch seine Augen hervorragend: Er kann auch in der Nacht ausgezeichnet sehen und hat einen Blickwinkel von 250 Grad. Menschen haben dagegen einen Blickwinkel von 180 Grad. Der Wolf kann hervorragend riechen: Seine Artgenossen und Beutetiere riecht er auf bis zu zwei Kilometern Entfernung. Wie alle Caniden ist der Wolf ein Zehengänger er läuft also auf den Zehen und tritt nicht mit dem ganzen Fuß auf. Der Wolf hat je 5 Zehen an den Vorderläufen und je 4 Zehen an den Hinterläufen. Die 5. Zehe am Vorderlauf ist allerdings im Trittsiegel nicht zu erkennen, da sie höher am Lauf sitzt. Pfotenabdrücke von Wölfen sind sehr groß und denen großer Hunde sehr ähnlich. Anhand einzelner Trittsiegel ist eine Unterscheidung meist nicht möglich. Die Bestimmung benötigt viel Erfahrung im Spurenlesen. Der Abdruck der Pfote eines erwachsenen Wolfes ist bedeutend größer als der eines durchschnittlich großen Hundes. Die Größe der Abdrücke der Wolfspfoten ist abhängig von Alter, Geschlecht sowie von individuellen Eigenschaften. Bei erwachsenen Wölfen beträgt sie 10 bis 13,7 cm in der Länge und 8 bis 9 cm in der Breite. Die Größe der Abdrücke der Wolfspfoten ist abhängig von Alter, Geschlecht sowie von individuellen Eigenschaften. Bei erwachsenen Wölfen beträgt sie 10 bis 13,7 cm in der Länge und 8 bis 9 cm in der Breite. Die Spur des ziehenden Wolfes hat Ähnlichkeit mit der eines Fuchses. Die Pfotenabdrücke der Wölfe sind aber viel größer. Der Wolf trabt anders als ein Hund, indem er die Vorder- und Hinterpfoten in eine Linie setzt und mit den Hinterpfoten in das Trittsiegel der Vorderpfoten tritt. Er hinterlässt somit eine Spur, wie wir sie vom Fuchs kennen, er schnürt. In der Regel ist der Verlauf der Spur geradlinig und nicht durch Abweichungen gekennzeichnet. Auch wenn sich mehrere Wölfe fortbewegen, so geschieht das meist in einer Reihe, wobei jeder nachkommende Wolf in die Trittsiegel des vorausgehenden tritt. Es sieht dann aus, als hätte man nur eine einzige Spur vor sich. Solche Spurenbilder kennen wir von streunenden Hunden nicht.

Wolfsrudel – Fotorechte unbekannt

Wölfe sind soziale Tiere mit starken Bindungen. Sie leben in einer Art Familienverband, dem Rudel. Der Mythos vom Alphatier – also einem Tier, das in der Rangordnung eines Rudels ganz oben an der Spitze steht – existiert unter natürlichen Bedingungen in Europa jedoch nicht.  Frei lebende Rudel bestehen aus einem Elternpaar und dessen Nachwuchs. Jedes Wolfsrudel lebt in seinem eigenen Territorium. Die Größe des Territoriums umfasst rund 150 bis 200 Quadratkilometer und wird durch das Angebot von Beutetieren bestimmt, die in ihm vorkommen.  Wölfe sind in der Regel scheu: Sie ziehen sich zurück, sobald sie einen Menschen wittern. Bei starker Beunruhigung durch den Menschen ist der Wolf überwiegend dämmerungs- und nachtaktiv. Er passt sich dem Verhalten seiner Beutetiere an.  Ein Wolfsrudel besteht aus den Elterntieren – die meist ein Leben lang miteinander verbunden bleiben – und dem aktuellen Wurf Welpen sowie den Jungtieren aus dem Vorjahr. Wölfe pflanzen sich einmal im Jahr fort, wobei sich nur die beiden Elterntiere des Rudels paaren. Sie ziehen sich dafür ein paar Tage vom übrigen Rudel zurück. Die Paarungszeit oder auch Ranzzeit ist von Januar bis März. Gerade in dieser Zeit sind Wölfe besonders aggressiv. Nach 61 bis 64 Tagen bringt die Wölfin 1 bis 11 blinde und taube Welpen in einer Höhle zur Welt. Nach etwa 20 Tagen öffnen die kleinen Wolfs-Welpen ihre Augen und nach circa 4 Wochen halten sie sich auch vor der Höhle auf. Nachdem die Welpen von der Mutter entwöhnt wurden (in der Regel nach 7 bis 9 Wochen der Fall), beteiligt sich das ganze Rudel an der Aufzucht der Welpen. Andere Wölfe würgen Futter hervor oder bleiben als Babysitter beim Nachwuchs, während das Rudel samt Wolfsmutter auf Jagd geht. Nach 10 Monaten sind die Wölfe ausgewachsen und nach 22 Monaten geschlechtsreif. Diese Jungtiere verlassen meist mit Eintritt der Geschlechtsreife nach 1 bis 2 Jahren das Rudel, um eine eigene Familie zu gründen. Wenn Wölfe heulen markieren sie ihr Territorium und nehmen Kontakt zu Artgenossen auf. Innerhalb seines Territoriums legt ein Wolf täglich weite Strecken bis zu 20 Kilometer zurück. Junge Wölfe, die vom Rudel abwandern, um ein eigenes Rudel zu gründen, schaffen sogar bis zu 80 Kilometer am Tag. Dabei läuft der Wolf als Ausdauerläufer durchschnittlich 10 bis 12 Stundenkilometer im Trab. Bei kurzen Sprints schafft er sogar Spitzengeschwindigkeiten von bis zu 50 km/h.

STIMME vom WOLF

Das Wolfsgeheul ist besonders markant. Dem Wolfsgeheul haftet etwas Trauriges an. Die Laute haben aber nicht unbedingt einen negativen Hintergrund. Wenn Wölfe heulen, wollen Sie miteinander kommunizieren. So einsam das Wolfsgeheul auch klingen mag, es drückt im Grunde die Zugehörigkeit zum Rudel aus. Das Heulen eines Wolfes wird vom Rudel erwidert. Die Tiere können das Geheul aus bis zu 15 Kilometer Entfernung vernehmen und markieren auf diese Weise auch ihr Revier. Anderen Wölfen wird signalisiert: “Bis hierhin und nicht weiter.” Lassen sich fremde Wölfe durch den wölfischen Chor nicht aus dem Jagdrevier vertreiben, kann dies zu Kämpfen um das Territorium führen. Das Heulen der Wölfe ist ein Ausdruck bestimmter Emotionen. Sie „heulen“ fehlenden Rudelmitgliedern hinterher. „Wölfe sindinteressante Tiere. Sie haben ein hochentwickeltes Sozialverhalten“,

Goldschakal

 

Goldschakal-Quelle-OÖ LJV.

Wie sieht ein Goldschakal aus? Während die meisten Menschen ungefähr wissen, wie ein Wolf oder ein Fuchs aussieht, ist der Goldschakal der breiteren Öffentlichkeit allerdings vollkommen unbekannt. Das liegt zum einen daran, dass Canis aureus, so der lateinische Name, sehr scheu ist und vor allem in der Dämmerung und in der Nacht jagt und wandert. Der Goldschakal (Canis aureus) ist eine eng mit dem WOLF verwandte Art der Hunde. Er ist der einzige Schakal der in Europa verbreitet ist. Der gefährlichste natürliche Feind des Goldschakals ist der Wolf.  Die Anwesenheit eines Wolfsrudels in einer Gegend führt oft zur Abwanderung oder zum Tod einer Schakalfamilie. Man nimmt an, dass es früher auf europäischem Boden überhaupt keine Schakale gegeben hat. Die Abwesenheit von Wölfen könnte in naher Zukunft die weitere Ausbreitung von Schakalen nach Süd- oder gar Mitteleuropa begünstigen. Kennzeichen Der Goldschakal (Canis aureus) gehört in die Familie der Hundeartigen mit einem Körpergewicht von 7-15 kg und einer Schulterhöhe von 44-50 cm. Wenig größer als der Rotfuchs und deutlich kleiner als der Wolf erkennt man den Goldschakal an seinem gelbgrauen, manchmal rötlichen Fell, mit Schwarztönen an Rücken und Schwanzspitze und der namensgebenden goldenen Fellfarbe der Flanken und Läufe.

Pfote Goldschakal (Quelle: Hatlauf/DJV)

Der Goldschakal gehört zu den mittelgroßen Karnivoren (Fleischfressern Der Goldschakal sieht ein bisschen aus wie eine Mischung aus Wolf, Fuchs und Hund  Der Goldschakal ist nur wenig größer als ein Fuchs und deutlich kleiner als ein Wolf. ).  Im Vergleich zum Fuchs hat er eine kurze und buschige Rute. Das Trittsiegel des Goldschakals ähnelt dem eines großen Fuchses, seine Mittelballen sind jedoch im unteren Teil verwachsen. Die Ohren haben eine spitze Form und liegen weit voneinander entfernt. Der Geruchssinn des Goldschakals ist sehr gut ausgebildet.  Tatsächlich sieht er aus wie eine (biologisch unmögliche) Kreuzung aus den beiden. Der Goldschakal erreicht eine Schulterhöhe von 44 bis 50 Zentimetern und ein Maximalgewicht von rund acht bis 15 Kilogramm. Typisch für den Goldschakal ist das namengebende, gelb-graue Fell, ein kurzer, buschiger Schwanz mit dunkler Spitze – und das weiße Fell an Schnauze und Kehle. Schakal ist die Bezeichnung mehrerer Arten der Wildhunde von wolfsähnlicher Gestalt, die deutlich kleiner sind als Wölfe. Sie nehmen ähnliche ökologische Nischen ein und stehen damit in Gebieten, in denen sich ihre Verbreitungsgebiete überschneiden, in Konkurrenz zueinander.

Goldschakal

Der Goldschakal schleicht sich ähnlich wie der Fuchs an seine Beute an und springt dann überraschend auf sie los. Der Goldschakal ist dämmerungs- und nachtaktiv. Goldschakale sind scheu, sie meiden den Kontakt mit Menschen und sind nur sehr selten zu sehen. Auch sein breites Nahrungsspektrum und seine gute Anpassungsfähigkeit an unterschiedliche Lebensräume ähneln dem eines Fuchses. Durch die Überschneidung des Beutespektrums konnte beobachtet werden, dass dort, wo beide Arten parallel vorkommen, die Dichte der Füchse abgenommen hat. Füchse meiden die Anwesenheit von Goldschakalen, die sie durch Kot und Markierstellen wahrnehmen. Der Goldschakal ist in seiner Lebensraumwahl flexibel und kann sich gut an verschiedene Gegebenheiten anpassen. Offene und gehölzfreie Landschaften meidet er aber eher. Gute Bedingungen und genügend Nahrung findet er in einer reich strukturierten Agrarlandschaft und in Feuchtgebieten vor. Der Goldschakal ist ein Allesfresser und passt sein Fressverhalten an die Verfügbarkeit der Saison und Umgebung an. Der Goldschakal ist ein Generalist, das heißt, er ernährt sich von einer großen Vielfalt an Beutetieren (u.a. Nagetiere, Hasenartige, Reptilien, Amphibien, Vögel, Insekten). Beeren und Früchte, Aas oder Schlachtabfälle können ebenfalls Teil seiner Nahrung sein, was ihm ermöglicht, sich in unterschiedlichen Habitaten anzusiedeln. Goldschakale jagen solitär, in Paaren oder im Rudel. Sie jagen kleine bis mittelgroße Beute – es werden auch Nutztiere wie Schafe oder größere Tiere von ihm erbeutet. Die Paarungszeit ist von Januar bis Februar. Ende April/Anfang Mai bringen die Fähen drei bis fünf Jungtiere zur Welt, mit einer Säugezeit von 6 bis 8 Wochen. Goldschakale haben eine Lebenserwartung von 8 bis 9 Jahren. Meistens bleibt ein Paar ein Leben lang zusammen. Die Territorien der Paare betragen ungefähr zwei bis sechs Quadratkilometer. Manchmal bleibt ein Jungtier bei den Eltern, um sie bei der Aufzucht der Jungtiere zu unterstützen.

STIMME GOLDSCHAKAL

Wenn ein Goldschakal heult, dann klingt das wie eine Mischung aus Winseln und Schreien. Fast wie eine Sirene. Manchmal kommt auch nur ein Knurren aus der Kehle des Goldschakals. Oder ein heiseres Bellen. Kommunizieren können die Schakale untereinander über verschiedene Laute, wie etwa bellen, winseln oder heulen, wie du es zum Beispiel von Haushunden kennst.

FUCHS – ROTFUCHS

Fuchs © Reiner Jacobs

STIMME FUCHS

Während der Paarungszeit sind häufig schreiende und bellende Geräusche von einem Fuchs zu hören, die über weiter Distanzen zu vernehmen sind. Die weiblichen Füchse, Fähen genannt, locken die männlichen Rüden mittels lauter, schriller Schreie an. Letztere antworten mit heiserem Bellen. Füchse kommunizieren über eine Vielzahl von Lauten, wie zum Beispiel Bellen, Knurren oder Winseln. Ähnlich wie bei Hunden spielen auch Gesichtsausdrücke und Körperhaltung eine wichtige Rolle in der Kommunikation mit Artgenoss:innen. Neben den Lautäußerungen kommunizieren die Tiere auch über Gerüche untereinander.

Siehe den Bericht Verhaltenund Lebensweise  im Südtiroler Jagdportal bei NIEDERWILD

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HUND

 

Wolfshunde werden auch als Haustiere gehalten – Foto von Thomas Kunas

STIMME HUND: Rotweiler, Mischling, Schäferhund und Hirtenhund 
Wuffen gefolgt von kurzem, mittlerem, schnellem Bellen: Wachsame Hunde warnen vor drohender Gefahr. Kurzes, tiefes Bellen: Drohung, Kampfbereitschaft oft in Kombination mit Knurren und Zähnefletschen. Hohes, hysterisches Bellen: Angst, oft in Kombination mit Jaulen.
Siehe den Bericht, Lebensweise, Zucht……….usw.  im Südtiroler Jagdportal bei JAGDHUNDE
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Bericht: Südtiroler Jagdportal PW –
Quelle Text: aus verschiedenen Presseberichten
Stimmen: Musikverlag AMPLE (rechtlich erworben) 
© alle Rechte vorbehalten

 

HERDENSCHUTZ IN DER SCHWEIZ AM LIMIT

In der Schweiz läuft es gut mit dem Herdenschutz, das ist eine bekannte Aussage von Wolfsbefürwortern. Der Almwirtschaftliche Verein Oberbayern hat mit Marcel Züger, einem fundierten Kenner der Schweizer Wolfssituation, ein Interview geführt. Er ist Dipl. Biologe der ETH Zürich und Inhaber eines Ökobüros in Salouf im Kanton Graubünden. Das Interview hat zwei Teile, wovon einer später veröffentlicht wird.

Herr Züger, wie stehen Sie zum Wolf?
Vor 25 Jahren hatte ich noch geschrieben, wir sollen dem Wolf «eine würdige Rückkehr in seine alte Heimat» ermöglichen. Als 2012 die ersten Welpen in der Schweiz bekannt wurden, habe ich mich riesig gefreut. Ich hatte daran geglaubt, wie uns der Wolf beschrieben wurde. Er ist aber ganz anders. Die Probleme, die noch auf uns zukommen, sind gigantisch.

Wie meinen Sie das?
Menschenscheu, nachtaktiv, ein einfacher Zaun oder die Anwesenheit eines Hundes halten ihn fern, so war es uns beschrieben worden. Und so ist der Wolf auch, aber nur in Gegenden, wo er stark bejagt wird. Wölfe sind enorm lern- und anpassungsfähig. Sie lernen, auch ausgeklügelte Herdenschutzmassnahmen zu umgehen. Wenn sie merken, dass vom Menschen keine Gefahr droht, werden sie immer dreister. Wölfe verhalten sich wie eine Jugendgang. Sie testen die Grenzen aus und wenn sie keine spüren, gehen sie immer weiter.
Scheu zu sein, war für Wölfe über Jahrhunderte die richtige Überlebensstrategie – solange sie bejagt wurden. Das führte zum einen zu einer genetischen Selektion, und zum anderen zu einem fortwährenden Lernprozess. Heute gilt das Gegenteil: Den Frechen gehört die Welt! Die Wölfe merken, dass sie vom Menschen nichts zu befürchten haben und werden immer dreister. Für sie ist unsere Landschaft wie ein Selbstbedienungsladen ohne Kasse.
Der nächste Schritt ist absehbar. Wenn die Wölfe lernen, dass sie mit Aggressivität noch einfacher zum Ziel kommen, dann werden sie zu einer echten Gefahr für die Bevölkerung, allen voran für Kinder.

Falls es gelänge eine Rudelbildung zu unterbinden, müssten die Problem doch überschaubar sein. Wie sehen Sie das?
Der Wolf wurde auch uns als Bewohner ausgedehnter, ruhiger Waldlandschaften beschrieben. Die Schweiz habe Potenzial für höchstens ein paar wenige Rudel. Das fusst auf einem fulminanten Irrtum: In Osteuropa war der Wolf tatsächlich in solch abgelegenen Gebieten zu Hause. Ganz einfach, weil er in der bäuerlich genutzten Kulturlandschaft bekämpft wurde. In der Kulturlandschaft findet er sich hingegen sehr wohl zurecht. Er braucht zwei Dinge: genug Nahrung und einen ruhigen Rückzugsort, solange die Welpen klein sind. Nahrung findet er in Europa fast überall und ist hier auch nicht wählerisch. Er braucht nicht zwingend Hirsch und Reh, er frisst, was ihm vor die Schnauze kommt. Das können Füchse, Nagetiere oder Essensreste sein, oder eben Nutztiere genauso wie Hunde und Katzen. Über kurz oder lang rechne ich damit, dass er kaum noch einen ruhigen Rückzugsort braucht. Je mehr er sich an den Menschen gewöhnt, desto mehr wird er sich in unserer unmittelbaren Nachbarschaft niederlassen.
Als Vergleich: Bei uns im Bergdorf werden die Füchse bejagt, sie kommen nur höchst selten ins Dorf. In den Städten wird ihnen kein Haar gekrümmt, und sie ziehen dort ihre Junge auf. Denselben Weg wird der Wolf wohl auch nehmen, wenn wir ihn frei gewähren lassen. Mit dem Unterschied, dass das ziemlich ungemütlich werden kann – und zwar für uns und nicht für ihn!

Die Entwicklung ist in Bayern noch ganz am Anfang. Sehen Sie Parallelen zur Schweiz?
Der erste Einwanderer in der Schweiz wurde 1995 beobachtet. Bis zur ersten Reproduktion vergingen fast 20 Jahre. Soviel Zeit wird ihnen in Bayern nicht bleiben. Häufiger ist es, dass sich 2-3 Jahre nach den ersten Beobachtungen Rudel bilden.
In der Schweiz sind derzeit 15 Rudel offiziell bestätigt, wahrscheinlich kommen noch etwa 5 weitere Rudel dazu. Betroffen sind vor allem die Bergkantone Graubünden, Glarus, Wallis und Waadt. Die Ausbreitung geschieht rasch, mit einem Wachstum von 30-40% pro Jahr. Also eine Verdopplung alle 2-3 Jahre. Wenn die Entwicklung so weitergeht, wird die Schweiz innert rund 15 Jahren flächendeckend besiedelt sein. Mit einer durchschnittlichen Reviergrösse von etwa 250 km².
Das Bestandswachstum ist das eine. Zum anderen gibt es immer mehr Problemwölfe, die den Herdenschutz überwinden oder Grossvieh angreifen. Wobei «Problemwolf» eigentlich nicht den Kern trifft, denn sich anzupassen, ist das natürliche Verhalten. Jeder Wolf hat das Potenzial, zum Problemwolf zu werden. Mit dem Nicht-Management, das in ganz Europa betrieben wird, züchten wir Wolfs-Tyrannen. Der Wolf ist kein «Bösewicht», nur unser Laisser-faire macht ihn dazu.

Was verstehen Sie unter Nicht-Management?
Die Forderung der Wolfsschützer ist, dass sich die Wölfe ungehindert ausbreiten können. Wo sie auftreten, müssen die Weidetiere geschützt werden, und nur in ganz wenigen Ausnahmefällen dürften Wölfe abgeschossen werden. Das führt zu einem Wettrüsten, die Herdenschutzmassnahmen müssen aufwändiger werden: Mehr Hunde, mehr und höhere Zäune, mehr Aufwand für die Hirten und Tierhalter und im Gegenzug weniger Weide und dafür mehr Stallhaltung.
Zusätzlich verlagert sich das Problem mittlerweile. Zunächst war nur Kleinvieh betroffen, aber viele Schafherden wurden daraufhin in den letzten Jahren geschützt. Die Wölfe greifen nun das nächstschwächere, ungeschützte Opfer an, nämlich Jungrinder. Wölfe erlegen so wehrhafte Tiere wie Bisons oder Elche. Es liegt auf der Hand, dass sämtliche Nutztiere bis hin zur ausgewachsenen Kuh im Beutespektrum der Wölfe liegen. Dass Grossvieh gefährdet ist, wird teilweise noch immer geleugnet. Auch die Idee, Esel oder Alpakas als Herdenschutz einzusetzen, hält sich hartnäckig. Das ist Humbug. Sie dienen höchstens als gezielte Ablenkfütterung.
Der einzige wolfssichere Zaun war der Eiserne Vorhang zwischen West- und Ostdeutschland. Alles andere wird früher oder später überwunden.

Wie sieht es mit Herdenschutzhunden als Abwehr aus?
Aktuell profitieren wir noch vom Vergrämungs-Effekt der Hunde auf den Wolf. Dass dies dauerhaft funktioniert, ist eine Illusion. Auch hier gilt: Die Wölfe werden lernen, die Hunde auszutricksen. Oder sie als Nahrung zu nutzen, wie es stellenweise in Russland schon der Fall ist.
Die Herdenschutzhunde in der Schweiz werden zwar nach bestem Wissen und Gewissen ausgebildet. Diese Hunde sind wie Soldaten nach der Rekrutenschule. Draussen geht es aber eher zu wie in Afghanistan. Damit die Hunde gegen ein geübtes Wolfsrudel eine Chance hätten, bräuchte es im Kampf ein Verhältnis von 1:1. Ausserdem müssten unsere Hunde viel «schärfer» sein. Im Vergleich zu Herdenschutzhunden in Osteuropa oder der Türkei wirken unsere wie Schosshunde. Dort sind die Schafherden in weiten Landschaften unterwegs und die Hunde begleiten die Herde wie ein Sicherheitsteam einen Goldtransport. Alles was in die Nähe kommt wird vertrieben – ob Wolf oder Mensch. Bei uns haben die Herdenschutzhunde eine unlösbare Aufgabe. Sie sollen unterscheiden zwischen «bösem» Wolf und «liebem» Hund und zwischen galoppierendem Wolf und galoppierendem Jogger? Das ist unmöglich.

Was heisst das für den Tourismus?
Zunächst: Es geht nicht nur um Schafalpen, sondern alle Tiergattungen sind betroffen. Mutterkühe werden aggressiver, erst recht, wenn sie ein Kalb führen. Gleichzeitig haben immer mehr Wanderer keine Ahnung von der Natur. Sie durchqueren Kuhherden oder wollen Kälbchen streicheln. Das war schon immer riskant, wird jetzt aber lebensgefährlich. Auch für die Bauern kann das schlimm enden, wenn vormals umgängliche Kühe zu aggressiven Furien werden. Bei uns gab es schon mehrere Vorfälle, wo erfahrene Bauern nur mit letzter Not fliehen konnten.
Dafür müssen nicht einmal direkte Angriffe passieren. Ein Beispiel vom vergangenen Jahr: Drei Wölfe hatten ein Gamsrudel gehetzt. Die Hatz ging in rasender Geschwindigkeit auch durch eine Rinderweide. Die Rinder stoben natürlich in alle Richtungen auseinander und rissen die Weidezäune nieder. Kollisionen mit Personen oder auch Fahrzeugen sind hier vorherseh- und erwartbar.
In touristisch genutzten Gebieten wird es nur noch ein Entweder – Oder geben. Entweder Beweidung mit intensivem Herdenschutz, oder Tourismus mit Wanderern und Bikern – dann ist aber Herdenschutz nicht verantwortbar. Für den Tourismus ist nicht so sehr der Wolf selbst eine Gefahr, sondern die Herdenschutzmassnahmen. Mir graut vor der Kluft, die sich zwischen Tourismus und Landwirtschaft auftun könnte, denn beide sind aufeinander angewiesen. Der Tourismus schätzt die gepflegte Landschaft, die Landwirte die Abnehmer ihrer hochwertigen Produkte.

Pressebericht: SAMERBERGER NACHRICHTEN
Bericht und Fotos: Almwirtschaftlicher Verein Oberbayern e.V.

Toter Wolf auf der Straße in Mühlbach

Am Mittwochfrüh um 2:15 Uhr hat ein Autofahrer einen toten Wolf auf der Straßenanbindung von Mühlbach an die Pustertaler Staatsstraße gefunden. Dies teilt das Landesamt für Jagd und Fischerei mit.
Ein vorbeifahrender Autofahrer hat am Mittwoch, 19. Jänner, in den frühen Morgenstunden einen toten Wolf auf der Straße in Mühlbach gefunden. Der Wolf lang auf der Straße, die vom Dorf Mühlbach Richtung Pustertaler Staatsstraße (SS49) führt. Das Raubtier war wahrscheinlich angefahren worden und infolgedessen gestorben. Laut Bericht des Landesamts für Jagd- und Fischerei wurde keine Anzeige erstattet. Bei dem Wolf handle es sich um ein “junges, wahrscheinlich zwei Jahre altes Männchen mit einem Gewicht von 38,4 Kilo, das offenbar bei bester Gesundheit war”, sagt Land- und Forstwirtschaftslandesrat Arnold Schuler.
Der Tierkadaver wurde gestern Abend in eine Zelle des Pfunderer Wildgeheges gebracht, wo er anschließend abgeholt und zum Amt für Jagd- und Fischerei in Bozen gebracht wurde. Die Techniker dort haben biometrischen Messungen vorgenommen. Heute wird der Wolf für die vorgesehenen Gesundheitschecks ins Zooprophylaktische Institut gebracht. Für genetische Tests werden die Gewebeproben an die Edmund-Mach-Stiftung von San Michele all’Adige geschickt. So will man herausfinden, ob es sich erstens um ein bereits zuvor beprobtes Tier handelt oder zweitens um einen jungen Wolf, der sich von einem Südtiroler Rudel entfernt hat, oder drittens ob es ein Wolf ist, der aus einem anderen Gebiet in den Alpen stammt.
Im Winter sind gerade junge Wölfe, die das Rudel kürzlich verlassen haben, gefährdet, Opfer von Unfällen mit Fahrzeugen zu werden, da sie noch unerfahren sind und sich das Risiko nicht erkennen.

Landesrat Arnold Schuler betont: “Es ist wichtig, einzugreifen und Maßnahmen im Rahmen des Managements von Großraubwild wie Bären und Wölfe zu setzen. Wir kämpfen weiter auf allen Ebenen, um dieses Ziel zu erreichen.”

Quelle: Landespresseamt np/san  20.01.2022, 10:49